Die gefährliche Gier nach der Macht
Die Dinge laufen nicht gut für Uniosspitzen. Nicht für die Kanzlerin, nicht für CDUChef Armin Laschet, auch nicht für CSUChef Markus Söder. Genau genommen könnte es nicht schlechter laufen. Die Kanzlerin versucht es nun mit Machtworten und mahnt einige Ministerpräsidenten zu mehr Corona-Disziplin. Denn es entgleiten nicht nur die Zahlen, Merkel entgleitet auch die Kontrolle. Zwar geht es für Merkel nicht um die Aussicht auf die Kanzlerschaft nach der Bundestagswahl. Und doch geht es um Machterhalt. Will die Kanzlerin auf den letzten Metern ihrer Amtszeit nicht als Unterlegene dastehen, die sich in der größten Krise ihrer Ära nicht behaupten konnte, bleibt ihr nur die Offensive. Damit erhöht Merkel vor allem den Druck in den eigenen Reihen, von Unterstützung kann keine Rede sein. Besonders scharf trifft es Laschet, der Anlauf auf die Kanzlerkandidatur nimmt – trotz miserabler Umfragewerte. Merkels berechtigte Kritik an der zu laxen Umsetzung der Notbremse in NRW trifft Laschet zur Unzeit. Am Montag versuchte er es seinerseits mit Offensive: Wenn die Lage „dramatischer wird“, sei er für „jeden Vorschlag des Bundes“offen. Reicht ihm die Dramatik der dritten Welle noch nicht aus? All die Offensiven sollten nicht der eigenen Macht dienen, sondern der Pandemiebewältigung. Mit solchen Volten verspielt Laschet noch mehr Vertrauen.
Söder dagegen fährt auf dem Corona-Kurs der Kanzlerin und wähnt sich auf der richtigen Seite. Seine Entschlossenheit aber kann nicht davon ablenken, dass er die Scherben der Korruptionsaffäre aufkehren muss, die die CSU besonders hart trifft. Und so bleibt der Eindruck, dass die Unionsspitzen unter dem Druck der Krise in den Angriffsmodus schalten und damit dem Zusammenhalt nur schaden. Das Gieren nach der Macht kann für die Union noch zur Gefahr werden. BERICHT