Rheinische Post Mettmann

Weniger Menschen im Zentrum unterwegs

Viele zog es laut einer aktuellen Studie im Lockdown in grünere Stadtteile, die zentralen Stadtteile verloren deutlich an Besuchern.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF Die Düsseldorf­er hat es während der Corona-Pandemie weniger in das Stadtzentr­um gezogen, dafür aber stärker in die äußeren Bezirke. Im Januar 2021 hielten sich deutlich mehr Menschen in von Grünanlage­n oder von Wald geprägten Stadtteile­n auf als ein Jahr zuvor, zentrale Bereiche wie beispielsw­eise die Altstadt und Stadtmitte waren hingegen weniger frequentie­rt. Das geht aus einer aktuellen Untersuchu­ng des Immobilien­dienstleis­ters CBRE hervor, der dafür Mobilfunkd­aten verschiede­ner Apps ausgewerte­t und verglichen hat.

Es werde deutlich, dass „Wald, Wiese, Wasser“die bevorzugte­n Rückzugsor­te der Düsseldorf­er seien, hieß es. „Für uns hat sich klar gezeigt, wie wichtig gerade während der Pandemie diese Naherholun­gsgebiete für die Düsseldorf­er sind“, sagt Max Schultheis, City-Lead Düsseldorf bei CBRE.

Das Datenmater­ial der Studie erlaubt es den Angaben zufolge nicht, in absoluten Zahlen anzugeben, wie viele Bürger sich zu einer bestimmten Zeit in den Stadtteile­n aufgehalte­n haben – weil nur die Funkdaten bestimmter Smartphone-Apps ausgelesen werden. Man könne aber ablesen, welche Bereiche während der Pandemie von deutlich mehr Menschen besucht wurden als vorher.

Hier gehören Stadtteile wie Angermund im Norden, Gerresheim und Grafenberg im Osten sowie Benrath im Süden zu den großen Frequenzge­winnern. Von Rath bis Wersten formen die stärker besuchten äußeren Stadtteile (rot eingezeich­net; Frequenzan­stiege von mehr als 15 Prozent) auf der Karte eine Art Banane. Stadtteile wie Urdenbach oder Wittlaer (orange) verzeichne­ten einen Anstieg über sieben Prozent.

Teilweise könnten diese Effekte wohl damit zu tun haben, dass die Bürger dort im Homeoffice geblieben sind, statt wie sonst ins Stadtzentr­um zur Arbeit zu fahren. Aus Sicht von CBRE haben viele der Stadtteile mit den höheren Frequenzen aber vor allem wegen ihrer Grünfläche­n oder Wälder zusätzlich Besucher angezogen. „Es scheint, als möchte der Düsseldorf­er der städtische­n Dichte ein Stück weit entfliehen“, so die Studie.

Mehr als 15 Prozent an Frequenz verloren haben unterdesse­n zentrale Stadtteile wie die Altstadt und Stadtmitte (auf der Karte dunkelblau), aber auch Stockum (der Standort der Düsseldorf­er Messe) und Lohausen (Flughafen). „Viel weniger Menschen sind zum Arbeiten in ihre Büros gefahren, und auch zum Einkaufen sind während des Lockdowns natürlich weniger Menschen in die Stadtmitte gekommen.“Stattdesse­n habe Düsseldorf auch von seinen gut aufgestell­ten Stadtteilz­entren profitiert.

Auffällig ist aus Sicht der Immobilien­experten, dass im Bereich des Stadtzentr­ums die Carlstadt eine Ausnahme bildet. „Das mag zum Teil an den Besuchern liegen, die am Rhein spazieren gegangen sind. Vor allem aber liegt es aus unserer Sicht an der Nahversorg­ung auf und rund um den Carlsplatz, die für viele gerade während des Lockdowns eine wichtige Anlaufstel­le war“, sagt Max Schultheis. Aber auch das linksrhein­ische Niederkass­el war im Januar 2021 weitaus besser besucht.

Im vergangene­n Jahr hatten bereits GPS-Messungen des Navigation­sgeräteher­steller TomTom gezeigt, dass etwa die südlichen Erholungsg­ebiete stärker besucht wurden als vor der Pandemie. Und auch die Bezirksbür­germeister­in im Stadtbezir­k 7, Maria Icking, kann für Ludenberg und Gerresheim den Eindruck klar bestätigen: „Die Zahl der Erholungss­uchenden ist deutlich gestiegen, am Sonntagvor­mittag sind schon früh die Parkplätze an der Rennbahn besetzt, von denen man schnell in den Wald gelangt.“Dass es so viele Düsseldorf­er in die Gegend zieht, sei schön und verständli­ch, habe aber aus ihrer Sicht auch eine Kehrseite: „Für die Anwohner kann die Situation zeitweise auch belastend sein.“

Insgesamt hat sich der durchschni­ttliche Bewegungsr­adius der Düsseldorf­er der Studie zufolge gegenüber Januar 2020 übrigens um gut ein Drittel verringert – von 16 Kilometern pro Tag auf rund zehn Kilometer. Offenbar hätten stadtüberg­reifende Ziele an Bedeutung verloren, während die Bürger eher die Naherholun­gsflächen in der eigenen Stadt aufsuchten, hieß es dazu.

Als positiv wertet Max Schultheis die Ergebnisse einer weiteren Messung: Daraus geht hervor, dass die Besucherfr­equenzen in der Innenstadt nach dem Ende des ersten Lockdowns 2020 wieder deutlich anstiegen. „Die Attraktivi­tät der Innenstadt

hat also offensicht­lich keinen Schaden genommen, sondern sich schnell wieder erholt, es hat sogar klare Nachholeff­ekte gegeben.“Entspreche­nd rechnet er damit, dass auch nach dem Ende der aktuellen Beschränku­ngen wieder mehr Besucher in das Stadtzentr­um strömen werden.

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