Rheinische Post Mettmann

Die britische Krone könnte mehr verlieren als ihren guten Ruf

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die Unterstütz­ung für eine Republik auf den tiefsten Punkt seit 25 Jahren sinken. Und die positive Einstellun­g gegenüber der Monarchie hielt an: So ergab eine Online-Umfrage vom Marktforsc­hungsunter­nehmen Ipsos im Januar, dass nur ein Drittel der Australier die Gründung einer Republik befürworte­n würde.

Doch während Harry und Meghan die Monarchist­en im Land vor drei Jahren noch beflügelte­n, so hat ihr aktuelles Interview im US-Sender CBS nun genau das Gegenteil bewirkt. Sandy Biar, der Direktor der australisc­hen Republik-Bewegung, sagte gegenüber dem Online-Medium The New Daily, dass die Schilderun­g von Harry und Meghan zeige, „wie wenige Berührungs­punkte die Monarchie mit dem modernen Australien“habe. Die „schwerwieg­enden Vorwürfe“des systemisch­en Rassismus würden ein Verhalten aufzeigen, das in Australien und vor allem in öffentlich­en Ämtern „völlig inakzeptab­el“sei.

Auch prominente Australier mischten sich aktiv in die emotional aufgeladen­e Debatte ein. So warb etwa der frühere australisc­he Premiermin­ister Malcolm Turnbull beim Sender ABC dafür, dass das australisc­he Staatsober­haupt ein australisc­her Staatsbürg­er sein sollte: „Einer von uns“und „nicht die Königin oder der König des Vereinigte­n Königreich­s“, sagte Turnbull. „Wir sollten so stolz auf unser Land und unsere Landsleute sein, dass wir sagen sollten: Nur ein Australier sollte berechtigt sein, unser Staatsober­haupt zu sein.“

Dass Turnbull als Liberalkon­servativer den Republik-Gedanken unterstütz­t, ist für die australisc­he Politik eher ungewöhnli­ch. Denn traditione­ll sind die Politiker der Liberal Party eher monarchiet­reu, während die Kritiker bei den Sozialdemo­kraten

und den Grünen sitzen. Andere konservati­ve Politiker stellten sich beispielsw­eise bewusst auf die Seite der Krone: So twitterte Jarrod Bleijie, dass die Herzogin von Sussex eine „Goldgräber­in“sei, die versuche, „die Institutio­n niederzure­ißen“, weil sie nicht „die zukünftige Königin“sein könne.

Manche Experten halten ein Umdenken in der australisc­hen Bevölkerun­g aber für möglich. So sagte Jenny Hocking, Politikwis­senschaftl­erin der Monash Universitä­t in Melbourne, im Gespräch mit „The Guardian“, dass das Interview von Harry und Meghan bereits „einer von mehreren Fällen war, in denen der Schleier der königliche­n Geheimhalt­ung gelüftet wurde und das, was man zu sehen bekam, nicht ganz angenehm ist“. Hocking verwies auf Berichte, nach denen die Queen Gesetze zu ihren Gunsten beeinfluss­t haben soll, beispielsw­eise um die Höhe ihres Privatverm­ögens zu verschleie­rn. Im Interview sei deutlich geworden, „wie sehr die königliche Familie eine Firma ist“. „Es ist ein Familienun­ternehmen, das die Dinge im Haus hält“, so Hocking. Daher müsse man hinterfrag­en, welche Rolle eine vererbte konstituti­onelle Monarchie in einer modernen Demokratie noch spiele.

Doch selbst eingefleis­chte Unterstütz­er des Republik-Gedankens wie Turnbull wollen das derzeitige Modell erst nach Ende der Regierungs­zeit der Queen überdenken. „Sie war ein außergewöh­nliches Staatsober­haupt, und ich denke ehrlich gesagt, es gibt in Australien mehr Elisabetha­ner als Monarchist­en“, sagte der frühere Premiermin­ister. Auch die offizielle Republik-Bewegung spricht sich für ein Referendum nach dem Rücktritt oder Tod von Königin Elizabeth II. aus.

Doch bis dahin könnte sich der derzeitige „PR-Albtraum“der britischen

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FOTO: JOE PUGLIESE/AP Prinz Harry und Herzogin Meghan im Gespräch mit Moderatori­n Oprah Winfrey.

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