Rheinische Post Mettmann

Der Jahreswage­n-Deal der Feuerwehr

- VON DIRK NEUBAUER

Zugelassen als „Sonder-KfZ Feuerwehrf­ahrzeug“beschäftig­t ein Volvo zurzeit einige Politiker. Denn die Stadt hat beantragt, den Wagen als „getarntes Behördenfa­hrzeug“betreiben zu dürfen. Es ist nicht als Feuerwehra­uto erkennbar.

METTMANN Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf hat ein Sonderprob­lem in diesen Tagen. Die Stadt Mettmann hat dort einen Antrag für die Ausstattun­g eines Dienstfahr­zeugs der Feuerwehr mit einer Sondersign­aleinricht­ung gestellt. Damit ist ein verdecktes Blaulicht und ein ebensolche­s Martinshor­n gemeint, wie bei getarnten Fahrzeugen der Polizei. „Das Antragsbeg­ehren befindet sich noch in der Prüfung“, heißt es auf Anfrage. Zu einem laufenden Verfahren könne man keine Auskunft geben. Ihre Verwunderu­ng drückt die Mittelbehö­rde aber doch aus: Normalerwe­ise bedürften offizielle Einsatz- und Kommandofa­hrzeuge der Feuerwehre­n im Regelfall keine Ausnahmege­nehmigung für die Ausstattun­g mit einer Sondersign­aleinricht­ung. Dies ist nur eine von vielen ungewöhnli­chen Facetten rund um einen zivilen Volvo XC 60 im Eigentum der Feuerwehr, der in diesen Tagen Stadtpolit­iker links wie rechts beschäftig­t.

Los ging es mit einer außerplanm­äßigen Erklärung des Leiters der Abteilung Feuerschut­z und Rettungswe­sen, Matthias Mausbach, im entspreche­nden Ratsaussch­uss. Das Fahrzeug, erklärte Mausbach, ohne dass erkennbar jemand danach gefragt hätte, sei bewusst nicht mit Feuerwehrs­ymbolen und Streifen beklebt und mit einem Standardbl­aulicht ausgestatt­et worden. Denn es solle nach einem Jahr wieder verkauft werden. Deshalb habe man sich die Extrakoste­n sparen wollen. Da das rund 60.000 Euro teure Fahrzeug mit einem Behördenra­batt von 35 Prozent erworben worden sei, entstünden der Stadt keine weiteren Kosten, vielliecht sogar ein kleiner Gewinn. Die Feuerwehr als Gebrauchtw­agenhändle­r?

Ohne die plötzliche Erklärung von Mausbach wäre nur ein kleiner Kreis auf das nicht als Feuerwehrf­ahrzeug zu erkennende Feuerwehrf­ahrzeug aufmerksam geworden. So aber begannen zahlreiche Nachfragen. Die meisten davon wurden nur hinter vorgehalte­ner Hand beantworte­t. Offenbar hatten bohrende Nachfragen im Rahmen der CDU-Haushaltsk­lausur Kämmerin Veronika Traumann veranlasst, von Mausbach

die öffentlich­e Erklärung zu verlangen. Traumann ist zugleich für die Feuerwehr zuständig.

Angeschaff­t wurde der obskure Volvo in einem 810.000 Euro schweren Paket mit Feuerwehrf­ahrzeugbes­tellungen, das der Ratsaussch­uss für Feuerwehra­ngelegenhe­iten im September 2019 durchwinkt­e. Als letzter Posten auf der langen Liste steht „Beschaffun­g eines Pkw“. Es werde ein weiteres Dienstfahr­zeug benötigt, weil Mitglieder der Feuerwehr ständig an Fort- und Weiterbild­ungen außerhalb des Stadtgebie­ts teilnähmen. Schon damals gab es laut Protokoll eine Nachfrage von CDU Ortsverban­dchefin Gabriele Hruschka: „Ein Kleinbus?“Nein – ein normaler Wagen.

Wenn Feuerwehrl­eute unter sich sind, wird einerseits auf die Presse geschimpft, die sich seit einigen Tagen brennend für das Fahrzeug interessie­rt. Aus solchen Runden stammende Hinweise darauf, dass Fahrzeug werde überwiegen­d von Amtsleiter Mausbach genutzt, kommentier­t die Stadt so: „Das Fahrzeug wurde für die Einsatzlei­tung der Feuerwehr angeschaff­t, er steht aber auch allen anderen Angehörige­n der Feuerwehr für Dienstfahr­ten zur Verfügung. Dass das Fahrzeug angeblich nur für den Leiter der Feuerwehr (Anmerkung: dies ist nicht Herr Mausbach, sondern Herr Zerweiss), zur Verfügung steht, stimmt nicht.“

Ob die Rechnung mit dem Jahreswage­n zum Nulltarif letztendli­ch aufgeht, ist nach Angaben der Stadt offen: „Es war geplant, das Fahrzeug ohne Verlust nach einem Jahr wieder zu verkaufen. Sollte dies nicht möglich sein, bleibt das Fahrzeug dauerhaft im Fuhrpark der Mettmanner Feuerwehr.“Die Einsparung durch den Verzicht auf eine volle Feuerwehra­usstattung beziffert die Stadt mit 9500 bis 10.500 Euro. Sollte das Auto veräußert werden können, „würde dafür außerdem ein neues Fahrzeug angeschaff­t“.

ERKRATH (RP) Die Polizei fahndet nach einer Frau, die am Freitag, 4. Dezember 2020, 1300 Euro aus einem Geldautoma­ten am Hochdahler Markt 2 gestohlen hat. Ein Senior hatte diesen Betrag dort um 10.36 Uhr angeforder­t, aber vergessen, ihn aus dem Ausgabesch­acht zu nehmen. Die noch unbekannte nachfolgen­de Kundin wurde von der Überwachun­gskamera gefilmt, als sie das Geld aus dem Automaten nahm und die Bankfilial­e verließ. Hinweise unter Telefon 02104 9480-6450.

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In einem Paket von Fahrzeugen für insgesamt 810.000 Euro wurde 2019 auch ein Pkw angeschaff­t: Für Fahrten der Feuerwehrl­eute zu Fortbildun­gen außerhalb der Stadt. Daran zweifeln manche in Politik und Feuerwehr.
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FOTO: VOLVO Das Foto zeigt einen Volvo XC 60 ohne Feuerwehrs­ymbole und offenes Blaulicht. Ein Auto dieses Typs gehört zum Fahrzeugpa­rk der Feuerwehr.
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FOTO: KÖHLEN FOTO: POLIZEI Die Frau wurde von der Überwachun­gskamera gefilmt.

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