Die Regiobahn steckt mitten im Wandel
Bequem und pünktlich nach Düsseldorf und Wuppertal: Die Regiobahn verbindet Mettmann mit den großen Nachbarstädten.
METTMANN Mit nur einer Weichenstellung kommt dieser Wandel nicht aus: Verlängerung der Strecke von Mettmann bis nach Wuppertal, 17 neue Züge, ein neues Stellwerk, 50 neue Mitarbeiter: Bei der Regiobahn bleibt zurzeit nichts so wie es war. Allein in den Streckenum- und -ausbau wurden rund 100 Millionen Euro investiert. Bis da wieder alles wie auf Schienen läuft, dauert es. Sprecherin Sabine Hovermann hat gelernt, die Signale im Sinne ihres Arbeitgebers – bestehend aus der Regionbahn GmbH und der Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft mbH – zu stellen: „Mittlerweile haben wir wieder eine Quote von 98 Prozent Pünktlichkeit erreicht.“
Sie sagt diesen Satz vor der Regiobahn-Werkstatt im Bereich Mettmann Stadtwald. Dorthin dieseln die Triebwagen der S28, wenn sie kaputt sind. Zurzeit werden die aus dem bayerischen Oberland importierten Dieselzüge von Typ Integral für die Regiobahn umgerüstet. Grau-Weiß statt Blau-Weiß außen, frische Designs innen und die Umprogrammierung des Anzeige über dem Fahrer, damit die rustikalen Pappschilder irgendwann mal überflüssig werden. Bei all dem ragen die neuen Züge über die Halle hinaus. Sie sind deutlich länger als ihre Vorgänger.
Dafür passen mit 364 Personen auch doppelt so viele Fahrgäste hinein wie in die alten. Es gibt eine erste Klasse mit zwölf Plätzen. Eine Ecke mit Gurten für Menschen, die ihr Rad mitnehmen wollen. Morgens transportiert die S 28 Pendler, abends Operngänger, Kinobesucher oder Altstadtfans. Normalerweise. „Jetzt wegen Corona kommen wir auf etwa 50 Prozent unserer früheren Auslastung“, sagt Sprecherin Hovermann. Sie haben es schon einmal allen Skeptikern gezeigt und binnen kurzer Zeit die prognostizierten Fahrgastzahlen auf bis zu 24.500 pro Tag verdoppelt. Da wäre doch gelacht, wenn das nicht wieder gelingt, sobald die Pandemie vorüber ist – und neue Wagen und neues Personal und neue Strecke sich aufeinander eingespielt haben.
Bis dahin prasselt jede Menge Kritik auf die Regiobahn hernieder. 75 Prozent der Kunden besitzen eine Dauerkarte. Sie bekommen jedes Problem hautnah mit. Wenn in Düsseldorf Bilk die übermächtige Deutsche Bahn mal wieder an ihrem Ferngleis arbeitet oder die S 28 an einer der drei Einschleifstellen warten muss, um den Fernverkehr passieren. Oder Türen ausfallen oder Kupplungen streiken und es in den einschlägigen Bahnforen unkt. Eine regionale Tageszeitung im Süddeutschen staunte im Januar darüber, dass die Uralt-Diesel-Züge aus dem bayerischen Oberland in Mettmann noch einen Abnehmer gefunden haben.
Sie sind eine Zwischenlösung. Für 2026 ist eine Elektrifizierung mit 45 Oberleitungskilometern in Aussicht gestellt. Da können Öko-Politiker und Verkehrsexperten noch soviel
Druck machen: Wer auf der Schiene unterwegs ist, braucht eben eine Menge Duldungsfähigkeit, Modewort: Resilienz. Das gilt für die Einstiegshöhe der Triebwagen mit 76 Zentimetern, die künftig Standard sein wird, derzeit aber 20 Zentimeter unterhalb der Bahnsteigkante liegt.
Oder auch für die Fahrzeiten, die erfahrene Regiobahnkunden oftmals Rätsel aufgeben. Binnen zwölf Minuten sei man von Mettmann aus am Wuppertaler Hauptbahnhof, hatte es zur Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts geheißen. Kritiker bemerken dazu, dass es 18, manchmal 20 Minuten dauert. Bahnkunden sind selten zufrieden.