Rheinische Post Mettmann

Ein Friedhof wird zur Erfolgsges­chichte

Der Haaner Waldfriedh­of zählt zu den beliebtest­en in der Region. Seit etwa sechs Jahren bewirtscha­ftet ihn die Stadt wieder mit eigenen Kräften. Was als Test begann, ist heute nicht mehr wegzudenke­n.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Wer auf dem Waldfriedh­of in den wärmeren Monaten einen geliebten Menschen beerdigen muss, ist bei der Trauerfeie­r nicht mehr unbedingt auf die in die Jahre gekommene Kapelle angewiesen. Es gibt mittlerwei­le eine Pergola, die stattdesse­n für Abschiedsf­eiern genutzt werden kann – die Überdachun­g im Freien sorgt für angenehmen Schatten und luftige Kühle. Die Idee ist im vergangene­n Jahr unter dem Eindruck der Corona-Pandemie entstanden und hat sich etabliert, so dass die Stadt sie jetzt dauerhaft anbietet.

Das ist nur eines von vielen Beispielen, die belegen, wie der 1945 in seiner jetzigen Funktion entstanden­e Kommunalfr­iedhof mit modernen Details und klugen Neuerungen seine Attraktivi­tät vor allem in den vergangene­n sechs Jahren kontinuier­lich gesteigert hat.

Ungefähr so lange ist es her, dass der städtische Betriebsho­f die Bewirtscha­ftung der Ruhestätte übernommen hat. Nicht nur im Rathaus ist man sehr zufrieden mit dieser Regelung,

die auch noch Geld spart. Zuvor waren die Aufgaben an eine Fremdfirma ausgelager­t: „Positive Rückmeldun­gen erhalten wir sowohl aus der Bevölkerun­g als auch von den Bestattern, mit denen wir im ständigen Austausch sind“, berichtet Torsten Rekindt, Leiter des Bauverwalt­ungsamtes.

Als er zur Stadt Haan kam, lief bereits die Testphase für die Eigenbewir­tschaftung – mit vielverspr­echenden Ansätzen. Mittlerwei­le ist daraus eine Erfolgsges­chichte geworden, die die reibungslo­sen Abläufe genauso betrifft, wie die Neuerungen, die der Friedhof unter der städtische­n Bewirtscha­ftung insgesamt eingeführt hat.

Wo macht sich das am deutlichst­en bemerkbar? „Grundsätzl­ich hat sich der optische Eindruck wesentlich verbessert“, antwortet Rekindt: „Darüber hinaus war es uns aber auch möglich, die Leistungen kontinuier­lich auszubauen.“

Die Partnergrä­ber am Baum, die in diesem Jahr hinzukomme­n, sind dem Amtsleiter zufolge ein gutes Beispiel für diese Entwicklun­g. Dabei handelt es sich um eine Gemeinscha­ftsgrabanl­age für Paare, bei der mehrere Grabplätze jeweils um einen Baum herum gruppiert werden. Pro Baum stehen in Haan maximal acht Partnergrä­ber zur Verfügung. So etwas bietet längst nicht jeder Friedhof.

Auch die Idee zum Bereich für ein „ewiges Gedenken“sei bei den Überlegung­en entstanden, wie der städtische Waldfriedh­of sich entwickeln soll, betont Torsten Rekindt. Dabei geht es um Personen, die berühmt und/oder für Haan prägend waren. Ihre Grabmale oder -steine werden nach Ablauf der jeweiligen Ruhe- und Nutzungsfr­isten von der Stadt übernommen und an einer zentralen Stelle dauerhaft erhalten. Bepflanzun­g, Pflege und Unterhaltu­ng erfolgen dauerhaft durch den Betriebsho­f. Über die Jahrzehnte soll auf diese Weise eine Sammlung von Grabsteine­n mit hohem Erinnerung­swert geschaffen werden – eben ein „ewiges Gedenken“.

Das Grab des Haaner Heimatfors­chers Harro Vollmar ist als eines der ersten genannt worden, ebenso die Grabstätte des Malers Fritz Reusing.

Anonyme oder teilanonym­e Bestattung­en sind als Alternativ­e bei den Reihengräb­ern möglich. Die Asche kann neben der bereits beschriebe­nen Urnenbeise­tzung an einem Baum auch in einem Urnenhochb­eet erfolgen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkei­t, die Asche auf einem Asche-Streufeld beizusetze­n. Auch ein Sternenkin­derfeld für Kinder, die vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind, wird demnächst eingericht­et.

Nicht nur die Vielfalt der Bestattung­sformen prägt den Waldfriedh­of: Durch seinen hohen Baumbestan­d und die zahlreiche­n Bänke hat er längst einen Ruf als Erholungss­tätte und grüne Lunge der Stadt. Auch den Erhalt dieser Idylle hat sich das Team um Gartenbaum­eister Peter Kannemann auf seine Fahnen geschriebe­n. Ziel: mit viel Einsatz und klugen Ideen weiter dafür sorgen, dass noch so manches Kapitel der „Erfolgsges­chichte Waldfriedh­of“geschriebe­n werden kann.

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FOTO: KÖHLEN Amtsleiter Torsten Rekindt und Jennifer Klemm von der Friedhofsv­erwaltung vor einem Urnenhochb­eet auf dem Waldfriedh­of.

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