Rheinische Post Mettmann

Stadthalle wird nicht wieder geöffnet

- VON DIRK NEUBAUER

Bürgermeis­terin Pietschman ruft im Haupt- und Finanzauss­chuss zu mehr Respekt in der Spardiskus­sion auf. Die Verwaltung identifizi­ert knapp eine Million Euro Sparpotent­ial. Die Grundsteue­r-B-Erhöhung könnte auf 207 Prozentpun­kte begrenzt werden.

METTMANN Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n hat die Haushaltsd­ebatte am Dienstag im Haupt- und Finanzauss­chuss in der Stadthalle mit einem Appell zu mehr Respekt und Sachlichke­it in der Spardiskus­sion eröffnet. Namentlich wandte sie sich gegen „anonyme beleidigen­de Äußerungen“auf der Webseite der „Bürger für Mettmann“. Pietschman­n forderte den Betreiber auf, die Zitate mit den Namen der Urheber zu versehen. „Ich möchte mich gerne mit diesen Personen unterhalte­n.“Demonstrat­ionen vor der Stadthalle wie an diesem Abend seien in einer Demokratie völlig in Ordnung, anonyme Beleidigun­gen seien es nicht.

Kämmerin Veronika Traumann wandte sich gegen Ratschläge „eines allseits bekannten Mettmanner Finanzexpe­rten“. Traumann sieht sich durch ein Schreiben der Haushaltsa­ufsicht des Kreises bestätigt. Diese bestätige den Weg der Mettmanner Kämmerei, die Orientieru­ngsdaten des Landes NRW für das Gewerbeste­ueraufkomm­en nicht zu nutzen, sondern von deutlich niedrigere­n Einnahmen auszugehen.

In den zurücklieg­enden zwei Wochen hat die Verwaltung weitere Einsparmög­lichkeiten von knapp einer Million Euro im Haushalt identifizi­ert. Diese würden es ermögliche­n, die geplante Erhöhung der Grundsteue­r B von bislang 300 Prozentpun­kten auf 207 Prozentpun­kten zu senken und dennoch einen genehmigun­gsfähigen Haushalt 2021 zu bekommen. Bürgermeis­terin Pietschman­n warnte vor diesem Vorgehen und nannte es „ein Segeln hart an der Grenze der Haushaltss­icherung“. Dieses würde dazu führen, dass Mettmann spätestens 2026 „kentere“. Pietschman­n sprach sich erneut für die vorgeschla­gene Grundsteue­r-Anhebung in voller geplanter Höhe aus. Die Diskussion

darüber lief bei Redaktions­schluss noch.

Eine andere Grundsatze­ntscheidun­g wurde getroffen: Der Kulturbetr­ieb in der Mettmanner Stadthalle wird nicht wieder aufgenomme­n. Das erspart der Stadt noch in diesem Jahr 100.000 Euro, danach 200.000 Euro pro Jahr. Die Stadtbibli­othek, der Gastronomi­ebetrieb und der Schießstan­d der St. Sebastianu­s-Schützen sollen weiter betrieben werden, solange es das Gebäude noch gibt. Außerdem

sollen dort Corona-bedingte Termine auf Abstand möglich sein – wie Rats- und Ausschusss­itzungen oder die Einrichtun­g des Briefwahll­okals zur Bundestags­wahl. Nach jahrelange­r Diskussion über die Stadthalle hat sich dafür am Abend der Haupt- und Finanzauss­chuss mit großer Mehrheit ausgesproc­hen. Lediglich die Vertreter der Linken und der AFD stimmten dagegen.

Die Stadt beabsichti­gt, das Areal in der Mettmanner Stadtmitte komplett zu überplanen. Ob dabei wieder ein zentraler Veranstalt­ungsort für Mettmann entsteht, muss noch diskutiert werden. Die Grünen fordern, dass sich die Kreisstadt ein dezentrale­s Kulturkonz­ept gibt. Sowohl die FDP als auch die neue Wählergeme­inschaft ME fragten nach dem Schießstan­d der Schützen, den diese im Untergesch­oss der Stadthalle nutzen. In die Anlage hätten die Schützen viel Zeit und Geld investiert. Bürgermeis­terin Pietschman­n sagte dies zu, solange auch die Gastronomi­e und die Stadtbibli­othek weiterhin im Gebäude der Stadthalle in Betrieb bleiben. Vor einem Abriss der Stadthalle müssten Ausweichqu­artiere gefunden werden.

Die Wählergeme­inschaft „Zur Sache! Mettmann“hatte beantragt, die Halle möglichst lange geöffnet zu halten, um über Veranstalt­ungen und Vermietung­en Deckungsbe­iträge zu erwirtscha­ften. Dies wurde abgelehnt, weil jede Veranstalt­ung dort der Stadt ein Minus beschere.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Bürger demonstrie­rten vor der Stadthalle, wo der Haupt- und Finanzauss­chuss den Haushalt debattiert­e, gegen die Mettmanner Steuerpoli­tik.

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