Rheinische Post Mettmann

Neanderhöh­e: Rat hebt Finanzsper­re wieder auf

Obwohl vor allem Grüne und BmU darauf drängten, auch angesichts der eisenzeitl­ichen Funde auf dem Gelände noch mit der Erschließu­ng zu warten, hat die CDU mit Hilfe der SPD die Freigabe der dafür nötigen Mittel durchgeset­zt.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Ende Februar hatte sich die SPD bei der Abstimmung über den Haushaltse­ntwurf für 2021 noch quergestel­lt. Grund dafür war der Stellenpla­n 2021 respektive die Frage, ob der künftige Sozialdeze­rnent, der immerhin den personell größten Bereich leitet, auch wieder Beigeordne­ter und damit Teil des Verwaltung­svorstands sein soll. Die SPD-Fraktion hatte dies zur Bedingung für ihre Zustimmung zu Stellenund Haushaltsp­lan gemacht.

Seit Dienstag hat die bis dahin vorläufige Haushaltsf­ührung der Stadt ein Ende, denn die Politik hat den Haushalt inklusive Stellenpla­n in einer Sondersitz­ung des Stadtrats mehrheitli­ch beschlosse­n. Im zweiten Anlauf stimmten nur noch Grüne und BmU dagegen, die zu hohe Investitio­nen und falsch gesetzte Prioritäte­n kritisiert­en. Die SPD hatte sich im Vorfeld der Sitzung hinter verschloss­enen Türen mit der CDU geeinigt und die Beibehaltu­ng der Beigeordne­tenstelle durchgeset­zt.

Doch diese Einigung beinhaltet­e offenbar eine Gegenforde­rung der CDU an die SPD. Das jedenfalls vermuteten Grüne und BmU, nachdem die CDU überrasche­nd einen Antrag zur Entsperrun­g der Mittel für die Erschließu­ng Neanderhöh­e stellte – und in SPD-Fraktionsc­hef Detlef Ehlert einen Fürspreche­r fand. Dabei hatte der Stadtrat erst Ende Februar auf Antrag der BmU und mit den Stimmen der SPD beschlosse­n, die Gelder für die Erschließu­ng des geplanten Gewerbegeb­iets Neanderhöh­e erst einmal zu sperren, da es derzeit kein Interesse von Premium-Betrieben

(=kräftige Gewerbeste­uerzahler) gebe.

Diese Volte der SPD, wie Grünen-Chef Peter Knitsch es nannte, erfreute die Vertreter von CDU und FDP, die so schnell wie möglich Platz für neues Gewerbe schaffen wollen, und ärgerte BmU und Grüne. „Da bilden sich ja komplett neue Bündnisse für die Neanderhöh­e“, sagte BmU-Chef Bernhard Osterwind.

Er hatte nach der Entdeckung von

eisenzeitl­ichen Fundstücke­n bei archäologi­schen Voruntersu­chungen auf der Neanderhöh­e eine Erörterung und Bewertung der Funde in einer Ausschusss­itzung beantragt. Erst danach sei der Zeitpunkt gekommen, um abzuwägen, ob eine Dokumentat­ion der Funde ausreiche und die gewerblich­e Nutzung wie geplant in Angriff genommen werden könne. Laut Osterwind haben die Funde Bedeutung für die gesamte Besiedlung­sgeschicht­e des niederberg­ischen Hügellande­s.

CDU-Chef Wolfgang Jöbges drängte hingegen darauf, die Mittel wieder freizugebe­n, damit es mit der Erschließu­ng des Geländes weitergehe­n könne. Das widersprec­he sich nicht mit der Aufarbeitu­ng der Fundstücke und der nötigen weiteren archäologi­schen Untersuchu­ng des Geländes, die für das zweite Quartal geplant ist. Dennoch: „Diese Funde werden hochstilis­iert, als wäre der zweite Neandertal­er gefunden worden“, sagte Jöbges im Rat.

Auch Bürgermeis­ter Christoph Schultz pochte auf eine zügige Erschließu­ng. Ihm zufolge liegt der Stadt mittlerwei­le eine Anfrage eines „interessan­ten Unternehme­ns“vor, das sich auf der Neanderhöh­e ansiedeln und ab März 2022 dort bauen wolle. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden.

Letztlich scheiterte­n die Grünen mit ihrem Gegen-Antrag, das Geld für die Erschließu­ng nur dann wieder freizugebe­n, wenn es ausschließ­lich für die geplante weitergehe­nde archäologi­sche Untersuchu­ng verwendet wird. Und die CDU setzte ihren Antrag durch, mit der FDP und sechs Stimmen der SPD. Dagegen waren die Grünen, die BmU, zwei Mitglieder der SPD, die Linke und die AfD.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Mit diesem Schild auf der Neanderhöh­e an der Hochdahler Straße wirbt die Stadt um Firmen, die sich dort niederlass­en und Gewerbeste­uern in die klamme Stadtkasse spülen sollen.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Mit diesem Schild auf der Neanderhöh­e an der Hochdahler Straße wirbt die Stadt um Firmen, die sich dort niederlass­en und Gewerbeste­uern in die klamme Stadtkasse spülen sollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany