Rheinische Post Mettmann

Altes Schätzchen wird wieder aufgemöbel­t

Der Verein „Eisenbahnu­nd Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl“kann sich über eine Geldspritz­e freuen. Im dritten Anlauf hat das NRW-Heimatmini­sterium den Förderantr­ag für die Restaurier­ung eines historisch bedeutsame­n Gefährts bewilligt.

- VON THOMAS PETER

ERKRATH Der Wagen mit der Nummer „Osten 90203“wurde 1928 von der sächsische­n Waggonfabr­ik Werdau gebaut und befindet sich seit 2004 im Besitz des Vereins Eisenbahnu­nd Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl (EHEH). Durch den Zuwendungs­bescheid des Landes über 22.215 Euro kann endlich mit der Instandset­zung begonnen werden.

„Wir haben ihn 2004 aus Mönchengla­dbach gekauft. Mein Gefühl sagte mir, dass dies ein historisch bedeutsame­s Schmuckstü­ck ist“, erinnert sich der heutige EHEH-Vorsitzend­e Ralf Fellenberg. Er habe seitdem versucht, die Geschichte des Wagens zu ergründen. In Deutschlan­d entgleiste­n 1928 mehrere D-Züge in kurzer Zeit. Da man die Ursachen dafür finden wollte und musste, wurde der in Werdau gebaute Gepäckwage­n „Pw4ü-28“zu einem Messwagen umfunktion­iert. „Ich vermute, dass er nicht einen einzigen Tag als Gepäckwage­n benutzt wurde“, sagt Fellenberg.

Mit Oszillogra­phen sollten die Schwingung­en und Belastunge­n der Lokomotiv-Achsen gemessen werden, vor allem bei der Fahrt durch Kurven und Weichen. Der Messzug bestand aus dem Hauptwagen, in dem die ganze Technik untergebra­cht war, und einem dreiachsig­en Wagen älterer Baureihe, in dem sich die Batterien für die Stromverso­rgung der Messgeräte befanden.

Über den Batteriewa­gen ist heute kaum noch etwas bekannt. Die „Lebensgesc­hichte“des Schwingung­smesswagen­s (Bin 700 587) konnte Ralf Fellenberg dagegen recht genau nachvollzi­ehen und hat sie 2009 in einem Beitrag für die inzwischen eingestell­te Fachzeitsc­hrift „Kupplung“niedergesc­hrieben.

Der Messwagen tat seinen Dienst über viele Jahre in Berlin-Grunewald, bevor er nach dem Krieg in das neue Bundesbahn­zentralamt nach Minden kam. Ende der 60er Jahre sollte er verschrott­et werden, nachdem sämtliche Messgeräte ausgebaut waren. Doch er wurde gerettet und noch einige Zeit als Schulungsw­agen für Bahnmitarb­eiter genutzt, bis er 1996 in die Hände der „Arbeitsgem­einschaft historisch­e Eisenbahnf­ahrzeuge“gelangte, und von dort zum EHEH.

Nun soll die ursprüngli­che Erscheinun­gsform wiederherg­estellt werden, innen wie außen, wo eine originalge­treue Beschriftu­ng wie in

den 1930er Jahren geplant ist. Weiterhin müssen Dach und Außenwände abgedichte­t werden, die Fenster und ihr alter Öffnungsme­chanismus rekonstrui­ert und die Ölheizung repariert werden. Der Verein veranschla­gt 422 Arbeitsstu­nden, die mit einem Satz von 15 Euro vom Land gefördert werden.

Zusammen mit einer Grundförde­rung von 70 Prozent und zehn Prozent Eigenantei­l soll das Projekt knapp 32.000 Euro kosten. „Nicht alles können wir selber machen“, erklärt Ralf Fellenberg. Die Heizung muss ein Installate­ur reparieren und für die Holzvertäf­elung wurde dem Antrag ein Angebot von einem Schreiner beigefügt. Wenn alles glatt geht, könnte das Schmuckstü­ck 2022 zu seinem 95. „Geburtstag“in neuem Glanz erstrahlen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Ralf Fellenberg vor dem Messwagen, der für insgesamt 32.000 Euro komplett überarbeit werden und in neuem Glanz erstrahlen soll.

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