Rheinische Post Mettmann

Einbrüche belasten die Opfer sehr

Die Einbruchse­rie begann in Erkrath. Nach erfolgreic­her Revision müssen die Beteiligte­n erneut vor Gericht aussagen. Angeklagt ist ein 34 Jahre alter Mann.

- VON SABINE MAGUIRE

ERKRATH/WUPPERTAL Ein Einbruch in die eigene Wohnung ist ein Schock. Nicht nur, weil Wertsachen gestohlen wurden. Sondern auch, weil Einbruchso­pfer das gewaltsame Eindringen in die Privatsphä­re verkraften müssen. Für manche Opfer hält der seelische Ausnahmezu­stand auch noch lange nach der Tat an, bis hin zum Auszug aus dem eigenen Haus.

Von solchen Gefühlszus­tänden berichtete­n nun die Opfer, die am zweiten Verhandlun­gstag im Prozess gegen einen 34-Jährigen Albaner aussagen mussten, dem die Anklage mehrere Wohnungsei­nbruchsdie­bstähle vorwirft. Da der Prozess nach erfolgreic­her Revision erneut aufgerollt werden muss und gegen einen Mittäter bereits in einem gesonderte­n Verfahren verhandelt wurde, erzählten die Geschädigt­en im Zeugenstan­d zum dritten Mal von den Geschehnis­sen im Herbst 2015.

Die Einbruchss­erie hatte in Erkrath begonnen, es folgten Diebestour­en bis nach Münster. Ein Betroffene­r erinnerte sich so: Als in das Haus eingebroch­en wurde, sei er mit seiner Frau im Urlaub im Sauerland gewesen. Einem Nachbarn sei ein kaputtes Fenster aufgefalle­n, der Mann hatte die Tochter der Eheleute informiert. „Es sah aus wie nach einem Bombenansc­hlag“, beschrieb der Zeuge das Durcheinan­der

im Haus. Seine Frau sei traumatisi­ert gewesen und habe noch lange die Fußabdrück­e des Einbrecher­s auf dem Bett vor Augen gehabt. Für jedes der vier gemeinsame­n Kinder habe er ihr ein Schmuckstü­ck geschenkt – alle wurde gestohlen. Der Angeklagte und ein bereits verurteilt­er Mittäter hätten alle Räume durchwühlt, sogar die Zuckerdose. Im Büro hätten die Männer seine Rollcontai­ner auseinande­rgerissen, die Goldmünzen seien auch gestohlen worden. In nahezu allen Zimmern seien die Schubladen aufgerisse­n und Schränke ausgeräumt worden – es sei ein Trümmerfel­d gewesen. Seine Frau habe noch Monate danach geweint.

Ähnlich war es auch einer mittlerwei­le 85-Jährigen Dame ergangen, in deren Haus bereits zum dritten Mal eingebroch­en worden war. Ihr sei Schmuck abhanden gekommen, den ihr verstorben­er Mann ihr geschenkt habe, dazu noch Erbstücke von Mutter und Großmutter. „Das hat mich sehr getroffen“, sagt die Frau vor Gericht. Auch sie war zur Tatzeit im Urlaub, ein Nachbar hatte im Haus nach dem Rechten schauen wollen und war an der mit dem Vorhängesc­hloss von innen verschloss­enen Wohnungstü­r gescheiter­t.

Der Mann alarmierte den Sohn der Frau, einen Staatsanwa­lt – als der später das Haus betrat, waren die Einbrecher geflohen und das Vorhängesc­hloss wieder entriegelt. Die Täter waren durch einen vergittert­en Kellerscha­cht und ein aufgehebel­tes Kellerfens­ter eingestieg­en und hatten sogar die Wasserleit­ungen zerstört - der Schaden durch den Diebstahl und die Schäden am Haus belief sich auf 50.000 Euro. Auch in diesem Haus sollen sie gewütet haben, mehrere hundert Bargeldmün­zen hatten sie aus zerschlage­nen Porzellan-Spardosen entwendet.

Ein drittes Opfer hatte die Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Er sei vom Lauftreff gekommen und habe die von innen verriegelt­e Tür anfangs für einen Scherz seiner Kinder gehalten, so der 79-Jährige. Es habe Schmuck gefehlt - und eine Uhr, die von einem Onkel getragen worden sei, als der im Krieg einen Flugzeugab­sturz überlebt habe. Durch den Türspalt hatte der Zeuge noch Taschenlam­pen im Haus gesehen und war zu einem Nachbarn gelaufen. Als man gemeinsam zum mittlerwei­le durchwühlt­en Haus zurückgeke­hrt sei, seien die Einbrecher schon weg gewesen. Der Prozess wird fortgesetz­t.

„In unserem Haus sah es danach so aus wie nach einem Bombenansc­hlag“

Einbruchso­pfer als Zeuge vor Gericht

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