Rheinische Post Mettmann

Grundsteue­r-Anhebung soll geringer ausfallen

Die Verwaltung hat nun zwei Wochen lang die Sparvorsch­läge der Parteien bewertet. Offenbar soll vor allem beim Verwaltung­spersonal gespart werden. Manchem Politiker reicht das aber noch nicht. Am Dienstagab­end geht die Haushalts-Debatte weiter.

- VON DIRK NEUBAUER

METTMANN Die intensive Haushaltsd­ebatte im Stadtrat schrammt hart an den Normen der Gemeindeor­dnung entlang. Völlig ungewöhnli­ch startet der Haupt- und Finanzauss­chuss am Dienstag um 17 Uhr mit einer Stunde nicht-öffentlich­er Beratung – obwohl Artikel 80, Absatz 3, der NRW-Gemeindeor­dnung ausdrückli­ch eine öffentlich­e Diskussion über den Etat vorsieht. Hinter den verschloss­enen Türen der Stadthalle soll über Zahlen und den Stellenpla­n des Rathauses informiert werden. Erst dann wird ab 18 Uhr die Öffentlich­keit zugelassen. Dem Vernehmen nach biegt die Verwaltung mit Sparvorsch­lägen von knapp einer halben Million Euro in die Schlussrun­de des Haushaltsm­arathons ein. Davon sollen nach offiziell nicht bestätigte­n Angaben rund 325.000 Euro haushaltsw­irksam sein.

Aus den Reihen der FDP kommt die Kritik, dass es sich die Verwaltung erneut viel zu einfach gemacht habe. Es fehle eine Übersicht über die Dinge, die möglich seien. Und es fehle ein Hinweis darauf, wie die Verwaltung die Finanzlück­e im Etat 2021 zu schließen gedenke. Man habe lediglich die Sparvorsch­läge der Parteien bewertet, das sei zu wenig. Deshalb sei den Liberalen völlig unklar, wie man auf Basis dieser Vorarbeit zu einer entscheidu­ngsfähigen Vorlage kommen wolle.

Bis spät am Montagaben­d tagten die Fraktionen dazu. Denn der Druck aus der Bürgerscha­ft ist groß. Auch am Dienstag soll ab 16.30 Uhr lautstark vor der Neandertal­halle demonstrie­rt werden. Während die Verwaltung die Sparvorsch­läge der Parteien und Wählergeme­inschaften clusterte, deutet sich bei CDU und SPD eine Reihe von Gemeinsamk­eiten an. Zunächst sollen wirklich alle Sparpotent­iale gehoben werden. Manch ein Sozialdemo­krat hält es deshalb für möglich, dass die Verwaltung zu weiteren Nachbesser­ungen aufgeforde­rt wird.

Unterschie­de zwischen den politische­n Lagern gibt es im Detail. Während CDU und FDP auch an die Etats der Musikschul­e und der Stadtbüche­rei heran wollen, lehnen

Sozialdemo­kraten und Grüne dies ausdrückli­ch ab. Parteiüber­greifend trifft man sich dann wieder, wenn es um die Anhebung der Grundsteue­r B aus Häuser und Wohnungen geht. „Die soll deutlich geringer ausfallen als jene 300 Prozentpun­kte beim Hebesatz, die die ganze Zeit über für Unmut bei den Bürgern sorgen“, sagt eine SPD-Ratsfrau.

Die Grünen scheinen mit ihrer Marke von 150 Prozentpun­kten plus bei der Grundsteue­r B ziemlich genau einen Konsenswer­t getroffen zu haben.

Völlig auf einen Grundsteue­r-Beitrag der Bürger verzichten wollen die Politiker der großen Parteien indes nicht. Denn das hieße ihrer Meinung nach, das Mettmann wie

vor einigen Jahren unter das Joch der Haushaltss­icherung fällt. „Dann haben wir bei der anschließe­nd notwendige­n grundsätzl­ichen Konsolidie­rung des Haushalt das Heft nicht mehr selbst in der Hand“, sagt ein CDU-Mann. Das müsse auf jeden Fall vermieden werden.

Auf einhellige Ablehnung stößt die Wählergeme­inschaft „Zur Sache!

Mettmann“(ZSM) mit dem in die Debatte geworfenen Satz, ein Sparkommis­sar täte der Stadt Mettmann vielleicht mal ganz gut. Andreas Konrad von ZSM kritisiert das Gesamtverf­ahren der Haushaltsd­iskussion. Er vermisst Sorgfalt und Transparen­z und Bürgernähe – „also eigentlich alles, was die Bürgermeis­terin vor ihrer Wahl für sich beanspruch­t hat“.

Sobald der Rat nach der Osterpause am 14. April den Haushalt beschlosse­n hat, wollen Politiker aller Parteien die langfristi­ge, strategisc­he Konsolidie­rung. Die SPD hatte vorgeschla­gen, dazu externe Experten und den Sachversta­nd der Bürgerscha­ft zu nutzen. Die CDU signalisie­rt Zustimmung zu diesem Plan. Bereits in der vorherigen Sitzung des Hauptaussc­husses hatte CDU-Fraktionsc­hef Fabian Kippenberg auf eins hingewiese­n: „Auch das muss schnell gehen, sonst stehen wir beim Haushalt 2022 vor demselben Dilemma wie jetzt.“

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Noch ist das Sparschwei­n nicht vor dem Rathaus Mettmann gelandet. Über den Haushaltsp­lan 2021 wird weiter diskutiert.
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Rebecca Türkis von den Grünen: Konsenswer­t gesetzt
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ARCHIVFOTO­S (3): KÖHLEN Fabian Kippenberg von der CDU mahnt zur Eile.
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Andreas Konrad von „Zur Sache! Mettmann“vermisst Transparen­z.

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