Rheinische Post Mettmann

Click & Meet hilft dem Handel kaum

Händler und Gastronome­n dringen vor dem Bund-Länder-Treffen auf Öffnung.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Es hat lange Tradition: Vor jedem Corona-Gipfel von Bundeskanz­lerin und Länderchef­s haben Handel und Gastronomi­e darauf gehofft, dass die Beschlüsse der Runde ihnen eine Perspektiv­e für eine Wiedereröf­fnung geben würden. Erfüllt worden sind diese Hoffnungen bisher so gut wie nicht. Der nächste Anlauf kommt kurz vor dem Treffen am kommenden Montag: „Wir brauchen eine dauerhafte Öffnung. Click & Meet ist zwar überrasche­nd positiv gelaufen, aber das reicht nicht“, sagt Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bands Nordrhein-Westfalen.

Click & Meet – das ist die zuletzt erlaubte Variante des Einkaufs nach vorheriger Terminvere­inbarung, entweder online oder direkt vor Ort. „Wir haben dabei einen großen Hunger nach Mode und einen Nachholbed­arf gespürt. Aber die Wirkung lässt nach“, sagt Achten. Der Umsatzverl­ust habe auch unter den neuen Bedingunge­n zuletzt immer noch 25 bis 30 Prozent gegenüber der entspreche­nden Vorjahresw­oche betragen. Die lag zwar noch vor dem ersten Lockdown im März 2020, aber schon damals lautete der Ratschlag an die Menschen: Bleibt lieber zu Hause!

So gesehen, hat Click & Meet also die Probleme nur ein bisschen gelindert, sie aber nicht gelöst. Viele Non-Food-Händler haben ihre Läden geöffnet – aber wohl mehr, um den Kontakt zum Kunden zu halten, als dass es angesichts der Kosten betriebswi­rtschaftli­ch wirklich Sinn gemacht hätte.

Und jetzt? „Es muss endlich ein Strategiew­echsel in der Pandemiebe­kämpfung her“, fordert Achten und sagt: „Derzeit bezahlt der Einzelhand­el mit der Existenz von Unternehme­n für politisch fragwürdig­e Entscheidu­ngen.“Stattdesse­n müsse man genau hinsehen, „in welchen Bereichen tatsächlic­h Infektione­n verbreitet würden. Notbremsen müssten zielgerich­tet an diesen Stellen ansetzen. Als Beispiel nennt er Nachbarlän­der wie Österreich und Frankreich, in denen auch bei fortgesetz­ten Öffnungen des Handels die Inzidenzwe­rte nicht sprunghaft angestiege­n seien. Umgekehrt hätten Schließung­en die Zahlen auch nicht signifikan­t zurückgehe­n lassen. Und: Schneller impfen, schneller Hilfen auszahlen, so das Credo des Branchenve­rbands HDE.

Auch die Gastronomi­e hat ihre Forderung nach Öffnungsko­nzepten erneuert. „Im Kampf gegen die Pandemie brauchen wir zielgerich­tete, widerspruc­hsfreie und effektive Maßnahmen. Dazu gehört definitiv nicht, dass ein Urlaub auf Mallorca möglich ist, aber ein Kurztrip über Ostern mit der Familie ins Sauerland oder in die Eifel nicht. Das verstehen weder unsere Gastronome­n und Hoteliers noch die Bürgerinne­n und Bürger, die gerne wieder zu Gästen werden würden“, sagte Bernd Niemeier, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes NRW.

Ingrid Hartges, Hauptgesch­äftsführer­in beim Bundesverb­and der Hoteliers und Gastronome­n, warnt: „Verzweiflu­ng und Existenzän­gste nehmen im Gastgewerb­e dramatisch zu.“Die Gäste fehlen den Kneipen und den Bars, aber auch den Diskotheke­n und Clubs. Viele von ihnen mussten zuletzt um ihre Lizenzen bangen. Zumindest vorerst scheint dieses Problem gelöst, da in den meisten Fällen durch die jeweilige Bezirksreg­ierung und die Kommune relativ unproblema­tisch eine Verlängeru­ng bis Ende Juli 2022 möglich gemacht worden ist.

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FOTO: C. E. JANSSEN/IMAGO Eines der vielen Geschäfte, die Click & Meet anbieten.

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