Altes Schätzchen wird wieder aufgemöbelt
Der Verein „Eisenbahnund Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl“kann sich über eine Geldspritze freuen. Im dritten Anlauf hat das NRW-Heimatministerium den Förderantrag für die Restaurierung eines historisch bedeutsamen Gefährts bewilligt.
ERKRATH Der Wagen mit der Nummer „Osten 90203“wurde 1928 von der sächsischen Waggonfabrik Werdau gebaut und befindet sich seit 2004 im Besitz des Vereins Eisenbahnund Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl (EHEH). Durch den Zuwendungsbescheid des Landes über 22.215 Euro kann endlich mit der Instandsetzung begonnen werden.
„Wir haben ihn 2004 aus Mönchengladbach gekauft. Mein Gefühl sagte mir, dass dies ein historisch bedeutsames Schmuckstück ist“, erinnert sich der heutige EHEH-Vorsitzende Ralf Fellenberg. Er habe seitdem versucht, die Geschichte des Wagens zu ergründen. In Deutschland entgleisten 1928 mehrere D-Züge in kurzer Zeit. Da man die Ursachen dafür finden wollte und musste, wurde der in Werdau gebaute Gepäckwagen „Pw4ü-28“zu einem Messwagen umfunktioniert. „Ich vermute, dass er nicht einen einzigen Tag als Gepäckwagen benutzt wurde“, sagt Fellenberg.
Mit Oszillographen sollten die Schwingungen und Belastungen der Lokomotiv-Achsen gemessen werden, vor allem bei der Fahrt durch Kurven und Weichen. Der Messzug bestand aus dem Hauptwagen, in dem die ganze Technik untergebracht war, und einem dreiachsigen Wagen älterer Baureihe, in dem sich die Batterien für die Stromversorgung der Messgeräte befanden.
Über den Batteriewagen ist heute kaum noch etwas bekannt. Die „Lebensgeschichte“des Schwingungsmesswagens (Bin 700 587) konnte Ralf Fellenberg dagegen recht genau nachvollziehen und hat sie 2009 in einem Beitrag für die inzwischen eingestellte Fachzeitschrift „Kupplung“niedergeschrieben.
Der Messwagen tat seinen Dienst über viele Jahre in Berlin-Grunewald, bevor er nach dem Krieg in das neue Bundesbahnzentralamt nach Minden kam. Ende der 60er Jahre sollte er verschrottet werden, nachdem sämtliche Messgeräte ausgebaut waren. Doch er wurde gerettet und noch einige Zeit als Schulungswagen für Bahnmitarbeiter genutzt, bis er 1996 in die Hände der „Arbeitsgemeinschaft historische Eisenbahnfahrzeuge“gelangte, und von dort zum EHEH.
Nun soll die ursprüngliche Erscheinungsform wiederhergestellt werden, innen wie außen, wo eine originalgetreue Beschriftung wie in
den 1930er Jahren geplant ist. Weiterhin müssen Dach und Außenwände abgedichtet werden, die Fenster und ihr alter Öffnungsmechanismus rekonstruiert und die Ölheizung repariert werden. Der Verein veranschlagt 422 Arbeitsstunden, die mit einem Satz von 15 Euro vom Land gefördert werden.
Zusammen mit einer Grundförderung von 70 Prozent und zehn Prozent Eigenanteil soll das Projekt knapp 32.000 Euro kosten. „Nicht alles können wir selber machen“, erklärt Ralf Fellenberg. Die Heizung muss ein Installateur reparieren und für die Holzvertäfelung wurde dem Antrag ein Angebot von einem Schreiner beigefügt. Wenn alles glatt geht, könnte das Schmuckstück 2022 zu seinem 95. „Geburtstag“in neuem Glanz erstrahlen.