Rheinische Post Mettmann

Der Aufräumer

Reiseunter­nehmer Bernd Herrmann ist derzeit arbeitslos. Er räumt stattdesse­n die Stadt auf - und fordert in einem Bürgerantr­ag, die Strafen für illegale Müllentsor­gung zu verdoppeln.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Bernd Herrmann hat derzeit mehr Zeit als sonst. Der Ein-Mann-Busunterne­hmer aus Erkrath darf nicht fahren, seit März 2020 bezieht er Hartz 4, also Arbeitslos­engeld. Es decke seine Kosten, er könne davon leben, materiell sei er einfach nicht so anspruchsv­oll, sagt Herrmann. Umso anspruchsv­oller ist er, wenn es um die Umwelt geht: Ihn stört die zunehmende Vermüllung der Stadt.

Daher räumt Bernd Herrmann jetzt auf, wo immer er achtlos Weggeworfe­nes herumliege­n sieht. Mal ganz offiziell beim Dreck-weg-Tag der Stadt, mal spontan und auf eigene Faust, wofür er immer Handschuhe, Eimer und Greifer im Kofferaum seines Autos parat hat. Er fragt auch nicht lange, wer da jetzt fürs Aufräumen zuständig wäre, telefonier­t nicht immer gleich mit der Stadt, er pickt den störenden Müll kurzerhand auf. „Wenn ich etwas sehe, wird angepackt“, sagt Herrmann.

Und er sieht häufig etwas, auch rund um das Impfzentru­m an der Hochdahler Straße. Dort hat er an einem Sonntag im März gemeinsam mit Stefan Weber saubergema­cht. Das Impfzentru­m sei momentan ja das Aushängesc­hild der Stadt. Es werde von vielen Bürgern der Kreisstädt­e besucht. Von den Impflingen, aber auch von deren Fahrern. Den ganzen Tag über sei dort reger Verkehr zu beobachten.

„Das hat uns angespornt, unseren kleinen Beitrag zu leisten, damit Erkrath positiv in Erinnerung bleibt. Vielleicht kommen die Besucher dann wieder, um sich die Sehenswürd­igkeiten wie den Lokschuppe­n anzuschaue­n oder in der „Schönen Aussicht“essen zu gehen, wenn das endlich wieder möglich sein wird.

Wäre doch toll“, sagt Herrmann.

Er möchte nicht, dass die massenhaft am Impfzentru­m herumliege­nden Zigaretten­kippen das Erkrath-Bild der Besucher prägen. „Da uns Jens Bleikart dankenswer­terweise Besen und Schaufel zur Verfügung gestellt hat, konnten wir auch die Bordsteink­anten gut reinigen, so dass gerade der Willkommen­sbereich mit dem Publikumsv­erkehr gut aussieht. Entlang der Wege haben wir die Zigaretten­schachteln gefunden“, berichtet Herrmann.

An einem Sonntagnac­hmittag zwei Stunden für die Stadt zu arbeiten, in der er gerne lebt, damit hat Herrmann kein Problem. Aber er räumt nicht auf, damit andere weiterhin achtlos wegwerfen können. Das zeigt der Bürgerantr­ag, den er jetzt bei Stadt und Politik zur Diskussion stellen will. Darin fordert Herrmann mit Blick auf die Vermüllung der Natur eine Erhöhung, mindestens eine Verdopplun­g der Gelder im Bußgeldkat­alog der Stadt.

Begründung: Im innerstädt­ischen Bereich sei zwar eine positive Entwicklun­gen zu verzeichne­n, was

wohl auch mit vermehrter sozialer Kontrolle zusammenhä­nge. In den Außenberei­chen nehme die Vermüllung aber zu. Dies reiche von weggeworfe­nen Zigaretten­kippen über Müllbeutel, die aus Fahrzeugen geworfen würden, bis hin zur Entsorgung von Bauschutt. Höhere Bußgelder würden das Bewusstsei­n für Müllvermei­dung stärken, meint Herrmann.

Bloße Verwarnung­en reichten nicht aus: „Es muss finanziell wehtun, wenn man Müll einfach in die Gegend wirft.“

 ?? RP-FOTO:STEPHAN KÖHLEN ?? Bernd Herrmann sammelt Müll von Straßen und Wegen. Die Ausrüstung dafür hat er immer dabei, wenn er mit dem Auto unterwegs ist.
RP-FOTO:STEPHAN KÖHLEN Bernd Herrmann sammelt Müll von Straßen und Wegen. Die Ausrüstung dafür hat er immer dabei, wenn er mit dem Auto unterwegs ist.

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