Freiwilligendienst als Chance zur Orientierung
Der Handball-Oberligaspieler der Unitas arbeitet beim Haaner TV mit, leitet Kurse und begleitet den Verein durch die Pandemie.
HAAN Seinen Freiwilligendienst beim Haaner TV hatte sich Nick Nelson sicherlich anders vorgestellt: Statt auf den Sportplätzen oder Sporthallen Kinder und Jugendliche anzuleiten, Sportkurse zu geben oder die Mitglieder im vereinseigenen Fitnessstudio zu unterstützen, turnt der 19-Jährige dieser Tage alleine vor der Kamera und versucht, dabei die jungen Teilnehmenden des Kinderturnens auf dem Bildschirm
„Ich werde ein Lehramtsstudium beginnen. Am liebsten in der Nähe, um weiter als Trainer in Haan sein zu können.“
Nick Nelson
über seine Zukunftsplanung
im Auge zu behalten. Online-Sportangebote waren in den vergangenen Monaten das einzige, das die Sportvereine inmitten des Lockdowns anbieten konnten. Und vor allem für die jüngeren Vereinsmitglieder ein wichtiger Baustein in der Pandemie. „Die Kinder sitzen wegen des Homeschoolings den ganzen Tag vor den Bildschirmen und hängen die meiste Zeit des Tages zu Hause rum. Da merkt man, dass sie diesen Ausgleich, auch wenn er derzeit nur auf Distanz geht, brauchen“, hat Nelson festgestellt.
Ein Glück für den HTV ist, dass er im vergangenen Jahr mit Nick Nelson nicht nur einen sportbegeisterten, sondern auch technik-affinen „Bufdi“(Bundesfreiwilligendienstleistender) einstellte. „Ich kümmere mich beispielsweise darum, Online-Kurse anzulegen und den Kollegen neben meinen eigenen Kursen beizustehen, wenn sie technische Probleme haben“, beschreibt der 19-Jährige seine Tätigkeiten.
Während des BFD werden die Freiwilligen zu staatlich anerkannten Übungsleitern C ausgebildet, sodass sie auch eigenständige Kurse leiten können.
Doch auch über das Sportliche und Technische hinaus wird Nelson in sämtliche Bereiche des Vereins eingebunden: „Zu meinen Aufgaben gehört es auch, bei Planungen zu helfen, Ferienangebote mitzugestalten, in der Geschäftsstelle auszuhelfen oder auch den Hausmeister bei der Pflege zu unterstützen.“
So verbrachte Nelson in der ersten Zeit des Lockdowns im vergangenen Herbst einige Stunden damit, dem Hausmeister bei der Grünpflege der Anlage zu helfen. Allesamt Tätigkeiten, die dem Haaner Spaß machen, wie er berichtet: „Mir gefällt vor allem die Abwechslung meiner Aufgaben. Ich mag den Austausch mit meinen Kollegen, aber auch das Training mit den Kindern.“
Ausgerechnet bei Letzterem hatte der 19-Jährige im Vorfeld Bedenken. Schon länger spielte Nick Nelson
mit dem Gedanken, sich nach dem Abitur erst einmal selber auf die Probe zu stellen, um herauszufinden, ob etwa ein Lehramtsstudium seine Berufung sein könnte. Dass Sport dabei eine wesentliche Rolle spielen würde, war dem Handball-Oberligaspieler der DJK Unitas Haan eigentlich klar. „Nur war ich mir nicht sicher, ob ich auch beruflich langfristig Spaß an der Arbeit mit Kindern haben würde“, gesteht der 19-Jährige offen. Der Freiwilligendienst erschien ihm eine gute
Möglichkeit für eine berufliche Orientierungsund Findungsphase zu sein. Und tatsächlich hat ihm die Tätigkeit beim HTV dabei geholfen, nach einem halben Jahr eine Entscheidung zu treffen: „Ich werde nach meinem Freiwilligendienst ein Lehramtsstudium beginnen, am liebsten hier in der Nähe, in Düsseldorf, Köln oder Wuppertal, um dann nebenher weiter als Trainer in Haan arbeiten zu können.“
Die Tätigkeiten beim HTV haben ihm nicht nur bei seiner beruflichen
Entscheidung geholfen, sondern auch neue sportliche Felder wie etwa die Leichtathletik eröffnet. „Als Kind und im Sport-Abi habe ich durchaus Leichtathletik gemacht, aber ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es als Leichtathletiktrainer so viel Spaß macht.“Durch die nun anstehenden Lockerungen, die auch wieder Sportangebote in Präsenz erlauben, hofft Nelson, in den kommenden Wochen wieder Kinder zumindest in Kleingruppen auf dem Sportplatz trainieren zu können.
Am morgigen Samstag steht allerdings noch Nick Nelsons BFD-Jahresprojekt an: Eigenständig hat er sich um die Organisation der diesjährigen Jugendvorstandswahl beim HTV gekümmert, die diesmal – coronakonform – per Videokonferenz stattfindet.