Auch die PSD-Bank führt Negativzinsen ein
Neukunden werden ab Guthaben von 100.000 Euro zur Kasse gebeten. Corona sorgt zudem für weniger Geschäft mit Ratenkrediten.
DÜSSELDORF Die nächste Bank führt Negativzinsen ein. Ab Mitte März ist auf neuen Tagesgeldkonten der PSD-Bank ab Guthaben von 100.000 Euro ein Satz von minus 0,5 Prozent fällig. Ab 500.000 Euro müssen Kunden sogar minus ein Prozent zahlen, wie August-Wilhelm Albert, Vorstand der PSD Bank Rhein-Ruhr eG, auf Anfrage unserer Redaktion sagt. Für Bestandskunden bleibt es bei 0,01 Prozent Zinsen.
Albert erklärt, dass der Bank selbst hohe Kosten durch Negativzinsen entstehen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parkt. „Als Kaufmann sehe ich das Einlagengeschäft für uns sehr kritisch.“Ob Negativzinsen auch auf Bestandskunden zukommen, sei nicht sicher, geplant seien sie noch nicht. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich mittelfristig etwas an der Zinspolitik ändert. Die Bedingungen für Investitionen sollen wie politisch gewünscht attraktiv bleiben. Die Zentralbank wird die Zinsen nicht erhöhen“, sagt Albert. Vor zehn Jahren habe er sich diese Entwicklung nicht vorstellen können.
Bereits im vergangenen Jahr hatten etwa Commerzbank und Stadtsparkasse
Negativzinsen eingeführt. Die Konditionen für Neukunden sehen dort minus 0,5 Prozent ab 100.000 Euro vor. Während die Commerzbank zunächst Gespräche mit Bestandskunden sucht, die mehr als eine Million Euro auf dem Konto haben, ging die Stadtsparkasse strenger vor. Wer sich ab Guthaben von 250.000 Euro nicht mit einer alternativen Lösung oder Negativzinsen einverstanden erklärte, bekam sogar die Kündigung.
Besonders kritisch sieht wiederum die PSD-Bank Mitglieder, die zwar über gezeichnete Geschäftsanteile Dividenden einstreichen, ansonsten aber keine Geschäfte mit der Bank machen. Dafür würde laut Albert ein Girokonto mit regelmäßigen Buchungen, ein kleiner Ratenkredit oder ein Sparbrief reichen. In den vergangenen ein bis zwei Jahren habe man sich in Gesprächen mit diesen Mitgliedern geeinigt. Einer zweistelligen Zahl von ihnen, „die sich nicht mit den Werten und den Vorteilen einer Genossenschaft identifizieren konnten“, sei am Ende aber auch die Kündigung zugegangen. Die Gesamtzahl an Kunden liegt nun bei 150.400. Mitglieder davon sind rund 70.000. Wie berichtet war bei der Vertreterversammlung
im November eine Dividendenausschüttung von 1,5 Prozent für 2019 beschlossen worden.
Das Geschäftsjahr 2020 bewertet Albert als positiv. Die Bilanzsumme stieg von 3,84 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf rund 3,96 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das Ergebnis
vor Steuern liegt bei 21,2 Millionen Euro (27 Millionen Euro im Jahr 2019). Gründe für die gesunkene Summe seien Pensionsrückstellungen sowie weniger Ratenkredite.
Während zudem das Einlagengeschäft an Bedeutung verliert, werden die Kundenkredite insgesamt aber immer wichtiger, die bei stabilen 3,17 Milliarden Euro liegen. Corona machte sich laut Albert vor allem bei den Ratenkrediten bemerkbar, da die Bereitschaft zu Investitionen sank. Hier steht aktuell ein Volumen von 90,2 Millionen einer Summe von zuvor 112 Millionen
Euro gegenüber. Besonders zufrieden zeigt sich Albert mit der Baufinanzierung und einem Plus von rund 15 Prozent. Hier stiegen die Zahlen von 378 auf 436 Millionen Euro. Die Zinssätze lägen aktuell übrigens bei 0,74 für zehn Jahre Bindung und 1,29 Prozent für 20 Jahre.