Hausärzte starten mit 20 Impfdosen pro Woche
Mehr Impfungen seien bisher nicht möglich, heißt es in einem Papier des Kanzleramts. Im Rheinland sind nun eine Million Dosen verimpft.
DÜSSELDORF/BERLIN Nach der Freigabe des Mittels von Astrazeneca haben viele Zentren die Verimpfung wieder aufgenommen. Unter anderem in Düsseldorf, Essen und dem Kreis Viersen wurde der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers wieder gespritzt. „Das ursprüngliche Terminangebot lebt wieder auf. Die 1400 ausgefallenen Impftermine vom Mittwoch können nächsten Dienstag nachgeholt werden“, erklärte der Sprecher der Stadt Düsseldorf. Im Rheinland wurde nun die Marke von einer Million Impfungen – mit allen verfügbaren Vakzinen – geknackt, erklärte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV).
Nach Ostern starten dann auch die Impfungen in den Arztpraxen. Das beschloss der Impfgipfel, zu dem am Freitag Kanzlerin und Länderchefs zusammengekommen waren. Für die Woche ab dem 5. April sind aber nur eine Million Impfdosen für die Praxen vorgesehen, für die letzte Aprilwoche 3,1 Millionen. Dies geht aus einem Papier des Kanzleramts für den Gipfel hervor. „Aufgrund der zunächst noch sehr geringen Liefermengen pro Woche in der Größenordnung von 20 Impfdosen pro Praxis für circa 50.000 Hausarztpraxen wird zunächst etwa eine Impfsprechstunde pro Woche ermöglicht“, heißt es in dem Papier. „Hierzu werden Ärzte gezielt ihre Patienten einladen“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Impfverordnung soll dabei beachtet werden, Ärzte würden vor allem Menschen mit Vorerkranken einladen. „Die Priorisierung ist noch wichtig, gerade wenn die dritte Welle jetzt so hochläuft“, sagte Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko).
Auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonte, den über 80-Jährigen, die seit Wochen auf ihre Termine warteten, dürfe kein Impfstoff weggenommen werden. Es werde mit wenigen Dosen begonnen, bis die Hausärzte zu einem zweiten starken Standbein der Impfstrategie würden, sagte Laschet in einer Sondersitzung des Landtags. In Nordrhein können dann laut KV gut 500.000 Impfungen wöchentlich durchgeführt werden.
Zugleich bekräftigte der Impfgipfel in seinem Beschluss: „Bund und Länder halten an dem Ziel fest, im Sommer allen Bürgern ein Impfangebot machen zu können.“
Astrazeneca wird nun auch wieder an Grund- und Förderschullehrer, Erzieher und Polizisten verimpft. Sollten viele das Angebot ablehnen, wäre NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bereit, den Impfstoff an die zu geben, „die ihn haben wollen“. Allerdings sehe er diesen Punkt in den nächsten drei Wochen noch nicht, sagte Laumann vor Mönchengladbacher Ärzten. In der nächsten und übernächsten Woche erwarte das Land die Lieferung von je 46.000 Dosen. Zuvor seien noch 100.000 Dosen pro Woche angekündigt gewesen.
Stiko-Chef Mertens verteidigte den viertägigen Stopp: „Ein Fehler war es nicht“, die Daten seien ein Sicherheitssignal gewesen. Die Impfkommission schloss sich der Entscheidung der EU-Arzneibehörde an: „Der Nutzen der Impfung überwiegt die gegenwärtig bekannten Risiken.“
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht davon aus, dass angesichts der Infektionszahlen Verschärfungen notwendig sind: „Wir müssen zurück in den Lockdown.“Der SPD-Fraktionschef in NRW, Thomas Kutschaty, warf der Landesregierung vor, sie befinde sich in einem „Blindflug durch die Pandemie“. Sie zeige keine Ideen auf. Leitartikel, Politik