Demut steht dem Verein gut
er den Satz „Wir müssen demütig bleiben“
einem Brevier oder als Kernaussage eines Kirchenfürsten zitiert, überrascht damit nicht. Wenn ich aber den Vorsitzenden des Fortuna-Aufsichtsrates, Björn Borgerding mit diesem Bekenntnis zitiere, dann macht das zumindest aufmerksam. Demut im Fußball: Das ist als tagesunabhängiger frommer Spruch abseits der Kirchenbank oft gut gemeint oder sogar beschworen, allerdings in der Praxis so gut wie nie umgesetzt.
Vermutlich wird gegenwärtig kaum jemand dem 39 Jahre alten Sportökonomen Borgerding widersprechen wollen. Es ist aktuell bemerkenswert ruhig um den Verein, der schon ganz andere Zeiten erlebt hat. Jeder Sieg, auch ein Unentschieden, erstickt Feuer. Man darf die Ruhe aber nicht mit Schlaf verwechseln. Tatsächlich scheint es so, als hätten sich Vorstand und Aufsichtsrat gefunden. Erkennbar ist das Bemühen, die Ressorts zu respektieren. Klaus Allofs, als Stratege geholt, kann in Ruhe arbeiten. Aus dem Aufsichtsrat kommt Anerkennung für den Vorstand. Beide flippen auch nicht aus, wenn es in den Medien mal rumpelt.
Demut hat im Nachdenken, Besinnung und Strategiefindung Verwandte. In hektischen Zeiten ist meist kein Raum für Langzeit-Überlegungen. Etwa für die Frage, wie man denn reagieren soll, wenn vielleicht morgen ein russischer Mogul mit viel Geld anklopft. Das Thema ist schon durch. Der Aufsichtsrat ist im „Nein“geeint. Man will auf dem Teppich bleiben. Und fühlt sich bestärkt, weil selbst in Pandemie-Zeiten die Sponsoren-Achse erhalten geblieben ist.
Zeit ist jetzt auch für grundsätzliche Fragen zu dem „danach“. Wie verhalten sich die Fans, wenn sie wieder ins Stadion dürfen? Kommen sie gleich alle oder doch eher „portionsweise“? Kommen eher die jungen Fans, weil die älteren vielleicht Angst vor Ansteckung haben? Oder sind die Jungen längst zu Streaming-Angeboten im Netz abgewandert? Manche von uns werden sich an die amerikanische Football-Show Rhein Fires vor 15 Jahren erinnern. Über 30.000 Menschen fühlten sich angezogen von einem spektakulären Drumherum. Mag gut sein, dass 90 Minuten Nur-Fußball als Attraktion nicht mehr reichen, um die Jungen ins Stadion zu locken. Nicht nur die Fortuna bekümmert, dass die Mitgliedschaft zunehmend altert. Nationale und international vernetzte Beraterfirmen arbeiten bereits an Vorschlägen. Fußball als Event, warum nicht? Aber bitte ohne Klamauk!