Einkaufsspaß für ein paar Stunden
Für kurze Zeit wurde am Montag in Düsseldorf wieder fast so geshoppt wie vor dem Lockdown. Ein Besuch vor Ort.
STADTMITTE/ALTSTADT Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) NRW zu den Corona-Beschränkungen im Einzelhandel hat am Montag kurzzeitig für einen erhöhten Ansturm in der Düsseldorfer Innenstadt gesorgt. Viele Geschäfte an den großen Einkaufsstraßen im Zentrum öffneten am Mittag ihre Türen komplett und entfernten auch die Anmelde-Schalter am Eingang. Zahlreiche Kunden nutzten diese Chance, ohne Einschränkungen und vorherige Anmeldung einkaufen zu gehen. Wer allerdings lange zögerte, ehe er sich in die Innenstadt aufmachte, hatte das Nachsehen: Nur wenige Stunden später waren die Beschränkungen wieder in Kraft.
Am Vormittag entscheidet das OVG in Münster nach der Klage eines Elektronikmarktes: Die Kundenbegrenzung pro Quadratmeter und die Pflicht zur Terminbuchung sind nicht mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz vereinbar. Denn Buchhandlungen, Schreibwarengeschäfte sowie Blumengeschäfte und Gartenmärkte waren bisher davon ausgenommen. Die Regelung wird außer Kraft gesetzt – viele Händler reagieren sofort, und die Innenstadt sieht am Montagmittag für einige Stunden fast wieder so aus, wie man es aus der Zeit vor dem Lockdown kennt. Viele Menschen laufen mit prall gefüllten Einkaufstaschen über die Schadowstraße, bleiben vor den Schaufenstern stehen, betreten Geschäfte.
Das Tempo, mit dem die Regelung bekannt und umgesetzt wird, sorgt allerdings auch für Unsicherheit. Einige Geschäfte laden zwar mit weit geöffneten Türen zum Betreten ein; die Kunden wagen sich aber trotzdem nur vorsichtig hinein und warten ab, ob sie aufgehalten werden. Peek & Cloppenburg an der Schadowstraße gehört zu denen, die am frühen Mittag recht gut besucht wirken – nicht so voll, dass ein Gedränge entstehen würde, aber belebter als zu „Click & Meet“-Zeiten. Kunden probieren Kleidungstücke an, an mehreren Kassen stehen Menschen an, per Durchsage wird im Geschäft auf das aktuelle Urteil hingewiesen. Auch bei C&A oder Esprit kann man nun kurzerhand eintreten und wird am Eingang nicht mehr nach seinen Daten gefragt.
Doch nicht alle Händler ziehen sofort mit – einige ahnen offenbar, dass es nicht bei der neuen Regelung bleiben wird, und schränken weiterhin den Zugang ein. Mitarbeiter haben entsprechend auch damit zu tun, diejenigen Kunden aufzuhalten, die die Nachrichten gehört haben und nun optimistisch und flotten Schrittes eintreten. „Aber ich habe eben im Radio gehört, dass das jetzt wieder erlaubt ist“, sagt eine Frau vor dem Eingang von TK Maxx, wo ein Schild verkündet, dass für heute alle Termine ausgebucht seien. Der geduldige Mitarbeiter erklärt, dass sein Arbeitgeber an der Anmelde-Regelung festhält, die Kundin zieht mit etwas säuerlicher Miene davon. Auch bei Karstadt wird weiterhin mit Anmeldungen und Einlasskontrollen gearbeitet, hier fragen ebenfalls einige Besucher erstaunt nach.
Nur wenige Stunden nach dem OVG-Beschluss ist dann klar: Der Spaß war tatsächlich nur von kurzer Dauer. Das Land erlässt eine neue Regelung, von der nun auch Buchhändler und Gartenmärkte erfasst werden. Und tatsächlich reagieren auch die Düsseldorfer Händler wieder ähnlich schnell und begrenzen erneut den Zugang zu ihren Räumen.
Wenig später bilden sich vor den größeren Mode-Geschäften bereits wieder Einlass-Schlangen, Angestellte fragen nach dem Einkaufstermin und erklären, wie man sich vor Ort noch rasch anmelden kann. Eine Mitarbeiterin im Kö-Bogen II winkt eine zögerliche Kundin heran. „Kommen Sie ruhig rein. Sie müssen nur bitte Ihre Daten eintragen.“