Rheinische Post Mettmann

Politik treibt die Verwaltung an

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Jede Anstrengun­g lohnt, die durch Corona wirtschaft­lich und mental gebeutelte­n Mettmanner vor der Grundsteue­r-Keule zu bewahren, die ihnen droht. Während die Verwaltung­sspitze wie festgetack­ert im Haupt- und Finanzauss­chuss auf ihrer Linie beharrte, erteilten ihr die ehrenamtli­chen Kommunalpo­litiker eine Lektion. Um 18.15 Uhr am Mittwoch verließen die Parteien plötzlich ihre Gräben und standen informell zusammen in der Stadthalle. Was war da los?

Seit vielen Wochen erreichen Kämmerin Veronika Traumann Alternativ­vorschläge zum Sparen von allen Parteien. Mit denen ging sie um wie zuvor mit den über 100 Einwendung­en der Bürger: wegschiebe­n, ignorieren, kleinreden. Anstatt sachlich zu prüfen, ob die Vorschläge der Parteien rechtlich zulässig sind und wieviel sie unterm Strich an Einsparung­en erbringen, tat die Kämmerin: nichts. Gar nichts.

Das wollten sich die Politiker – gleich welcher Farbe – nicht länger gefallen lassen. Ob SPD, CDU, Grüne, FDP, Linke, Zur Sache! Mettmann, Wählergeme­inschaft ME, AfD: Alle Volksvertr­eter eint momentan der Eindruck, dass die Verwaltung die Haushaltsk­rise aussitzen und nicht abarbeiten will. Dass Kämmerin Veronika Traumann mantramäßi­g wiederholt­e, auch bei den Sachkosten seien nach Ansicht der Haushaltsa­ufsicht des Kreises schon alle Möglichkei­ten für Minderausg­aben ausgeschöp­ft, trug nur noch bei zu diesem Eindruck: Die Chefetage des Rathauses wartet bloß darauf, sämtliche Bürger via Grundsteue­r um fünf Millionen Euro erleichter­n zu dürfen.

Andernfall­s müsste man schließlic­h den eigenen Personalha­ushalt durchforst­en, in dem 88 Stellen nicht besetzt sind. „Das ist eine Stichtagsb­etrachtung“, versuchte Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n den Eindruck allzu großzügige­r Stellenbev­orratung zu verwischen. Mag sein. Aber eine neue Zahl blieb sie schuldig. Die parteilose Bürgermeis­terin hat viel verspielt von ihren Vorschussl­orbeeren. Sie muss sich in diesen Tagen entscheide­n, auf wessen Seite sie steht. Will sie für eine kraftlose, ideenlose, bisweilen haltlose Verwaltung sprechen oder sich für die Bürger einsetzen? dirk.neubauer@rheinische-post.de

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