Reiter freuen sich auf staubfreie Turniere
Dank 215.678 Euro Landesförderung erhalten Spring- und Dressurplatz des RuF Erkrath ein modernes Ebbe- und Flutsystem.
ERKRATH Bei den Vorstandsmitgliedern des Reit- und Fahrvereins Erkrath könnte die Freude dieser Tage – trotz Pandemie und grassierender Pferdeherpes – kaum größer sein: Im Rahmen des Programms „Moderne Sportstätten 2022“fördert das Land Nordrhein-Westfalen mit jeweils 153.903 Euro und 61.775 Euro die Modernisierung ihres Springund Dressurplatzes. Zwei kostspielige Maßnahmen von insgesamt etwas über einer Viertelmillion Euro, die sich der Verein ohne die finanzielle Unterstützung von bis zu 85 Prozent nie alleine hätte leisten können, unterstreicht Vereinsvorsitzender Jürgen Nölling. „Ich freue mich, dass wir mit den nun erteilten Förderentscheidungen unseren Vereinen tatkräftig unter die Arme greifen können“, betont Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, einen spürbaren Beitrag zur Modernisierung unserer Sportstätten in Nordrhein-Westfalen zu leisten. Dies ist uns mit diesem Förderprogramm gelungen.“
Tatsächlich hatte der RuF Erkrath gleich doppeltes Glück, denn im vergangenen Sommer reichte der Verein zunächst nur einen Antrag auf Förderung des Springplatzes ein. „Kurz danach aber sprachen uns die Dressurreiter an, warum denn nicht auch ein Förderantrag für ihren Platz gestellt werde“, erinnert sich Geschäftsführer Martin Sommer, der daraufhin den zweiten Antrag im Oktober abschickte. Denn sowohl der Spring- als auch der Dressurplatz haben mit demselben Problem zu kämpfen. „Die Bodenverhältnisse sind nicht optimal“, erklärt Reitlehrer Hans-Willi Weber, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. „Wenn es heiß und trocken ist, stauben die Plätze, wenn es kalt und nass ist, sammelt sich das Wasser und es bilden sich große Pfützen.“
Die Plätze, die 1970 auf der Reitanlage Uhlenhof angelegt und seitdem vom Verein gepachtet und bewirtschaftet werden, seien heute, obwohl schön gelegen und mit Flutlichtmasten ausgestattet, nicht mehr ökologisch nachhaltig. An ganz heißen Tagen des vergangenen Sommers beispielsweise wurden für einen bereitbaren Platz täglich zwischen 20.000 und 25.000 Liter Wasser verbraucht, berichtet Weber. „Und wir hatten jetzt schon zwei solcher heißen Sommer.“
Abhilfe verschaffen könnte da ein sogenannter Ebbe-und-Flut-Reitboden. Dabei wird der Wasserstand unter dem Reitplatz automatisch über eine Schachtanlage reguliert: Ist der Reitboden zu nass, wird ihm das überschüssige Wasser vollautomatisch entzogen. Ist der Reitboden zu trocken, wird ihm das benötigte Wasser vollautomatisch zugeführt. Ein System, das eine ganzjährige Nutzung der Plätze ermöglicht. „Außer bei Frost natürlich“, fügt Weber hinzu. Der RuF Erkrath wäre nicht der erste Verein mit solch modernen Reitböden. „Es ist ein System, das es schon länger gibt und erprobt ist, das wir uns bislang aber nicht leisten konnten“, äußert
2. Vorsitzender RuF Erkrath der Reitfachmann Weber. Dank der Förderung muss der Verein jetzt nur noch 15 Prozent der Maßnahme, also etwa 38.000 Euro aus eigenen Mitteln stemmen, die zur Hälfte aus Sponsorengeldern bestehen.
Jürgen Nölling, Martin Sommer und Hans-Willi Weber gehen davon aus, dass die Modernisierung, die pro Platz jeweils etwa vier Wochen dauert, bis zum Herbst fertiggestellt sein könnte, sofern die beauftragte Fachfirma zeitnah mit der Umsetzung beginnt und das Wetter mitspielt. Diese Maßnahmen, urteilen die Vorstandsmitglieder, seien eine wertvolle Investition, sowohl in die Zukunft des Reitsportes im Allgemeinen als auch in die Zukunft des 1949 gegründeten Vereins im Speziellen. Der Ruf Erkrath nämlich, bestehend aus derzeit rund 190 Mitgliedern aus vier Reitanlagen in Erkrath, Düsseldorf und Mettmann – größtenteils Freizeitreiter, viele Kinder und Jugendliche, aber eben auch zahlreiche Turnierreiter – zählt nicht nur zu den größten, sondern auch durch seine Aktivität als Turnierausrichter
zu den bekanntesten Reitvereinen der Region.
Zu den beliebtesten und bedeutendsten der Turniere gehören seit jeher die Düsseldorfer Reitertage mit im Schnitt rund 2000 Nennungen und weit über 4000 Zuschauern. Im vergangenen Jahr fiel das
mehrtägige Turnier wegen Corona aus und auch in diesem Jahr ist die für Anfang Juni geplante Veranstaltung vom Pandemieverlauf abhängig. Eigentlich war ein kleines, erstes internes Frühjahrsturnier 2021 am ersten Aprilwochenende angedacht, verrät Weber. „Aktuell wissen wir aber nicht, ob wir das machen können, auch aufgrund des derzeit grassierenden Pferdeherpes, von dem auch wir betroffen sind.“
Anders als andere Vereine oder Reiterhöfe habe der Reit- und Fahrverein Erkrath durch Corona keinen Mitgliederschwund erlebt. Überhaupt steht der Verein quantitativ und qualitativ auf gesunden Beinen. Die Trainingsmöglichkeiten sind vielfältig, die Aktivitäten mit zahlreichen Lehrgängen, Jugendförderung und Turnierangeboten reichhaltig.
„Es ist ein System, das es schon länger gibt und erprobt ist, das wir uns bislang aber nicht leisten konnten“
Hans Willi Weber