Click & Meet hilft dem Handel kaum
Händler und Gastronomen dringen vor dem Bund-Länder-Treffen auf Öffnung.
DÜSSELDORF Es hat lange Tradition: Vor jedem Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin und Länderchefs haben Handel und Gastronomie darauf gehofft, dass die Beschlüsse der Runde ihnen eine Perspektive für eine Wiedereröffnung geben würden. Erfüllt worden sind diese Hoffnungen bisher so gut wie nicht. Der nächste Anlauf kommt kurz vor dem Treffen am kommenden Montag: „Wir brauchen eine dauerhafte Öffnung. Click & Meet ist zwar überraschend positiv gelaufen, aber das reicht nicht“, sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen.
Click & Meet – das ist die zuletzt erlaubte Variante des Einkaufs nach vorheriger Terminvereinbarung, entweder online oder direkt vor Ort. „Wir haben dabei einen großen Hunger nach Mode und einen Nachholbedarf gespürt. Aber die Wirkung lässt nach“, sagt Achten. Der Umsatzverlust habe auch unter den neuen Bedingungen zuletzt immer noch 25 bis 30 Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahreswoche betragen. Die lag zwar noch vor dem ersten Lockdown im März 2020, aber schon damals lautete der Ratschlag an die Menschen: Bleibt lieber zu Hause!
So gesehen, hat Click & Meet also die Probleme nur ein bisschen gelindert, sie aber nicht gelöst. Viele Non-Food-Händler haben ihre Läden geöffnet – aber wohl mehr, um den Kontakt zum Kunden zu halten, als dass es angesichts der Kosten betriebswirtschaftlich wirklich Sinn gemacht hätte.
Und jetzt? „Es muss endlich ein Strategiewechsel in der Pandemiebekämpfung her“, fordert Achten und sagt: „Derzeit bezahlt der Einzelhandel mit der Existenz von Unternehmen für politisch fragwürdige Entscheidungen.“Stattdessen müsse man genau hinsehen, „in welchen Bereichen tatsächlich Infektionen verbreitet würden. Notbremsen müssten zielgerichtet an diesen Stellen ansetzen. Als Beispiel nennt er Nachbarländer wie Österreich und Frankreich, in denen auch bei fortgesetzten Öffnungen des Handels die Inzidenzwerte nicht sprunghaft angestiegen seien. Umgekehrt hätten Schließungen die Zahlen auch nicht signifikant zurückgehen lassen. Und: Schneller impfen, schneller Hilfen auszahlen, so das Credo des Branchenverbands HDE.
Auch die Gastronomie hat ihre Forderung nach Öffnungskonzepten erneuert. „Im Kampf gegen die Pandemie brauchen wir zielgerichtete, widerspruchsfreie und effektive Maßnahmen. Dazu gehört definitiv nicht, dass ein Urlaub auf Mallorca möglich ist, aber ein Kurztrip über Ostern mit der Familie ins Sauerland oder in die Eifel nicht. Das verstehen weder unsere Gastronomen und Hoteliers noch die Bürgerinnen und Bürger, die gerne wieder zu Gästen werden würden“, sagte Bernd Niemeier, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW.
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband der Hoteliers und Gastronomen, warnt: „Verzweiflung und Existenzängste nehmen im Gastgewerbe dramatisch zu.“Die Gäste fehlen den Kneipen und den Bars, aber auch den Diskotheken und Clubs. Viele von ihnen mussten zuletzt um ihre Lizenzen bangen. Zumindest vorerst scheint dieses Problem gelöst, da in den meisten Fällen durch die jeweilige Bezirksregierung und die Kommune relativ unproblematisch eine Verlängerung bis Ende Juli 2022 möglich gemacht worden ist.