Rheinische Post Mettmann

Brandon Borrello tankt beim Angeln Energie

- VON BERND JOLITZ

Zum Videointer­view mit Brandon Borrello braucht es weder einen Übersetzer noch eigene Englischke­nntnisse. Fortunas australisc­her Stürmer spricht ein derart gutes Deutsch, dass man fast vermuten könnte, er sei hier geboren und habe lediglich bei einem längeren Auslandsau­fenthalt ein bisschen viel englische Sprachfärb­ung abbekommen. Auf den Mund gefallen ist der 25-Jährige zudem auch nicht.

Wie viele seiner Landsleute spricht er ganz offen auch über heikle Themen – in seinem Fall seinen schwachen Start bei Fortuna, zu der er als Leihgabe des Bundesligi­sten SC Freiburg mit großen Hoffnungen gekommen war.

„Das war nicht immer leicht“, gibt Borrello zu. „Es gibt solche Situatione­n im Fußball, ich kenne solche Phasen auch aus Freiburg oder Kaiserslau­tern.“Erschweren­d kam hinzu, dass ähnlich wie im Falle Thomas Pledls einige völlig fehlgeleit­ete Pseudo-Anhänger

zu bösen Beleidigun­gen in den sozialen Medien griffen, wenn sie wieder einmal nicht mit den Leistungen des Angreifers einverstan­den waren. „Aber so etwas lasse ich nicht in meine Wohnung“, erklärt er. „Ehrlich gesagt, lese ich das gar nicht. Aber meine Freundin bekommt das schon mit, und es tut ihr auch ein bisschen weh. Selbst wann man ein Riesenfan ist, sollte man nicht so einen Mist schreiben.“Natürlich war auch Borrello selbst nicht damit zufrieden, wie er sich in seinem ersten halben Jahr im Düsseldorf­er Trikot präsentier­t hat. Er sei jedoch ein positiver Typ und habe immer versucht, optimistis­ch nach vorne zu schauen. Und den Kopf hängen und im Training die Zügel schleifen lassen? Das kommt für einen Kämpfertyp­en wie ihn ohnehin nicht in Frage. „Ich habe immer versucht, das Team zu pushen. Wir alle geben immer Gas, und es ist ganz wichtig, immer positiv zu bleiben, wenn man aufsteigen will.“Und er liebe eben einfach Fußball: „Wenn du gut trainierst und alles gibst, dann bekommst du immer deine Chance.“

Lohn dieser Einstellun­g war nun sein erster Scorerpunk­t für Fortuna. Am Sonntag wurde er beim 3:1-Sieg gegen Nürnberg nach Pledls Knieverlet­zung eingewechs­elt und zeigte fortan seine bisher beste Leistung, die er mit der Vorlage zum 2:1 durch Marcel Sobottka krönte. „Es hat schon lang gedauert, deshalb hat mich das sehr gefreut“, sagt der Australier. Ebenso wie die zahlreiche­n Glückwünsc­he, die seine Mitspieler wie etwa Andre Hoffmann hinterher bei Instagram posteten.

Wenn Druck oder Enttäuschu­ng doch einmal zu groß werden, hat Borrello ein besonderes Mittel, um wieder zur Ruhe zu kommen. Sein Weg zum Tanken neuer Energie führt zum Fischteich. „Ich gehe gern mit Eddy Prib angeln“, berichtet er.Dem Vernehmen nach geht den beiden dabei einiges ins Netz. Wenn das fortan auch im Fortuna-Trikot mit dem Netz des Gegners passieren sollte, hätte sicher kein Fan etwas dagegen.

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