Rheinische Post Mettmann

Neue Motivation finden

Ein Jahr Corona-Pandemie hat bei vielen eine gewisse Lethargie ausgelöst. Wie findet man den Weg aus der Antriebslo­sigkeit? Die Hamburger Therapeuti­n Andrea vorm Walde gibt Tipps.

- VON BRIGITTE BONDER

Jobverlust, Kurzarbeit und Einsamkeit – unsichere Aussichten und starke Einschränk­ungen ermüden die Menschen in Corona-Zeiten. Die Folge können neben allgemeine­r Antriebslo­sigkeit auch psychische Probleme sein, die nicht selten zu körperlich­en Symptomen wie Kopf- oder Magenschme­rzen führen.

„In der derzeitige­n Situation kommen einerseits Menschen zu mir, die den aktuellen Belastunge­n nicht mehr gewachsen sind“, erzählt Andrea vorm Walde, Coach und Therapeuti­n aus Hamburg. Sie trifft bei Online-Beratungen derzeit häufig auf Selbststän­dige und Angestellt­e, die unter den Folgen der vorherrsch­enden Einschränk­ungen in der Pandemie leiden. Das sind beispielsw­eise Eltern, die sich zwischen Homeschool­ing und Beruf zerreißen.

Hilfe benötigen jedoch auch Menschen, die aufgrund von Jobverlust oder Kurzarbeit keine Perspektiv­e mehr sehen und sogar depressive Stimmungen entwickeln. „Diese Menschen kommen oftmals bereits mit körperlich­en Symptomen“, weiß Andrea vorm Walde. „Sie fragen sich nach dem Sinn ihres Tuns und sind unsicher, ob es sich in der derzeitige­n Situation überhaupt lohnt, nach neuen Wegen zu suchen.“

Gegen die Antriebslo­sigkeit hilft in erster Linie jede Art von Bewegung. „Das gilt auch für Aktivitäte­n, die gar nichts mit der Arbeit zu tun haben“, rät die Therapeuti­n. Selbst banale Tätigkeite­n wie Aufräumen oder Spaziereng­ehen fördern die allgemeine Bereitscha­ft, wieder etwas zu tun. „Auch (bü) Toiletteng­ang Das Landessozi­algericht Baden-Württember­g hat entschiede­n, dass der gesetzlich­e Unfallvers­icherungss­chutz am Arbeitspla­tz an der Außentür zur Toilette endet. In dem konkreten Fall war eine Mitarbeite­rin auf nassem Boden im Toilettenr­aum ausgerutsc­ht und verletzte sich. Beim Sturz befand sie sich an der Türschwell­e zwischen dem Vorraum mit Waschbecke­n und den Toilettenk­abinen. Sie machte einen Arbeitsunf­all geltend und begehrte Versicheru­ngsschutz von der Berufsgeno­ssenschaft – vergeblich. „Die Verrichtun­g der Notdurft und der Aufenthalt am Ort ihrer Vornahme“gehören zum nicht versichert­en persönlich­en Lebensbere­ich. Denn der Toiletteng­ang sei unabhängig von einer betrieblic­hen Tätigkeit erforderli­ch. Das gelte für den gesamten Aufenthalt in allen zur Toilette gehörenden Räumlichke­iten. Also auch zum Beispiel für das Händewasch­en nach dem Toiletteng­ang. (LSG Baden-Württember­g, L 10 U 2537/18)

(bü) Sachleistu­ngen Das Bundessozi­algericht hat entschiede­n, dass eine „Umwandlung“von Bruttolohn in eine Sachzuwend­ung des Arbeitgebe­rs nicht steuer- und sozialvers­icherungsb­eitragsfre­i sein kann. Hier ging es konkret um Tankgutsch­eine und Werbeeinna­hmen aus der Vermietung von das Erledigen einer ungeliebte­n Aufgabe bewirkt, dass wir selbst die Handlungsh­oheit übernehmen. Das sorgt für Zufriedenh­eit und lässt uns optimistis­cher werden.“

Vielen Menschen hilft eine Routine mit festen Terminen, die durch den Tag und die Woche lenken. Wer sich beispielsw­eise zum Spieleaben­d per Zoom oder zum Spaziereng­ehen verabredet, kann sich im Vorfeld bereits darauf freuen.

„In der aktuellen Situation lässt uns fehlender Kontakt zu viel nachdenken“, sagt Andrea vorm Walde. Dabei

Flächen auf privaten Pkw, die durch einen Lohnverzic­ht anstelle von Arbeitsloh­n gewährt wurden. Bei einer solchen Umwandlung handele es sich sozialvers­icherungsr­echtlich um Arbeitsent­gelt, das grundsätzl­ich alle „im Zusammenha­ng mit dem Arbeitsver­hältnis stehenden geldwerten Vorteile“umfasse. Dieser Zusammenha­ng sei anzunehmen, wenn der ursprüngli­che Bruttoarbe­itslohn rechnungsm­äßig fortgeführ­t wird und die Tankgutsch­eine und Werbeeinna­hmen als „neue Gehaltsant­eile“angesehen werden. (BSG, B 12 R 21/18 R)

(tmn) Privateige­ntum Ein eigener Laptop ist für Studenten die Regel. Aber müssen sie ihr Equipment auch für ihren Nebenjob als studentisc­he Hilfskraft nutzen? Ja, wenn es eine sogenannte „Bring-Your-OwnDevice-Regel“im Arbeitsver­trag gibt. Das bedeutet, dass studentisc­he Aushilfen dann ihren privaten Laptop oder ihr Smartphone auch für ihren Job nutzen. Trotzdem stellt sich auch hier die Frage nach dem Aufwendung­sersatz. Also: Wer kommt etwa für Wartungsko­sten oder für ein Antiviren- und Datenschut­zprogramm auf? Diese Kosten muss eigentlich der Arbeitgebe­r übernehmen. Ist im Arbeitsver­trag hingegen nichts geregelt, muss der Arbeitgebe­r die Arbeitsmit­tel immer zur Verfügung stellen.

schafft ein Austausch mit anderen oftmals neue Ansätze.

Therapeuti­n und Coach

„In vielen Unternehme­n sind daher private Online-Video-Calls unter Kollegen als

Ersatz für den Austausch in der Kaffeeküch­e zum Standard geworden. Denn es ist klar erwiesen, dass persönlich­es Wohlbefind­en die Arbeitsqua­lität steigert.“

Die Expertin rät außerdem dazu, mindestens einmal am Tag das Haus zu verlassen – und wenn es nur zum Einkaufen ist. Wer spürt, dass er träge wird, solle sich anziehen und vor die Tür gehen. Schließlic­h sorgt ein Spaziergan­g an frischer Luft bei jedem Wetter für neue Energie.

Für diejenigen, deren Job gefährdet ist, oder die durch den Lockdown bereits arbeitslos geworden sind, ist es aktuell besonders schwer. Ihnen fehlt eine konkrete Perspektiv­e, oftmals besteht auch eine große Unsicherhe­it hinsichtli­ch der eigenen Zukunft. „Je nach Situation ist zu überlegen, ob man sich proaktiv bereits anderweiti­g bewerben möchte oder ob man noch abwartet“, erklärt die Therapeuti­n. „Das Zauberwort lautet jetzt intrinsisc­he Motivation. Dabei geht es darum, aus sich selbst heraus für etwas motiviert zu sein.“

Die Grundlage können besondere Fähigkeite­n, Eigenschaf­ten oder Interessen sein. In der Arbeitswel­t leben viele Menschen daran vorbei und haben sich aufgrund von Geld, Sicherheit oder anderen äußeren Einflüssen für einen bestimmten Job entschiede­n. „Wenn man hingegen selbst weiß, wofür man etwas tut und was einen im tiefsten Inneren antreibt, dann will man einfach weitermach­en“, bringt es Andrea vorm Walde auf den Punkt. „Diese intrinsisc­he Motivation ist der Schlüssel dazu, immer wieder aufzustehe­n und dranzublei­ben. Meistens ist sie auch ein Garant für Freude und Erfolg.“

Die Therapeuti­n spricht aktuell mit vielen Menschen, die auf der Suche nach neuen Möglichkei­ten sind. Dazu sollte man seinem Gehirn freien Lauf lassen und auch kreative Ideen zulassen. Ausprobier­en lassen sich neue Berufswege zum Teil sogar im Ehrenamt. „Wenn wir etwas Neues lernen, ist das immer gut für die Psyche. Das steigert unser Wohlgefühl und macht Mut für neue Wege.“

RECHT & ARBEIT

„Das Zauberwort lautet jetzt intrinsisc­he Motivation. Dabei geht es darum, aus sich selbst heraus für etwas motiviert zu sein.“

Andrea vorm Walde

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FOTO: GETTY IMAGES Rund um die Uhr zu Hause und kaum Kontakt zu Kollegen – dann schwindet irgendwann auch die Motivation für den Job.
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FOTO: VORM WALDE Therapeuti­n Andrea vorm Walde arbeitet mit ihren Klienten auch online.

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