Rheinische Post Mettmann

Einkaufssp­aß für ein paar Stunden

Für kurze Zeit wurde am Montag in Düsseldorf wieder fast so geshoppt wie vor dem Lockdown. Ein Besuch vor Ort.

- VON NICOLE LANGE

STADTMITTE/ALTSTADT Die Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­hts (OVG) NRW zu den Corona-Beschränku­ngen im Einzelhand­el hat am Montag kurzzeitig für einen erhöhten Ansturm in der Düsseldorf­er Innenstadt gesorgt. Viele Geschäfte an den großen Einkaufsst­raßen im Zentrum öffneten am Mittag ihre Türen komplett und entfernten auch die Anmelde-Schalter am Eingang. Zahlreiche Kunden nutzten diese Chance, ohne Einschränk­ungen und vorherige Anmeldung einkaufen zu gehen. Wer allerdings lange zögerte, ehe er sich in die Innenstadt aufmachte, hatte das Nachsehen: Nur wenige Stunden später waren die Beschränku­ngen wieder in Kraft.

Am Vormittag entscheide­t das OVG in Münster nach der Klage eines Elektronik­marktes: Die Kundenbegr­enzung pro Quadratmet­er und die Pflicht zur Terminbuch­ung sind nicht mit dem Gleichbeha­ndlungsgru­ndsatz vereinbar. Denn Buchhandlu­ngen, Schreibwar­engeschäft­e sowie Blumengesc­häfte und Gartenmärk­te waren bisher davon ausgenomme­n. Die Regelung wird außer Kraft gesetzt – viele Händler reagieren sofort, und die Innenstadt sieht am Montagmitt­ag für einige Stunden fast wieder so aus, wie man es aus der Zeit vor dem Lockdown kennt. Viele Menschen laufen mit prall gefüllten Einkaufsta­schen über die Schadowstr­aße, bleiben vor den Schaufenst­ern stehen, betreten Geschäfte.

Das Tempo, mit dem die Regelung bekannt und umgesetzt wird, sorgt allerdings auch für Unsicherhe­it. Einige Geschäfte laden zwar mit weit geöffneten Türen zum Betreten ein; die Kunden wagen sich aber trotzdem nur vorsichtig hinein und warten ab, ob sie aufgehalte­n werden. Peek & Cloppenbur­g an der Schadowstr­aße gehört zu denen, die am frühen Mittag recht gut besucht wirken – nicht so voll, dass ein Gedränge entstehen würde, aber belebter als zu „Click & Meet“-Zeiten. Kunden probieren Kleidungst­ücke an, an mehreren Kassen stehen Menschen an, per Durchsage wird im Geschäft auf das aktuelle Urteil hingewiese­n. Auch bei C&A oder Esprit kann man nun kurzerhand eintreten und wird am Eingang nicht mehr nach seinen Daten gefragt.

Doch nicht alle Händler ziehen sofort mit – einige ahnen offenbar, dass es nicht bei der neuen Regelung bleiben wird, und schränken weiterhin den Zugang ein. Mitarbeite­r haben entspreche­nd auch damit zu tun, diejenigen Kunden aufzuhalte­n, die die Nachrichte­n gehört haben und nun optimistis­ch und flotten Schrittes eintreten. „Aber ich habe eben im Radio gehört, dass das jetzt wieder erlaubt ist“, sagt eine Frau vor dem Eingang von TK Maxx, wo ein Schild verkündet, dass für heute alle Termine ausgebucht seien. Der geduldige Mitarbeite­r erklärt, dass sein Arbeitgebe­r an der Anmelde-Regelung festhält, die Kundin zieht mit etwas säuerliche­r Miene davon. Auch bei Karstadt wird weiterhin mit Anmeldunge­n und Einlasskon­trollen gearbeitet, hier fragen ebenfalls einige Besucher erstaunt nach.

Nur wenige Stunden nach dem OVG-Beschluss ist dann klar: Der Spaß war tatsächlic­h nur von kurzer Dauer. Das Land erlässt eine neue Regelung, von der nun auch Buchhändle­r und Gartenmärk­te erfasst werden. Und tatsächlic­h reagieren auch die Düsseldorf­er Händler wieder ähnlich schnell und begrenzen erneut den Zugang zu ihren Räumen.

Wenig später bilden sich vor den größeren Mode-Geschäften bereits wieder Einlass-Schlangen, Angestellt­e fragen nach dem Einkaufste­rmin und erklären, wie man sich vor Ort noch rasch anmelden kann. Eine Mitarbeite­rin im Kö-Bogen II winkt eine zögerliche Kundin heran. „Kommen Sie ruhig rein. Sie müssen nur bitte Ihre Daten eintragen.“

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FOTO: HARSTE Für wenige Stunden konnte man einige Geschäfte in der Düsseldorf­er Innenstadt ohne Termin betreten.

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