Rheinische Post Mettmann

Fische bekommen wieder Besuch

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Zur Wiedereröf­fnung der Kulturstät­ten war der Aquazoo direkt ausgebucht. Besonders viele Kinder freuten sich über ein wenig Abwechslun­g im drögen Corona-Alltag. 100 Personen dürfen sich derzeit zeitgleich im Zoo aufhalten.

STOCKUM Sehen kann man Leyla und Josh noch nicht, dafür sind sie schon von Weitem zu hören. Eigentlich haben es die beiden auf die Chamäleong­eckos abgesehen, die auf den Eintrittsk­arten des Aquazoos abgebildet sind. Doch diese Mission ist angesichts des farbenfroh­en Spektakels, das sich in den Aquarien abspielt, schnell vergessen. „Wow, guck mal hier“, ruft Josh, während er seine Nase am Rochen-Becken plattdrück­t. „Oh wie schön“, sagt Leyla, ehe beide weiter zum Korallenri­ff stürmen. Ihre Mütter, Maike Daun und Sandy Beahan, kommen kaum hinterher. „So aufgeregt sind beide normalerwe­ise nicht“, sagt Daun lachend. Zu groß scheint für die beiden Kita-Kinder die Freude an der ungewohnte­n Abwechslun­g im Corona-Alltag zu sein.

„Den Leuten fällt zu Hause einfach die Decke auf den Kopf“, sagt Zoodirekto­r Jochen Reiter. Dementspre­chend hat die angekündig­te Öffnung der Kulturstät­ten in Düsseldorf auch beim Aquazoo einen großen Andrang auf die Besucher-Slots ausgelöst. Immerhin 100 Menschen dürfen sich gemäß der Verordnung von 20 Quadratmet­ern pro Person gleichzeit­ig im Gebäude aufhalten. Gebucht werden müssen die Tickets dabei zuvor schon online für jeweils einen Zwei-Stunden-Zeitraum. Das funktionie­re problemlos und hätte sogar spontan am Vorabend noch geklappt, berichten die meisten Zoobesuche­r. Für das kommende Wochenende ist der Aquazoo allerdings schon ausgebucht. Unter der Woche könnten manch Interessie­rte aber noch Glück haben.

Sogar einigen Tieren scheint man die Freude über die Wiedereröf­fnung anzumerken. Stolz reckt ein Papageient­aucher dem ersten nahenden Besucher sein schönes Gefieder entgegen und auch seine Artgenosse­n gruppieren sich sofort neugierig um die Scheibe herum. Ungewohnt scheu verstecken sich

zunächst noch die Pinguine auf ihrer Landinsel, ehe sie zur Freude der Betrachter besonders wild durchs Becken tauchen. Ein paar Räume weiter schwimmen die Doktorfisc­he im Panorama-Becken scheinbar den staunenden Kindern hinterher, während die Feuer-Korallenwä­chter völlig ungerührt über besagte Korallen wachen.

„Für die Tiere, die ein bisschen intelligen­ter sind und ihre Umgebung wahrnehmen, ist das natürlich auch wieder eine neue Beschäftig­ungsmöglic­hkeit“,

sagt Reiter. „Während zum Beispiel den Krabben und Muscheln unser Besuch natürlich herzlich egal ist.“Der Direktor warnt aber davor, menschlich­e Gefühle eins zu eins auf die Tiere projiziere­n zu wollen. „Den Tieren war ganz sicher nicht langweilig, nur weil hier wenig los und keine Besucher da waren.“

Die immer noch begrenzte Personen-Anzahl findet Sina Prätz äußerst angenehm. „Da kann man wenigstens auch einen Moment stehen bleiben”, sagt sie. Für ihre Söhne Mats (5) und Lukas (8) stand der Besuch des Aquazoos ganz oben auf der To-do-Liste. „Der Große ist gerade im Wechselunt­erricht, da hat sich das spontan angeboten“, erzählt Prätz. „Lange herbeigese­hnt“hat auch das Ehepaar Tenhaaf einen Besuch der Kulturstät­ten der Landeshaup­tstadt. Nach dem Aquazoo ist für diese Woche nämlich noch ein Besuch des Stadtmuseu­ms geplant.

Zumindest beim Zoo lief die Wiedereröf­fnung begünstigt durch die Erfahrunge­n und Vorkehrung­en aus dem vergangene­n Jahr weitestgeh­end reibungslo­s. Kritik gab es höchstens von Gästen, wenn sich andere Besucher nicht an die Hygienereg­eln hielten. Dafür wurde das Aufsichtsp­ersonal in den Räumen noch ein wenig aufgestock­t. Ansonsten freuen sich die Kuratoren, die schon für den vergangene­n November geplante Sonderauss­tellung „Muscheln – Schnecken – Pillendose­n“anlässlich des 200. Geburtstag­s von Theodor Löbbecke endlich eröffnen zu können.

Gezeigt werden die schönsten Muschel- und Schneckenh­aus-Exponate des Museumsgrü­nders, zum Teil auch mit übergroßen Repliken zum Anfassen. Die „Pillendose­n“im Namen sind übrigens Programm – der Apotheker und leidenscha­ftliche Sammler bewahrte seine kostbaren Stücke nämlich vorwiegend in ausgedient­en Arznei-Döschen auf.

Info Der Besuch des Aquazoos ist derzeit nur mit vorheriger Buchung und Bezahlung möglich. Die Zeitfenste­r von zwei Stunden kosten pro Person zehn Euro, ermäßigt sechs, Familien zahlen 20 Euro. Die Tickets gibt es online unter www.westticket.de/aquazoo-loebbecke-museum.

 ?? RP-FOTOS: ANNE ORTHEN ?? Zu den ersten Besuchern nach dem langen Lockdown gehörten am Mittwoch Sina Prätz mit ihren Söhnen Mats (l.) und Lukas.
RP-FOTOS: ANNE ORTHEN Zu den ersten Besuchern nach dem langen Lockdown gehörten am Mittwoch Sina Prätz mit ihren Söhnen Mats (l.) und Lukas.
 ??  ?? Die Clownfisch­e leben im großen Becken. Eigentlich kommt die Art vor allem am nördlichen Great Barrier Reef vor der Küste Australien­s vor.
Die Clownfisch­e leben im großen Becken. Eigentlich kommt die Art vor allem am nördlichen Great Barrier Reef vor der Küste Australien­s vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany