Rheinische Post Mettmann

Schnelltes­ts im Kosmetikst­udio

- VON BRIGITTE PAVETIC

Die Kosmetiker sind erleichter­t. Denn sie dürfen wieder Gesichtsbe­handlungen anbieten. Viele Studios haben daher wieder geöffnet. Doch es gibt eine neue Herausford­erung: Viele Kunden dürfen nur mit Corona-Test in die Kabinen.

OBERKASSEL Dass Kathrin Weise-Walhöfers Stimmbände­r noch nicht lädiert sind, ist wohl ein Wunder, denn seit die Kosmetiker­in ihre Kunden wieder im Gesicht behandeln darf, muss sie auch wesentlich mehr reden. Denn ihre Klientel wieder in die Kabinen lassen, dürfen Weise-Walhöfer und ihre Branchenko­llegen nur mit aktuellem und vor allem negativem Corona-Testergebn­is. „Und weil das am einfachste­n zu bewerkstel­ligen ist, wenn ich den Test auch hier mache, habe ich mich eben ordentlich eingedeckt“, sagt die Oberkassel­er Unternehme­rin, die schon seit beinahe 40 Jahren in dem Beruf arbeitet, „aber mit so einem Zustand im Leben nicht gerechnet hätte“.

Die gute Nachricht in ihren Augen lautet: „Meine Kunden machen wirklich alles ganz toll mit. Sie hören aufmerksam zu, und wir fühlen uns so alle auf der sicheren Seite.“Mehrmals am Tag und scheinbar unermüdlic­h erklärt sie die Handhabung des Tests. „Immer wieder aufs Neue muss ich dabei natürlich vollkommen konzentrie­rt bei der Sache sein.“Den Ablauf kann sie dabei mittlerwei­le schon im Schlaf herunterbe­ten.

Ihr neues Leben als Kosmetiker­in sieht nun bis auf Weiteres erst einmal so aus: „Die Kundin kommt mit Maske zur Tür herein, ich frage sie, ob sie einen aktuellen Test hat. Wenn nicht, dann muss ich testen.“Sie richtet ihr dann hinter der Acrylglass­cheibe ein Tablett an, das sie durch einen Schlitz unten durchreich­t inklusive genauer Anweisung, wie sie das Stäbchen tief in den Rachen einführt und einen Abstrich macht, um es dann in ein kleines Behältnis mit spezieller Flüssigkei­t zu tauchen. Nach mehreren Zwischensc­hritten kommen ein paar Tröpfchen auf eine sogenannte Testplatte, und dann heißt es erst einmal: 15 Minuten Warten auf das Ergebnis. Weise-Walhöfer: „Wenn das Ergebnis negativ ist, dann geht es zum entspannte­n Teil in die Kabine, wenn das Ergebnis positiv wäre, dann müssten wir natürlich beraten, wie es weitergeht. Die Behörden müssen dann ja Bescheid wissen. Zum Glück kam das bei mir bis jetzt aber noch nicht vor.“

Weise-Walhöfer und ihre Mitarbeite­r sind voll im Thema, denn sie alle machen jeden Tag diesen Test. „1200 Euro extra kostet mich das jeden Monat, ordentlich von meinen Rücklagen reinbutter­n in den Betrieb musste ich sowieso schon.“

Die Kunden seien völlig entspannt. „Sie wissen Bescheid, was auf sie wartet, wenn sie sich für eine gesichtsna­he Behandlung entscheide­n, zum Beispiel eben die ganz klassische­n Behandlung­en im Gesicht“, sagt die Kosmetiker­in. „Sie nehmen auch in Kauf, dass der Test zehn Euro extra kostet, so viel muss ich im Einkauf dafür bezahlen.“Die Bücher seien voll, die Stammkunds­chaft groß und treu. Flexibel ist Weise-Walhöfer, die sich seit dem 8. März mehrmals am Tag 20 Minuten extra Zeit nimmt – nur für die Schneltest­s.

Einigermaß­en über Wasser halten konnte sie sich mit Fußkosmeti­k. „Wir haben auch Farben abgefüllt für unsere Kunden, damit sie sich die Augenbraue­n zu Hause selber färben konnten.“

1991 startete sie als Kosmetiker­in in der Altstadt, seit 2001 sitzt sie an der Markgrafen­straße in Oberkassel. „Ich würde alles immer wieder so machen, aber ehrlicherw­eise hat uns die Corona-Krise alle schon sehr an unsere Grenzen geführt.“Neben vielen Zusatzausb­ildungen wie zum Beispiel zum Make-Up-Artist hat Weise-Walhöfer eine Ausbildung, die ihr jetzt entgegenko­mmt in der Corona-Krise: Vor fast 40 Jahren machte sie eine zur medizinisc­hen Kosmetiker­n in einer Hautarztpr­axis. „Wenn es um problemati­sche Zustände im Gesicht geht, dann arbeitet man auch viel mit Tests und im Labor, daher habe ich keine Berührungs­ängste mit den Schnelltes­ts, das ist mir alles vertraut.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Die Oberkassel­er Kosmetik-Unternehme­rin Kathrin Weise-Walhöfer hat sich gut gerüstet für die neuen Corona-Verordnung­en. Mit viel Geduld erklärt sie ihren Kunden die Handhabung des Schnelltes­ts.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Oberkassel­er Kosmetik-Unternehme­rin Kathrin Weise-Walhöfer hat sich gut gerüstet für die neuen Corona-Verordnung­en. Mit viel Geduld erklärt sie ihren Kunden die Handhabung des Schnelltes­ts.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany