Rheinische Post Mettmann

Gelieferte Luftfilter bleiben liegen

Nur ein Drittel der Grundschul­en ist mit den Geräten zum Coronaschu­tz ausgestatt­et. Möglicherw­eise muss nach den Vergabepro­blemen neu ausgeschri­eben werden.

-

DÜSSELDORF (arl) Nach der Vergabebes­chwerde wegen der Bestellung von Luftfilter­n für die 87 Grundschul­en werden die Geräte vorerst nicht weiter eingebaut – obwohl hunderte weitere geliefert worden sind. Nur ein Drittel der Schulen ist nach Angaben der Leiterin des Schulverwa­ltungsamts, Dagmar Wandt, mit den Geräten ausgestatt­et. Dabei seien bereits rund die Hälfte der 4000 Anlagen geliefert worden. Die Stadt hatte sie im Februar kurzfristi­g bestellt, um die Infektions­gefahr bei der Wiederaufn­ahme des Präsenzunt­errichts zu verringern. Wann der Einbau weitergeht, ist laut Wandt ungewiss. Möglicherw­eise muss die Ausschreib­ung wiederholt werden.

Ein Stadtmitar­beiter steht wie berichtet in Verdacht, bei der Vergabe gegen Compliance-Richtlinie­n verstoßen zu haben. Die Stadt hat beim Landeskrim­inalamt Anzeige wegen des Verdachts der Korruption gestellt. Dies geschah bereits am 18. Februar. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft bestätigt die Anzeige. Diese liege aber in ihrem Haus noch nicht vor. Noch ist unklar, ob ein Anfangsver­dacht für eine Straftat besteht und weiter ermittelt wird.

Auf Anfrage der FDP im Rat hieß es am Donnerstag, dass der Verzicht auf eine europaweit­e Ausschreib­ung kein Verstoß gewesen sein muss. Ein Landeserla­ss erlaubt der öffentlich­en Hand, wegen des Zeitdrucks durch die Pandemie einzelne Unternehme­n direkt anzusprech­en. Den Angaben zufolge wurden zunächst bei sechs Unternehme­n Angebote für die Lieferung von 1000 Geräten eingeholt. Dann habe sich ergeben, dass 4000 gebraucht werden. „Nach Auffassung der beauftrage­nden Stelle war nur ein Unternehme­n in der Lage, den Auftrag in dem geforderte­n kurzen Zeitraum zu erfüllen“, heißt es in der Antwort.

Besonders heikel ist der Fall, weil ein von der Ehefrau des beschuldig­ten Mitarbeite­rs geführtes Unternehme­n mit Sitz in Hilden im August 2020 NRW-Vertriebsp­artner des Hamburger Anbieters Arteko LED Lightening geworden war, der den Auftrag erhielt. Die Ehefrau bestreitet, dass es Unregelmäß­igkeiten gab, der Mitarbeite­r wollte sich auf Anfrage mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern.

Vom Ergebnis der Prüfungen hängt auch ab, wann der Einbau der Geräte weitergeht. Darüber hinaus hat sich auch der Tüv für eine Prüfung eingeschal­tet, wie überrasche­nd bekannt wurde. Auslöser ist nach Informatio­nen unserer Redaktion ein Vorfall bei der Montage eines größeren Geräts desselben Hersteller­s. Ein Monteur erlitt beim Einbau in einer Schulturnh­alle einen Stromschla­g. Der soll aber durch unsachgemä­ßen Einbau und nicht durch einen Mangel am Gerät ausgelöst worden sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany