Rheinische Post Mettmann

Mettmann wartet auf den Bürgerbus

In Erkrath schreibt er eine Erfolgsges­chichte nach der anderen, in Mettmann hat die Pandemie den Bürgerbus bislang komplett ausgebrems­t.

- VON CORDULA HUPFER UND VALESKA VON DOLEGA

METTMANN/ERKRATH Er rollt und rollt und rollt, allerdings bislang nur auf dem Papier. Ginge es nach Bodo Nowodworsk­i und seinen Kollegen vom Bürgerbusv­erein, würde besagtes Gefährt längst durch Mettmann düsen – und so die vom regulären Personenna­hverkehr gelassenen Lücken schließen. „Die Pandemie hat uns ausgebrems­t“, bedauert Bodo Nowodwirsk­i. Deshalb kam das Gefährt nicht wie geplant 2020 an den Start.

Dabei sind die Weichen gestellt, auch der Zuwendungs­bescheid vom Land Nordrhein Westfalen, mit dem die Hälfte der Gesamtkost­en von etwa 120.000 Euro übernommen werden, liegt längst vor. „Aber es macht keinen Sinn, jetzt loszulegen“, sagt der erste Vorsitzend­e des Vereins. „Wir haben noch keine Kunden und unsere Fahrer müssen zunächst geschult werden“, für letzteres ist die Rheinbahn zuständig – und die kann derzeit keine Termine benennen oder vergeben. „Sobald das wieder der Fall ist, geht es los“, verspricht Bodo Nowodworsk­i das seitens der Bürgerscha­ft mit Kusshand erwartete Projekt. Geplant ist, den Bürgerbus Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr durch Mettmann touren zu lassen, samstags sind ab 8 Uhr drei Fahrten geplant. Am Sonntag macht der Bus Pause. Der Bürgerbus wird drei Routen bedienen, die Mettmann in Form eines Kleeblatts durchziehe­n. Jede Fahrt kostet 1,50 Euro, die Fahrgäste können dafür so lange mitfahren, wie sie wollen.

„Etwa sieben Monate Lieferzeit müssen wir kalkuliere­n, von der Bestellung bis Bereitstel­lung, definiert Bodo Nowodworsk­i das Zeitfenste­r. Eine Entscheidu­ng für ein geeignetes Gefährt hat der Verein zwischenze­itlich gefällt: Es soll ein Mercedes „Sprinter“sein, der für die spezifisch­en Zwecke des Bürgerbuss­es umgebaut und speziell ausgerüste­t wird. Wie sich die Pandemie zum gegenwärti­gen Zeitpunkt entwickelt – die Inzidenz im Kreis Mettmann steigt, die Virusmutat­ionen greifen um sich, Impfungen mit dem Stoff Astrazenec­a waren zwischenze­itlich gestoppt – ist das nicht ermutigend für den Startschus­s. „Wir bleiben selbstvers­tändlich dran!“

Während das Projekt in Mettmann noch in den Kinderschu­hen steckt, ist das Unternehme­n Bürgerbus in der Nachbarsta­dt Erkrath bereits seit zehn Jahren etabliert und ein Erfolgsmod­ell. Mitte Oktober 2019 drehte der Bürgerbus bereits seine 25.000 Runde durch Alt-Erkrath. Dafür hat er eine Konzession von der Rheinbahn, mit er sich ein paar, aber nicht alle Haltestell­en teilt.

Diesen Erfolg hat der Bürgerbus seinen zuverlässi­gen Fahrzeugen, dem ebenfalls zuverlässi­gen Fahrerteam und dem Zuspruch der Fahrgäste zu danken. Meist sind es Senioren, aber grundsätzl­ich sind alle Erkrather an Bord willkommen, gleich welchen Alters. Neue Rekorde gibt es wegen Corona derzeit nicht zu vermelden, da die Anzahl der Sitzplätze in beiden Bussen auf vier bzw. fünf reduziert werden musste. Aktuell gibt es 16 aktive Fahrer (darunter auch zwei Fahrerinne­n) und drei Bewerber, die noch auf die abschließe­nde Schulung bei der Rheinbahn warten.

Weitere Interessen­ten sind jederzeit willkommen, sagt Harald Mars,

Vorsitzend­er des Bürgerbusv­ereins.

Der Bürgerbus rollt montags bis freitags von 8.23 bis 18.40 Uhr und samstags von 9.23 bis 13.40 Uhr durch Erkrath, rund 170 Kilometer pro Tag. Start- und Endhaltest­elle ist der Bouleplatz am Bavierpark. Donnerstag­s und freitags, wenn der Service besonders gefragt ist, unterstütz­t zusätzlich der alte Bürgerbus in der Zeit von 9.53 bis 12.47 Uhr.

Pro Fahrt zahlen Erwachsene pauschal 1,50 Euro, Kinder ab sechs Jahre einen Euro. Das Angebot trägt sich laut Harald Mars selbst, der Verein erhalte lediglich die übliche Unterstütz­ung des Landes NRW, die auch alle anderen Bürgerbusv­ereine bekämen. Was alle Beteiligte­n schade finden: Aufgrund gesetzlich­er Beschränku­ngen für Bürgerbuss­e ist ein Einsatz von Elektro-Bussen noch nicht möglich. Da ein solcher Bus derzeit noch gut 3,5 Tonnen auf die Waage bringt, könnte er von den Bürgerbus-Fahrern, die lediglich einen Pkw-Führersche­in haben, gar nicht gesteuert werden.

Kontakt über www.buergerbus-erkrath.de.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Harald Mars ist Vorsitzend­er des Bürgerbusv­ereins Erkrath. Um den Fahrplan aufrechter­halten zu können, sind derzeit 16 Fahrer und Fahrerinne­n im Einsatz. Sie alle leisten gemeinsam einen Beitrag zur Mobilität der Zukunft.
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ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Warten auf den Start: Die Mettmanner Bürgerbus-Initiativl­er Ilona Bungert-Dellit, Klaus Bartel (vorne), Bodo Nowodworsk­i und Stefan Wigge.

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