Kernsanierung im Kunstpalast
Von außen sieht das Museum aus wie immer – im Innern bleibt fast nichts, wie es ist. Die 40-Millionen-Euro-Sanierung hat begonnen.
DÜSSELDORF Das Museum Kunstpalast hat mit der Kernsanierung seines Ausstellungsflügels begonnen. Während im anderen Gebäudeteil weiter Ausstellungen laufen, ist der Sammlungsflügel im Innern nur noch ein Rohbau. Arbeiter haben Böden und Wände herausgerissen – das größte städtische Kunstmuseum wagt hinter der historischen Fassade eine Neugestaltung. Direktor Felix Krämer und sein Team arbeiten derweil an der Neupräsentation der Sammlung. Ende 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Der Stadtrat hatte im vergangenen Sommer rund 40 Millionen Euro für die Sanierung freigegeben. Seit Ende Februar liegt die Baugenehmigung vor, jetzt haben die Arbeiten begonnen. Der zum Rhein liegende Flügel des U-förmigen Gebäudes – in dem sich auch das Glasmuseum Hentrich befindet – wird erneuert, dazu der Mittelteil, auf dessen Dach die Aurora von Arno Breker liegt. Auch der Rubens-Saal wird neu gestaltet.
Das Museum erhält eine neue Haustechnik und wird komplett barrierefrei. Krämer, der seit seinem Antritt im Jahr 2017 für die Sanierung gekämpft hatte, ist daneben vor allem ein einladenderes Erscheinungsbild wichtig – bislang ein enormer Schwachpunkt des alten Museumsbaus. Statt dunkler Räume und einer teilweise labyrhintischen Besucherführung sollen die Räume hell, einladend und modern wirken. Dafür bietet das 1925 gebaute Gebäude erstaunliche Möglichkeiten:
Während die Fassade unter Denkmalschutz steht, können die Säle in vieler Hinsicht frei gestaltet werden.
Wie der neue Kunstpalast aussehen soll, zeigt ein Musterraum, der mitten in der Baustelle angelegt worden ist: Das Museum erhält einen hellen Holzboden, die Wände werden weiß. Viele bislang verhängte Fenster sollen geöffnet werden, um Tageslicht hereinzulassen. Krämer legt darüber hinaus Wert auf eine schlichte, einheitliche Optik. In der Tat hatte der Kunsthistoriker die Politik auch mit dem Hinweis darauf überzeugt, dass der Kunstpalast über Jahrzehnte immer wieder eher geflickt als saniert worden ist. Bodenbeläge wechselten plötzlich, Gänge endeten im Nichts, eine ausbleibende Sanierungen wurde durch Vorhänge kaschiert.
Arbeiter sind derzeit noch damit beschäftigt, den Innenausbau abzureißen, Container nach Container füllt sich mit Schutt. Die Kunst liegt längst sicher im Depot. Wer jetzt durch die Räume geht, bekommt zumindest schon eine Ahnung davon, wie viel großzügiger die Säle mit den hohen Decken durch eine moderne Optik wirken könnten.
Der Umbau ist verbunden mit einem großen Auftritt für das Museum: Düsseldorfs städtische Sammlung soll nach der Wiedereröffnung neu präsentiert werden. In einem Saal, der derzeit zum Lager umfunktioniert wurde, entwickeln Krämer und sein Team die neue Präsentation mit vielem hochkarätigen Werken quer durch die Kunstgeschichte am Modell. Mit Magneten befestigen sie in der maßgetreuen Kunstpalast-Puppenstube
die Gemälde an den Wänden oder modellieren Regale aus Knetmasse.
Wie der Neuauftritt der Sammlung aussehen soll, ist zumindest in Grundzügen schon entschieden. Krämer will die Zeit als roten Faden beibehalten, der Besucher startet in der frühen Neuzeit und endet in der Gegenwart. Anders als bisher sollen Exponate aus Asien oder Afrika integriert werden und nicht mehr in „Spezialsäle“abgesondert. Klar ist auch, dass weiterhin ein Schwerpunkt auf regionaler Kunst liegt, von der Düsseldorfer Malerschule des 19. Jahrhunderts bis zur Zero-Gruppe.
Die städtische Sammlung beinhaltet nicht nur Malerei und Bildende Kunst. Der Kunstpalast verfügt über alle möglichen Exponate, die Düsseldorfern über die Jahrhunderte als sammlungswürdig erschienen sind, von Möbeln über Teppichen bis zu Kleidungsstücken. Krämer sieht gerade in der ungewöhnlichen Vielfalt eine Chance – und will auch überraschende Stücke integrieren.
Das nach außen sichtbarste Zeichen des Neubeginns soll ein neues Café sein: Der Durchgang unter dem Mittelteil – unter der Aurora-Statue – wird verglast und zum Raum für Gastronomie. Derzeit ertüchtigen Arbeiter dafür die Statik. Im Sommer sollen bald im bislang oft verwaisten Innenhof Tische und Stühle stehen. Krämer erhofft sich einen Anziehungspunkt auch für Nicht-Besucher. „In Düsseldorf gibt es wenig Gastronomie, die so weit weg von befahrenen Straßen liegt.“