Für Radler gibt es noch viel zu verbessern
Mit der Schulnote 4,4 im Fahrradklima-Test hat Erkrath sich um 0,1 verschlechtert und stagniert auf schlechtem Niveau.
ERKRATH Mit den Temperaturen wird auch die Lust aufs Radfahren wieder steigen. Manch einen hat wohl auch das Pandemie-Geschehen davon überzeugt, dass Radler zumindest virentechnisch auf der sicheren Seite sind – aber die dazugehörige Infrastruktur die Städte lässt noch reichlich zu wünschen übrig und immer wieder ärgern und zum Beispiel fehlende oder schlecht gepflegte Radwege, was Fahrkomfort und -spaß ausbremst.
Das schlägt sich im Fahrradklima-Test 2020 nieder, vorgelegt vom ADFC im Neandertal: Kreisweit landet Erkrath auf Platz fünf, immerhin noch vor Mettmann (7) und Schlusslicht Wülfrath. „Politik und Verwaltung im Kreis fehlen immer noch der Mut und der Wille zu einer echten Verkehrswende“, bilanziert ADFC-Sprecher Peter Martin. Erkrath attestiert er, in Sachen Fahrradklima „auf schlechtem Niveau zu stagnieren“.
Der gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr durchgeführte bundesweite ADFC-Fahrradklima-Test 2020 spiegelt die Zufriedenheit von Radfahrern in Deutschland und ergab für Erkrath lediglich die Schulnote 4,4 (2018 war es eine 4,3) und damit Platz 379 von 415 in der Klasse der Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern.
Die größten Schwächen in Erkrath (Kombination aus Benotung und Wichtigkeit) beklagen Radler in punkto Oberfläche und Reinigung der (Rad)wege sowie der Fahrradförderung in jüngster Zeit. „Diese Rückmeldungen entsprechen auch unserer Wahrnehmung“, sagt Peter
Martin, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Erkrath. Viele der Erkrather Radwege, insbesondere an Kreis- und Landstraßen, seien marode, verrottet und zugewachsen, etwa Hochdahler Straße, Erkrather Straße und Bergische Allee. Mit seiner Aktion „Radwege ausgraben“und zugewachsene Bereiche wieder freilegen (lassen) hatte der ADFC das gerade erst veranschaulicht. „Für die Reinigung der Radwege scheint auch niemand zuständig sein. Sie wird im Herbst an den Wind und im Sommer an die Sonne delegiert“, meint Martin. Dass auch in jüngster Zeit von den Befragten keine Fahrradförderung festgestellt wurde, verwundere vor diesem Hintergrund nicht. Das Radverkehrskonzept, das aus dem Jahr 2015 stammt, werde ja auch nur äußerst schleppend umgesetzt, klagt der ADFC.
Die wenigen zarten Pflänzchen der Verbesserung, wie etwa der Schutzstreifen auf dem Niermannsweg, würden entweder nicht publik gemacht oder gingen angesichts der Vielzahl der Mängel unter. Während die Befragten angaben, dass die Bedeutung des Radverkehrs
gestiegen sei, habe die Politik es versäumt, „handfeste Signale für den Radverkehr zu setzen, etwa durch Umverteilung von Platz zugunsten von Fußgängern und Radfahrern“.
Dabei sei die Pandemie eine glänzende Gelegenheit, um die Radwegebenutzungspflicht flächendeckend aufzuheben. Deren Überprüfung sei schon seit über zwanzig Jahren Gesetz, werde in Erkrath aber schon ebenso lange ignoriert. Appell des ADFC an die Politik: Den Verkehr bitte nicht immer nur vom Auto aus denken. „Es muss wieder Spaß machen, sich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bus fortzubewegen. Die Nachfrage ist da. Was (noch) fehlt, sind die Taten“, fasst Peter Martin zusammen.