Verschärftes Ringen um die Realschule
Die Bürgerinitiative zum Erhalt der Carl-Fuhlrott-Realschule hat bereits 717 Unterschriften für einen Bürgerentscheid gesammelt. Die Gesamtschulinitiative stützt die Ratsentscheidung mit einem eigenen Positionspapier.
METTMANN Mehr als 717 Unterschriften für einen Bürgerentscheid hat die Bürgerinitiative zum Erhalt der Carl-Fuhlrott-Realschule nach eigenen Angaben bereits gesammelt. „Der Zuspruch in der Bevölkerung ist überwältigend und geht quer durch alle Bevölkerungskreise und Altersgruppen – von der Mutter zweier Kleinkinder bis zum ehemaligen Chefarzt des EVK“, sagt Helmut Peick von der Initiative.
Der Zuspruch ist den Befürwortern der Gesamtschule nicht verborgen geblieben. Jan Roth von der Bürgerinitiative „Gesamtschule für Mettmann“hatte bislang den Standpunkt verbreitet, man sei damit nicht gegen die Realschule. Am Osterwochenende gab er ein Papier heraus, in dem der Realschule gerade mal eine Mindestgröße zum Überleben zugestanden wird. Kernsatz: „Unserer Auffassung nach ist die Entscheidung des Rates zum Auslaufen der Realschule zum Schuljahr 2021/22 plausibel und letztendlich die richtige Entscheidung.“
Roth kommt zu diesem Schluss, weil er die Ergebnisse der Elternbefragung für eine Gesamtschule in Mettmann nimmt und auf Schülerzahlen in vier bis acht Jahren anwendet. Diese Zahlen entnimmt der Gesamtschulbefürworter dem Schulentwicklungsplan Mettmann. Doch anders als die Gutachter, die den Plan geschrieben haben, setzt er die prozentualen Ergebnisse von Realschul-Befürwortern aus jener Elternbefragung Gesamtschule auf die prognostizierten Schülerzahlen an. „Aufgrund der ermittelten Nachfrage ist bei der Realschule mit nicht mehr als aufgerundet zwei Zügen zu rechnen“, schreibt Jan Roth. Demgegenüber geht der Schulentwicklungsplan angesichts steigender Schülerzahlen von acht bis neun Zügen Gesamtschule plus vier Zügen Realschule aus. Da beide Werte einem weiten Blick in die Zukunft entstammen, steht über beiden Werten groß das Wort „Prognose“.
Sowohl Gesamtschul- als auch Realschulbefürworter führen die Zahlen ins Feld, die ihre jeweilige Position unterstützen. Hinzu kommt eine Kostenschätzung der Stadt, die ein Nebeneinander von Gesamtschule und Realschule als teuerste Lösung für Mettmann benennt. Auch diese Werte werden von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Realschule stark angezweifelt. „Hier sind Äpfel mit Birnen verglichen worden“, beklagt Helmut Peick.
Bei einem Ortstermin unserer Redaktion vor einem Supermarkt waren weniger Prognosen oder Schätzungen,
als vielmehr ganz handfeste Gründe ausschlaggebend dafür, dass viele Mettmanner bereit waren, sich in die Unterschriftenlisten für den Bürgerentscheid zur Korrektur der Ratsentscheidung einzutragen. Ältere machten geltend, gut durch die Carl-Fuhlrott-Realschule
auf ihr Leben vorbereitet worden zu sein. Eltern heutiger Realschüler in der fünften Klasse unterstützen das Bürgerbegehren, weil ihre Kinder im Fall einer Ehrenrunde Schule und Stadt wechseln müssten.
Das gesteht auch Jan Roth von den Gesamtschul-Befürwortern zu: „Der
Erhalt der Realschule würde den Eltern heutiger Realschulkinder die Sorgen nehmen und es könnte dadurch eine breite Schullandschaft der weiterführenden Schulen in Mettmann erreicht werden.“Bis Mitte Mai werden noch Unterschriften gesammelt.