Wülfraths Schulen werden digitaler
Die Politik setzt sich derzeit mit einem komplexen Medienentwicklungsplan auseinander. Es geht um die zukunftsfeste pädagogische Ausstattung für die Schulen in städtischer Trägerschaft – und um finanzielle Fördermöglichkeiten.
WÜLFRATH Bis zur Ratssitzung am 23.März, so mahnte der Vorsitzende des Schulausschusses, Martin Sträßer, die Ratsmitglieder, „sollten wir uns Gedanken gemacht haben.“Der in der aktuellen Ausschusssitzung beratene Medienentwicklungsplanung (kurz MEP) hat sich als überaus komplexes Vorhaben dargestellt, so dass niemand sich vorstellen konnte, am selben Abend zu einem Beschluss darüber zu kommen.
Innerhalb der Fraktionen sollte unbedingt noch einmal dazu getagt werden, so war der allgemeine Tenor. Etwa zwei Stunden waren da zu diesem Thema gesprochen worden, auch einige Vertreter der Schulen meldeten sich zu Wort. Es geht bei der MEP um die zukunftsfeste pädagogische Medienausstattung für die Schulen in städtischer Trägerschaft.
Bürgermeister Rainer Ritsche – den Blick auf die aktuell geführte Diskussion um die Erhöhung der Grundsteuer gerichtet – fasste zusammen: „Fakt ist, dass wir einen soliden Haushaltsplan beschließen wollen. Dafür brauchen wir eine Veranschlagung, um dann für die Laufzeit der MEP das politisch gewünschte strategische Ziel erreichen zu können.“Die endgültige Entscheidung über die MEP könnte wegen des hohen Beratungsbedarfs eventuell erst gemeinsam mit der Haushaltsverabschiedung fallen.
Die Kosten könnten sich von knapp 500.000 Euro bis über eine Million Euro pro Jahr belaufen. Aus dem Förderprogramm Digitalpakt NRW sind rund 550.000 Euro zu erwarten. Unabdingbares Erfordernis für eine Zuwendung ist eine Aufstellung von technisch-pädagogischen Einsatzkonzepten für jede einzelne Schule, die in Zusammenarbeit mit der Stadt bereits erbracht worden sind. Die Laufzeit der MEP ist derzeit auf fünf Jahre veranschlagt.
Die Berechnungen für die Stadt wurden von dem Experten Karsten Steinkühler vorgestellt. Er entwarf drei denkbare Szenarien. Variante 1 mit einem Ausstattungsverhältnis zwischen Kind und mobilem Endgerät von 5 zu 1; Variante 2 mit einem Verhältnis von 3 zu 1 und Variante 3 mit einem Verhältnis von 1 zu 1. Ritsche brachte einen ersten, noch hypothetischen Strategievorschlag ein, nach dem in fünf Jahren Variante 2 und nach zehn Jahren die
Variante 3 für die Wülfrather Schulen erreicht werden solle. Zu berücksichtigen ist, dass durch Sofortprogramme im Zuge der Coronahilfen bereits Endgeräte angeschafft worden sind. Zudem gab es bereits in der Zeit vor der Pandemie Investitionen. Damals hatten die drei Grundschulen interaktive Tafeln sowie das Gymnasium und die Schule am Berg Glasfaseranschlüsse bekommen. Der nun angesetzte Ausbau wäre aber ungleich größer.
Jeder Lehrraum soll möglichst mit mehreren LAN-Buchsen und Steckdosen sowie Beamern oder interaktiven Tafeln ausgestattet und in sämtlichen Schulräumen zudem WLAN verfügbar sein. Der Betrieb dieser digitalen Infrastruktur wird unverzichtbar rund zwei bis sechs Stellen an Servicepersonal erfordern, das entweder durch externe Dienstleister oder als städtische Angestellte gestellt werden könnte. Hinzu kommen laufende Kosten für die Internetverträge.
Als nicht praktikabel bewertete Steinkühler scheinbar einfach umsetzbare Strategien wie ‚Bring Your Own Device‘, bei der jedes Kind ein selbst erworbenes Endgerät nutzt – oder eine reine Datenübertragung per WLAN.