Fische bekommen wieder Besuch
Zur Wiedereröffnung der Kulturstätten war der Aquazoo direkt ausgebucht. Besonders viele Kinder freuten sich über ein wenig Abwechslung im drögen Corona-Alltag. 100 Personen dürfen sich derzeit zeitgleich im Zoo aufhalten.
STOCKUM Sehen kann man Leyla und Josh noch nicht, dafür sind sie schon von Weitem zu hören. Eigentlich haben es die beiden auf die Chamäleongeckos abgesehen, die auf den Eintrittskarten des Aquazoos abgebildet sind. Doch diese Mission ist angesichts des farbenfrohen Spektakels, das sich in den Aquarien abspielt, schnell vergessen. „Wow, guck mal hier“, ruft Josh, während er seine Nase am Rochen-Becken plattdrückt. „Oh wie schön“, sagt Leyla, ehe beide weiter zum Korallenriff stürmen. Ihre Mütter, Maike Daun und Sandy Beahan, kommen kaum hinterher. „So aufgeregt sind beide normalerweise nicht“, sagt Daun lachend. Zu groß scheint für die beiden Kita-Kinder die Freude an der ungewohnten Abwechslung im Corona-Alltag zu sein.
„Den Leuten fällt zu Hause einfach die Decke auf den Kopf“, sagt Zoodirektor Jochen Reiter. Dementsprechend hat die angekündigte Öffnung der Kulturstätten in Düsseldorf auch beim Aquazoo einen großen Andrang auf die Besucher-Slots ausgelöst. Immerhin 100 Menschen dürfen sich gemäß der Verordnung von 20 Quadratmetern pro Person gleichzeitig im Gebäude aufhalten. Gebucht werden müssen die Tickets dabei zuvor schon online für jeweils einen Zwei-Stunden-Zeitraum. Das funktioniere problemlos und hätte sogar spontan am Vorabend noch geklappt, berichten die meisten Zoobesucher. Für das kommende Wochenende ist der Aquazoo allerdings schon ausgebucht. Unter der Woche könnten manch Interessierte aber noch Glück haben.
Sogar einigen Tieren scheint man die Freude über die Wiedereröffnung anzumerken. Stolz reckt ein Papageientaucher dem ersten nahenden Besucher sein schönes Gefieder entgegen und auch seine Artgenossen gruppieren sich sofort neugierig um die Scheibe herum. Ungewohnt scheu verstecken sich
zunächst noch die Pinguine auf ihrer Landinsel, ehe sie zur Freude der Betrachter besonders wild durchs Becken tauchen. Ein paar Räume weiter schwimmen die Doktorfische im Panorama-Becken scheinbar den staunenden Kindern hinterher, während die Feuer-Korallenwächter völlig ungerührt über besagte Korallen wachen.
„Für die Tiere, die ein bisschen intelligenter sind und ihre Umgebung wahrnehmen, ist das natürlich auch wieder eine neue Beschäftigungsmöglichkeit“,
sagt Reiter. „Während zum Beispiel den Krabben und Muscheln unser Besuch natürlich herzlich egal ist.“Der Direktor warnt aber davor, menschliche Gefühle eins zu eins auf die Tiere projizieren zu wollen. „Den Tieren war ganz sicher nicht langweilig, nur weil hier wenig los und keine Besucher da waren.“
Die immer noch begrenzte Personen-Anzahl findet Sina Prätz äußerst angenehm. „Da kann man wenigstens auch einen Moment stehen bleiben”, sagt sie. Für ihre Söhne Mats (5) und Lukas (8) stand der Besuch des Aquazoos ganz oben auf der To-do-Liste. „Der Große ist gerade im Wechselunterricht, da hat sich das spontan angeboten“, erzählt Prätz. „Lange herbeigesehnt“hat auch das Ehepaar Tenhaaf einen Besuch der Kulturstätten der Landeshauptstadt. Nach dem Aquazoo ist für diese Woche nämlich noch ein Besuch des Stadtmuseums geplant.
Zumindest beim Zoo lief die Wiedereröffnung begünstigt durch die Erfahrungen und Vorkehrungen aus dem vergangenen Jahr weitestgehend reibungslos. Kritik gab es höchstens von Gästen, wenn sich andere Besucher nicht an die Hygieneregeln hielten. Dafür wurde das Aufsichtspersonal in den Räumen noch ein wenig aufgestockt. Ansonsten freuen sich die Kuratoren, die schon für den vergangenen November geplante Sonderausstellung „Muscheln – Schnecken – Pillendosen“anlässlich des 200. Geburtstags von Theodor Löbbecke endlich eröffnen zu können.
Gezeigt werden die schönsten Muschel- und Schneckenhaus-Exponate des Museumsgründers, zum Teil auch mit übergroßen Repliken zum Anfassen. Die „Pillendosen“im Namen sind übrigens Programm – der Apotheker und leidenschaftliche Sammler bewahrte seine kostbaren Stücke nämlich vorwiegend in ausgedienten Arznei-Döschen auf.
Info Der Besuch des Aquazoos ist derzeit nur mit vorheriger Buchung und Bezahlung möglich. Die Zeitfenster von zwei Stunden kosten pro Person zehn Euro, ermäßigt sechs, Familien zahlen 20 Euro. Die Tickets gibt es online unter www.westticket.de/aquazoo-loebbecke-museum.