Besetzte Telefonleitungen und wenig Vakzin
Jetzt steigen die Hausärzte in die Corona-Impfkampagne ein. Auch sie bekommen zu wenig Impfstoff.
METTMANN (von/cs) In Mettmann kämpfen nun auch die Hausärzte mit Spritzen gegen die Pandemie. Einer von ihnen ist Christian Scherer. Mehr als 100 Anfragen für Impftermine sind bereits bei dem niedergelassenen Internisten eingegangen. „Alle wollen geimpft werden – und jeder hat im Vorfeld Fragen.“Parallel zum Praxisbetrieb könne die Impfung nicht vorgenommen werden, weshalb der Arzt jetzt den Donnerstagnachmittag zum Impftag erklärt hat.
„Eine Corona-Schutzimpfung ist ein kleiner Staatsakt“, sagt Scherer. Aufklärung, eine Aufnahme der Vorgeschichte des Patienten sowie seine Einwilligung gehören ebenso zum Verfahren wie die Meldungen ans Robert Koch-Institut; einschließlich einer Auflistung, welcher Patient wann welches Vakzin gegen Covid-19 bekommen hat. „Eine Corona-Schutzimpfung lässt sich weder ‚mal eben’ noch nebenbei erledigen.“
„Wir bestellen von Woche zu Woche“, erläutert Internist Scherer zur Bevorratung mit dem Vakzin. Bestellt wird der Impfstoff. Ohne Angabe eines Herstellers. Für die beiden Wochen nach Ostern sei Biontech im Angebot, was in der übernächsten Woche verimpft werden kann, weiß auch Scherer jetzt noch nicht. Der Impfstoff von Astrazeneca braucht bloß auf eine Spritze gezogen zu werden. Den Biontech-Impfstoff dagegen muss man zuvor mischen. Im Impfzentrum stehen dafür Apotheker bereit, in der hausärztlichen Praxis muss dieser Vorgang selbst vorgenommen werden.
„Das alles kostet Zeit“, mehr als 20 bis maximal 30 Patienten können deshalb pro Woche nicht geimpft werden – mehr Tempo geht nicht. Die Warteliste von zu impfenden Patenten ist lang, Christian Scherer muss priorisieren. „Ich empfehle allen Impfwilligen, zweigleisig zu fahren.“Er verweist er auf die offiziell von der Kassenärztlichen Vereinigung angebotenen Termine plus einer Verabredung beim Hausarzt.
„Bei mir läutet das Telefon schon seit zwei Wochen Sturm“, berichtet Dr. Johannes Podlinski, Vorsitzender der Kreisstelle Kreis Mettmann bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „Die Kollegen sind gut auf die Impfaktion vorbereitet, genügend Impfstoff gibt es leider noch nicht.“Podlinski geht davon aus, dass wenig Impfstoff geliefert wird. Pro Arzt stünden rechnerisch 20, höchstens 50 Dosen zur Verfügung.