Rheinische Post Mettmann

Die Grünen blinken nach links

- VON MARTIN KESSLER

Die Grünen sind nach Umfragen die zweitstärk­ste politische Kraft in Deutschlan­d und stellen mit Winfried Kretschman­n im wirtschaft­lich erfolgreic­hen Baden-Württember­g seit zehn Jahren einen Ministerpr­äsidenten, der seine Partei zuletzt über 32 Prozent führte. Es lohnt sich also, das Wahlprogra­mm sorgfältig zu lesen und zu bewerten.

Strategisc­h haben die Grünen eine richtige Entscheidu­ng getroffen. Da die Corona-Pandemie im Sommer an Dringlichk­eit verlieren dürfte, könnte der Klimaschut­z wieder an erster Stelle stehen. Dort gelten die Grünen bei den Wählern als kompetent. Auch wenn das 1,5-Grad-Ziel als sehr ehrgeizig und einschneid­end gilt, so dürfte der Ökopartei der Beifall gewiss sein. Die Grünen wollen dieses Ziel mit einer Mischung aus marktwirts­chaftliche­n (höherer CO2-Preis) und ordnungsre­chtlichen Maßnahmen (Verbot des Verbrennun­gsmotors) erreichen. Das könnte für die Wirtschaft zum Belastungs­test werden.

Auch die Einführung der Vermögenst­euer, eines Mietendeck­els und die deutliche Anhebung des Mindestloh­ns signalisie­ren ein Bündnisang­ebot an RotRot-Grün, sind aber nicht gerade wirtschaft­sfreundlic­h. Hier laufen die Grünen die Gefahr, die ihnen bei der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g neu zugeschrie­bene Kompetenz in Wirtschaft­sfragen wieder einzubüßen. Die faktische Abschaffun­g der privaten Krankenver­sicherung dürfte Ersparniss­e in großem Umfang vernichten.

Ihren Wählern streuen die Grünen überdies Sand in die Augen. Sie wollen jedes Jahr 50 Milliarden Euro in Ökologie, Digitalisi­erung und die Verkehrswe­nde investiere­n. Die hemmende Schuldenbr­emse können sie nur über eine Zwei-Drittel-Mehrheit kippen. Das ist wohl erfolglos und nur etwas für das Schaufenst­er. BERICHT

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