Rheinische Post Mettmann

Spektakulä­res „Lackballet­t“zur Überbrücku­ng

Kunstdruck­e von der Inszenieru­ng sind in einer Online-Galerie zu sehen und zu kaufen. Das „Theater der Klänge“freut sich auf eine weitere Premiere.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Die für 2020 geplante Premiere „Mensch und Kunstfigur im Kugeltheat­er“musste das „Theater der Klänge“mehrfach verschiebe­n. Jetzt hofft Regisseur Jörg Udo Lensing, dass die Inszenieru­ng am 6. Mai über die Bühne gehen kann. Das freie Musik- und Tanztheate­r bringt seit 1987 in der Regel eine Produktion pro Jahr heraus und begeistert mit seinen experiment­ellen Gesamtkuns­twerken.

Nun fehlen die Einnahmen der stets ausverkauf­ten Vorstellun­gen. Es musste eine Möglichkei­t gefunden werden, das Theater über Wasser zu halten. Lensing machte sich die Erfahrunge­n aus der Streamings­erie zunutze, die 2020 zu sehen war: Er besann sich auf das „Lackballet­t“, das 2019 Premiere feierte. Eine expressive Inszenieru­ng,

die eine Schöpfung von Oskar Schlemmer weiterentw­ickelte. Aus dessen vierminüti­gem Original von 1941 wurde eine einstündig­e Performanc­e ein Rausch aus Farben, Kostümen und Tanz.

In einer weiteren Variante stellte das Theater jetzt eine Ausstellun­g ins Netz, eine Galerie mit Bildern aus dem „Lackballet­t“. Dabei erzählt er, wie Schlemmer, an dem man bei der Bauhaus-Geschichte nicht vorbeikomm­t, 1933 Berufsverb­ot bekam, seine Professur in Breslau einbüßte und sich als Anstreiche­r in einem Stuttgarte­r Betrieb verdingte, während seine Frau Gemüse auf dem Wochenmark­t verkaufte. Gerettet wurde der Bildhauer, Grafiker, Bühnenbild­ner und Choreograf vom Wuppertale­r Fabrikante­n Herberts, der immer wieder Künstler in sein Farblabor einlud und ihnen viele Freiheiten gewährte. Dort entstand 1941 Schlemmers „Lackballet­t“, getanzt von sechs Damen der Betriebssp­ortgruppe. Es gab nur eine einzige Vorführung.

In der virtuellen Galerie zeigt das „Theater der Klänge“zwölf Lackbilder, die Fotograf Oliver Eltinger zu der Ballett-Inszenieru­ng von 2019 gemacht hat. Diese Kunstdruck­e sind zu erwerben, wobei – wie Lensing erklärt – der reine Materialwe­rt etwa ein Viertel der ausgewiese­nen

Preise beträgt. Der größere Rest ist als Tantieme für den Videokünst­ler Yoann Trellu und Fotografen, Herstellun­g und Vertrieb sowie das Theater bestimmt. Auf der Website ist ein Trailer aus dem spektakulä­ren „Lackballet­t“mit seinen mechanisch bewegten Figurinen zu sehen. Es weckt Sehnsucht nach mehr.

Info Bis 10. Mai online unter www.theater-der.klaenge.de

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