Rheinische Post Mettmann

Tönnies bekennt sich zu Tönnies

Gerüchte über einen möglichen Verkauf erschütter­n das Fleisch-Imperium.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

RHEDA-WIEDENBRÜC­K Nachdem Hinweise auf einen denkbaren Verkauf der Tönnies-Gruppe die Runde machten, haben sich Geschäftsf­ührer Clemens Tönnies und sein Sohn Maximilian zu dem Unternehme­n bekannt: „Der Erfolg der vergangene­n Jahrzehnte lässt uns nicht müde werden, weiterzuma­chen, erklärten sie am Freitag in einem internen Brief an die Belegschaf­t, der unserer Redaktion vorliegt. Mit Maximilian sei die nächste Generation bereits „aktiv im Management“, der internatio­nale „Expansions­kurs“gehe „Schritt für Schritt voran.“Tönnies sei „ein kerngesund­es Unternehme­n, das weltweit wächst“.

Der 64-jährige Firmenpatr­iarch Clemens Tönnies und sein Sohn schreiben, die Gerüchte über Deutschlan­ds größten Schweinesc­hlachter seien von „interessie­rter Seite“in Umlauf gebracht worden.

Die Agentur Bloomberg hatte zuvor berichtet, innerhalb des 50 Jahre alten Konzerns würden Optionen für eine Veräußerun­g geprüft, die einen Wert von bis zu vier Milliarden Euro bringen würde. Mit „interessie­rter Seite“gemeint sein könnte Robert Tönnies, der Sohn des jung verstorben­en Firmengrün­ders Bernd Tönnies, dem 50 Prozent der Anteile gehören. Sein Onkel Clemens Tönnies (45 Prozent) und dessen Sohn Max (5 Prozent) halten eng zusammen. Robert Tönnies äußere sich zu der aktuellen Debatte nicht, schreibt das „Handelsbla­tt“, aber er kritisiert­e Clemens Tönnies 2020 scharf, als es zu einem massenhaft­en Corona-Ausbruch in dessen Fabrik kam.

Clemens Tönnies, auch bekannt als Ex-Aufsichtsr­atschef von Schalke 04, und sein Sohn dementiere­n in dem Brief aber nicht ausdrückli­ch, dass ein Verkauf geprüft werde. „Marktgerüc­hte dementiere­n wir prinzipiel­l nicht“, heißt es.

Gleichzeit­ig ist Clemens ein so leidenscha­ftlicher Unternehme­r und Macher, dass ein Ausstieg rein psychologi­sch sehr erstaunlic­h wäre. Auszuschli­eßen, dass die Investment­banker im Haus sind, ist dennoch keineswegs: Um Robert seine Anteile nach dem jahrelange­n Streit auszuzahle­n, müsste berechnet werden, wie wertvoll der Konzern ist. Laut „Handelsbla­tt“will Robert formal feststelle­n lassen, dass die Eigentümer zerstritte­n sind, was einen Verkauf einleiten könnte.

Patriarch Clemens und Sohn geben sich tatendurst­ig: „Wir sind es, die den Markt machen. Wir investiere­n stark in Deutschlan­d, Dänemark, Großbritan­nien, China und Spanien. Wir expandiere­n im Veggiemark­t. Wir entwickeln neue Haltungssy­steme für Schweine, weil wir an den ländlichen Raum glauben. Diesen Kurs wollen wir mit Euch gemeinsam fortsetzen“, heißt es in dem Schreiben.

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