Auf bruch im Abbruch
Die katholische Kirche ist bis ins Mark getroffen. Doch es gibt Zeichen der Hoffnung.
zu stark auch die grundsätzliche Ablehnung der hierarchisch-klerikalen Grundstruktur der Kirche als solcher. Fachleute sprechen von einem „ekklesiogen bedingten Glaubensverlust“, will heißen, dass die Kirchenkrise zu einer Glaubenskrise geführt hat – und nicht umgekehrt. Wo aber nun hin mit der Sehnsucht so vieler nach Gott, mit ihrer Suche nach Sinn und nach Vorbildern erfüllten Lebens? Wo finden die vielen Ausgetretenen eine neue Heimat? So paradox es klingen mag: vielleicht geschieht gerade in den Trümmerfeldern der Kirche derzeit so etwas wie Aufbruch im Abbruch. Genau dort wächst nämlich eine neue Lebendigkeit. Vielerorts entstehen Initiativen und Gruppen, die im Gebet, im Austausch über eigene Gotteserfahrungen, im Brotbrechen und im gemeinsamen Engagement für eine bessere, gerechtere, demokratischere und ökologischere Welt neu nach Gott suchen. Wir sollten dankbar wahrnehmen, was sich da gerade in und außerhalb der Kirche entwickelt. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ist die Rede von der Verheißung Gottes auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Warum nicht auch auf eine neue Kirche? Dann kann die selbstzerstörerische Krise zu einer echten Chance werden.
Unsere Autorin ist Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen und stammt aus Ratingen. Sie wechselt sich hier mit der evangelischen Pfarrerin Friederike Lambrich, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide ab.