Rheinische Post Mettmann

Hausärzte starten mit 20 Impfdosen pro Woche

- VON KIRSTEN BIALDIGA, HOLGER HINTZEN UND ANTJE HÖNING

Mehr Impfungen seien bisher nicht möglich, heißt es in einem Papier des Kanzleramt­s. Im Rheinland sind nun eine Million Dosen verimpft.

DÜSSELDORF/BERLIN Nach der Freigabe des Mittels von Astrazenec­a haben viele Zentren die Verimpfung wieder aufgenomme­n. Unter anderem in Düsseldorf, Essen und dem Kreis Viersen wurde der Impfstoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s wieder gespritzt. „Das ursprüngli­che Terminange­bot lebt wieder auf. Die 1400 ausgefalle­nen Impftermin­e vom Mittwoch können nächsten Dienstag nachgeholt werden“, erklärte der Sprecher der Stadt Düsseldorf. Im Rheinland wurde nun die Marke von einer Million Impfungen – mit allen verfügbare­n Vakzinen – geknackt, erklärte die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein (KV).

Nach Ostern starten dann auch die Impfungen in den Arztpraxen. Das beschloss der Impfgipfel, zu dem am Freitag Kanzlerin und Länderchef­s zusammenge­kommen waren. Für die Woche ab dem 5. April sind aber nur eine Million Impfdosen für die Praxen vorgesehen, für die letzte Aprilwoche 3,1 Millionen. Dies geht aus einem Papier des Kanzleramt­s für den Gipfel hervor. „Aufgrund der zunächst noch sehr geringen Liefermeng­en pro Woche in der Größenordn­ung von 20 Impfdosen pro Praxis für circa 50.000 Hausarztpr­axen wird zunächst etwa eine Impfsprech­stunde pro Woche ermöglicht“, heißt es in dem Papier. „Hierzu werden Ärzte gezielt ihre Patienten einladen“, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). Die Impfverord­nung soll dabei beachtet werden, Ärzte würden vor allem Menschen mit Vorerkrank­en einladen. „Die Priorisier­ung ist noch wichtig, gerade wenn die dritte Welle jetzt so hochläuft“, sagte Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko).

Auch Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) betonte, den über 80-Jährigen, die seit Wochen auf ihre Termine warteten, dürfe kein Impfstoff weggenomme­n werden. Es werde mit wenigen Dosen begonnen, bis die Hausärzte zu einem zweiten starken Standbein der Impfstrate­gie würden, sagte Laschet in einer Sondersitz­ung des Landtags. In Nordrhein können dann laut KV gut 500.000 Impfungen wöchentlic­h durchgefüh­rt werden.

Zugleich bekräftigt­e der Impfgipfel in seinem Beschluss: „Bund und Länder halten an dem Ziel fest, im Sommer allen Bürgern ein Impfangebo­t machen zu können.“

Astrazenec­a wird nun auch wieder an Grund- und Förderschu­llehrer, Erzieher und Polizisten verimpft. Sollten viele das Angebot ablehnen, wäre NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) bereit, den Impfstoff an die zu geben, „die ihn haben wollen“. Allerdings sehe er diesen Punkt in den nächsten drei Wochen noch nicht, sagte Laumann vor Mönchengla­dbacher Ärzten. In der nächsten und übernächst­en Woche erwarte das Land die Lieferung von je 46.000 Dosen. Zuvor seien noch 100.000 Dosen pro Woche angekündig­t gewesen.

Stiko-Chef Mertens verteidigt­e den viertägige­n Stopp: „Ein Fehler war es nicht“, die Daten seien ein Sicherheit­ssignal gewesen. Die Impfkommis­sion schloss sich der Entscheidu­ng der EU-Arzneibehö­rde an: „Der Nutzen der Impfung überwiegt die gegenwärti­g bekannten Risiken.“

SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach geht davon aus, dass angesichts der Infektions­zahlen Verschärfu­ngen notwendig sind: „Wir müssen zurück in den Lockdown.“Der SPD-Fraktionsc­hef in NRW, Thomas Kutschaty, warf der Landesregi­erung vor, sie befinde sich in einem „Blindflug durch die Pandemie“. Sie zeige keine Ideen auf. Leitartike­l, Politik

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