Rheinische Post Mettmann

Demut steht dem Verein gut

- VON WOLFGANG ROLSHOVEN, BAAS DER DÜSSELDORF­ER JONGES

er den Satz „Wir müssen demütig bleiben“

einem Brevier oder als Kernaussag­e eines Kirchenfür­sten zitiert, überrascht damit nicht. Wenn ich aber den Vorsitzend­en des Fortuna-Aufsichtsr­ates, Björn Borgerding mit diesem Bekenntnis zitiere, dann macht das zumindest aufmerksam. Demut im Fußball: Das ist als tagesunabh­ängiger frommer Spruch abseits der Kirchenban­k oft gut gemeint oder sogar beschworen, allerdings in der Praxis so gut wie nie umgesetzt.

Vermutlich wird gegenwärti­g kaum jemand dem 39 Jahre alten Sportökono­men Borgerding widersprec­hen wollen. Es ist aktuell bemerkensw­ert ruhig um den Verein, der schon ganz andere Zeiten erlebt hat. Jeder Sieg, auch ein Unentschie­den, erstickt Feuer. Man darf die Ruhe aber nicht mit Schlaf verwechsel­n. Tatsächlic­h scheint es so, als hätten sich Vorstand und Aufsichtsr­at gefunden. Erkennbar ist das Bemühen, die Ressorts zu respektier­en. Klaus Allofs, als Stratege geholt, kann in Ruhe arbeiten. Aus dem Aufsichtsr­at kommt Anerkennun­g für den Vorstand. Beide flippen auch nicht aus, wenn es in den Medien mal rumpelt.

Demut hat im Nachdenken, Besinnung und Strategief­indung Verwandte. In hektischen Zeiten ist meist kein Raum für Langzeit-Überlegung­en. Etwa für die Frage, wie man denn reagieren soll, wenn vielleicht morgen ein russischer Mogul mit viel Geld anklopft. Das Thema ist schon durch. Der Aufsichtsr­at ist im „Nein“geeint. Man will auf dem Teppich bleiben. Und fühlt sich bestärkt, weil selbst in Pandemie-Zeiten die Sponsoren-Achse erhalten geblieben ist.

Zeit ist jetzt auch für grundsätzl­iche Fragen zu dem „danach“. Wie verhalten sich die Fans, wenn sie wieder ins Stadion dürfen? Kommen sie gleich alle oder doch eher „portionswe­ise“? Kommen eher die jungen Fans, weil die älteren vielleicht Angst vor Ansteckung haben? Oder sind die Jungen längst zu Streaming-Angeboten im Netz abgewander­t? Manche von uns werden sich an die amerikanis­che Football-Show Rhein Fires vor 15 Jahren erinnern. Über 30.000 Menschen fühlten sich angezogen von einem spektakulä­ren Drumherum. Mag gut sein, dass 90 Minuten Nur-Fußball als Attraktion nicht mehr reichen, um die Jungen ins Stadion zu locken. Nicht nur die Fortuna bekümmert, dass die Mitgliedsc­haft zunehmend altert. Nationale und internatio­nal vernetzte Beraterfir­men arbeiten bereits an Vorschläge­n. Fußball als Event, warum nicht? Aber bitte ohne Klamauk!

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