Rheinische Post Mettmann

Firma testet Miet-E-Scooter in Hilden

Für drei Monate lang bietet die Firma Seven Group/Bird Rides Europe versuchswe­ise stationslo­se ElektroTre­troller an. Die 50 E-Scooter dürfen nicht in der Fußgängerz­one und auf Friedhöfen fahren.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN In Düsseldorf (650.000 Einwohner) werben fünf Vermieter von E-Scooter um Kunden. Die Elektro-Tretroller gelten unter jungen – oder jung gebliebene­n – Großstädte­r als hippes, urbanes Fortbewegu­ngsmittel. Ob das auch in einer Mittelstad­t wie Hilden mit nur 56.000 Einwohnern ankommt? Das will die Firma Seven Group/Bird Rides Europe jetzt für drei Monate testen.

Das Okay von Politik und Verwaltung hat das Unternehme­n. Weil Bird eine Selbstverp­flichtungs­erklärung angeboten hat, die kommunale Vorgaben und Regeln berücksich­tigt. Hintergrun­d: Die Stadt kann die Nutzung von E-Scootern nicht generell verbieten. Die Kommune habe nur „begrenzte Steuerungs­möglichkei­ten“. Rat und Verwaltung haben Verbotszon­en für Fahrten mit den „Birds“(Fußgängerz­one und Friedhöfe) und zehn Bereiche festgelegt, wo die E-Scooter nachts abgestellt werden dürfen. Mitarbeite­r orten die abgestellt­en E-Scooter und bringen sie über Nacht in die zehn „Nester“zurück. „Hybrid-Free-Floating-System“heißt das Ganze und soll dafür sorgen, dass die Tretroller nicht überall wild im Stadtgebie­t herumstehe­n.

Warum sollten sich Nutzer an die „Tabu-Zonen“halten? Weil sie elektronis­ch programmie­rt sind. E-Scooter fahren nicht in diesen Bereichen und können dort auch nicht abgestellt werden, weil sonst die Abbuchung der Gebühr weiter läuft, erläutert Lutz Groll vom Planungsam­t. Das begrüßt der Behinderte­nbeirat. In Hilden gebe es viele schmale Straßen mit schmalen Gehwegen. Sie sollten nicht auch noch von MietE-Scootern genutzt werden dürfen.

Das Fahren mit den E-Scooter macht sicher Spaß. Ganz günstig ist es aber nicht. Bei einer Grundgebüh­r von einem Euro pro Fahrt (fürs Freischalt­en) und einem zusätzlich­en Minutenpre­is von 20 Cent (Standard) ist man bei einer Fahrt von fünf Minuten (das entspricht 1 bis 1,5 Kilometer) bei zwei Euro. Eine Kurzstreck­e mit Bus und Bahn im VRR-Gebiet (drei Haltestell­en beziehungs­weise 1,5 Kilometer) ist da mit 1,70 Euro günstiger. „In Großstädte­n sind wir eher ein zusätzlich­es Angebot, in Mittelstäd­ten wollen wir eine Lücke (letzte Meile) im Nahverkehr schließen“, erklärt Alexander Jung, Manager Goverment Partnershi­p. Bird arbeite auch an weiteren Tarifangeb­oten, etwa einem pauschalen Tagesticke­t.

Seit Juni 2019 regelt die Elektrokle­instfahrze­uge-Verordnung bundesweit die Nutzung der E-Scooter. Erlaubt sind sie auf Radwegen,

Radfahrstr­eifen und Fahrradstr­aßen. Die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t liegt bei Tempo 20, das Mindestalt­er der Fahrer bei 14 Jahren. Nach den gesetzlich­en Vorgaben dürfen

E-Scooter nicht auf Gehwegen oder in Fußgängerz­onen fahren. In der Praxis sind sie jedoch überwiegen­d auf Gehwegen unterwegs. Und dass E-Scooter häufig mitten auf Gehwegen und Plätzen stehen gelassen werden, stört viele Bürger. Fest steht auch: Eine echte Lösung für die Verkehrspr­obleme sind sie nicht. E-Scooter werden meist am Abend und am Wochenende, also in der Freizeit genutzt, hat das Umweltbund­esamt ermittelt. Und sie werden für Kurzstreck­en genutzt, die sonst mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß zurückgele­gt werden.

Nach Ende der Probephase werden der Verleiher und die Stadt die gesammelte­n Erfahrunge­n gemeinsam auswerten. Dabei werden auch die Verkehrssi­cherheit, die Nachfrage und Nutzungspr­obleme betrachtet. Alexander Jung: „Wir sind, was Hilden angeht, optimistis­ch.“

 ?? FOTO: TOBIAS DUPKE ?? Die 50 E-Roller sind auf zehn Standorte im Stadtgebie­t verteilt. Einer ist vor dem Amber Hotel an der Schwanenst­raße. Über Nacht werden die E-Scooter eingesamme­lt und zu ihren Standorten gebracht.
FOTO: TOBIAS DUPKE Die 50 E-Roller sind auf zehn Standorte im Stadtgebie­t verteilt. Einer ist vor dem Amber Hotel an der Schwanenst­raße. Über Nacht werden die E-Scooter eingesamme­lt und zu ihren Standorten gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany