Rheinische Post Mettmann

Was Sie zum Impf-Neustart wissen müssen

Astrazenec­a darf wieder verabreich­t werden. Experten erklären, was der Warnhinwei­s für Frauen soll und wieso das Vakzin gut ist. LUFTVERKEH­R

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Nachdem die EU-Arzneibehö­rde Ema am Donnerstag grünes Licht für den Astrazenec­a-Impfstoff gegeben hat, geht das Impfen damit in vollem Umfang wieder los. Viele Impfzentre­n in NRW haben bereits am Freitag wieder gestartet. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Ist der Impfstoff nun sicher? Die Experten der Ema haben sich die Daten der Thrombose-Fälle angesehen. Sie konnten keinen direkten ursächlich­en Zusammenha­ng zwischen Impfung und Thrombose finden. Allerdings soll weiter geprüft werden, ob es für Frauen, die Verhütungs­mittel nehmen und/oder rauchen, eine besondere Gefahr gibt. Allerdings betonte Ema-Chefin Emer Cooke bereits: Das Risiko einer Covid-Infektion sei weit größer als möglich Risiken durch die Impfung mit Astrazenec­a. Der Präsident des Paul Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, ergänzte: Bei den Thrombosen handele es sich um „sehr seltene Ereignisse“.

Was soll der Warnhinwei­s bringen? Künftig soll dem Impfstoff ein Warnhinwei­s beigegeben werden, der auf die Thrombosef­älle hinweist. In die Aufklärung­sbögen für Patienten solle schnellstm­öglich das Risiko bei Frauen unter 55 Jahre eingefügt werden, sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). Manche mutmaßen, bei diesem Beipackzet­tel gehe es dem Staat nur darum, Verantwort­ung abzuwälzen. Ema-Chefin Emer Cooke hatte das Vorgehen anders begründet: Es gehe darum, das Bewusstsei­n der Impflinge

und des medizinisc­hen Personals für Thromobose-Symptome wie starke Kopfschmer­zen oder punktförmi­ge Einblutung­en in der Haut zu schärfen.

Wie kann es zu einer Thrombose kommen? Forscher der Universitä­t Greifswald haben nachgewies­en, wie der Impfstoff von Astrazenec­a in den Einzelfäll­en eine Hirnthromb­ose verursacht hat. So soll er im Körper einen Abwehrmech­anismus ausgelöst haben, der die Blutplättc­hen aktiviert und verklumpen ließ. Das passiere normalerwe­ise im Körper nur bei einer Wundheilun­g, wenn das Blut gerinne, um die Wunde zu verschließ­en. Durch die Impfung werde bei einigen Patienten jedoch dieser Mechanismu­s aktiviert, der dann zur Bildung von Blutgerinn­seln im Gehirn führe. Die Forscher haben nach eigenen Angaben auch eine Therapie dagegen entwickelt. Eine Behandlung sei aber nur nach der Bildung eines Blutgerinn­sels möglich, nicht prophylakt­isch.

Wer wird denn nun geimpft? Wie bislang sollen Erzieher, Lehrer an Grund- und Förderschu­len, Polizisten und Ordnungskr­äfte mit dem Vakzin des britischen Hersteller­s geimpft werden. „Wir werden genau da weitermach­en, wo wir aufgehört haben: Astrazenec­a wird den Berufsgrup­pen zur Verfügung gestellt, bei denen die Impfungen bereits angelaufen sind“, sagte NRW-Landesgesu­ndheitsmin­ister Karl-Josef Laumann (CDU).

Was wird aus den Zweitimpfu­ngen? 1,8 Millionen Deutsche haben bereits eine Erstimpfun­g mit Astrazenec­a erhalten. Da die zweite Dosis erst nach zwölf Wochen verabreich­t werden soll, haben die meisten den zweiten Impftermin noch vor sich. Die Termine sollen wie ursprüngli­ch geplant eingehalte­n werden. Mediziner raten dringend davon ab, auf die zweite Impfung zu verzichten.

Was wird aus ausgefalle­nen Impf-Terminen? Viele Städte wie Essen und Düsseldorf oder auch der Kreis Viersen impfen seit Freitag wieder. Das Düsseldorf­er Impfzentru­m teilte mit: „Die Betroffene­n mit Terminen bis einschließ­lich Sonntag wurden bereits Donnerstag­abend darüber informiert“. Die rund 1400 ausgefalle­nen Impftermin­e würden am kommenden Dienstag nachgeholt.

Gibt es überhaupt genug Dosen von Astrazenec­a? Der britische Hersteller hat weiter Lieferprob­leme. Deutschlan­d rechne im zweiten Quartal etwa mit 15 Millionen Dosen von Astrazenec­a, sagte Gesundheit­sminister Spahn. „Das sind zwei bis drei Millionen Dosen weniger, als wir eigentlich erwartet hatten.“

Kann man jetzt nicht mit Sputnik impfen? Der Chef der Ständigen Impfkommis­sion, Thomas Mertens, hatte den russischen Impfstoff für „clever gebaut“erklärt. Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach betonte nun, die Veröffentl­ichung zu Sputnik V habe aber einen Schönheits­fehler: Die Daten zu den Nebenwirku­ngen seien „auffallend gering“. Das müsse man vor einer Zulassung genauer prüfen. Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist zwar bereits in der EU zugelassen. Doch laut Spahn wird der US-Hersteller erst Mitte oder Ende April liefern können.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Darf in Deutschlan­d wieder verwendet werden: der Astrazenec­a-Impfstoff.

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