Das Apfelparadies trotzt der Pandemie
Der Hofladen in Wittlaer ist gut auf die Corona-Lage eingestellt. Aktuell muss besonders auf die Wetterlage geachtet werden.
WITTLAER Ein Einkauf im Apfelparadies Wittlaer war vor der Pandemie für viele Besucher mehr als nur die Versorgung mit Obst und anderen Lebensmitteln. Und so ist momentan wegen Corona nicht alles wie sonst: Die gemütliche Pause im angeschlossenen Café (mit Blick auf den Kinderspielplatz) muss naheliegenderweise entfallen, das genüssliche Probieren verschiedener aufgeschnittener Apfelsorten auch. Ansonsten aber hat sich der Betrieb in den vergangenen Monaten gut eingespielt: „Natürlich ist die Verunsicherung am Anfang sehr groß gewesen, auch bei den Mitarbeitern“, sagt Apfelparadies-Inhaber Bernd Schumacher. „Aber wir haben viel dazugelernt im vergangenen Jahr. Wir meistern unseren Alltag, und jeder weiß, woran er ist.“
Und auch die Kunden haben sich offenbar gut eingefunden in die neuen Bedingungen. Vor dem Apfelparadies stehen sie am Samstagmittag in einer kurzen, geordneten Schlange an und warten auf einen freien Einkaufswagen: Jeder Kunde braucht einen, so wird die Zahl der Besucher im Hofladen kontrolliert. Direkt an der Tür hängt ein großer Desinfektionsmittelspender, so dass man Wagen und Hände vor dem Eintreten noch desinfizieren kann.
1987 eröffnete das Apfelparadies – einer von inzwischen drei Hofläden, in denen die Produkte der Familie Schumacher verkauft werden, dazu eine Auswahl anderer regionaler Erzeugnisse wie Gemüse, Fleisch,
Wurst und Eier. Auch eine eigene Hofbäckerei mit acht Mitarbeitern gibt es inzwischen, in der neben Apfeltaschen, Apfelstrudel und Apfelplunder beispielsweise auch frische Brötchen gebacken werden.
Die anderen Apfelparadiese gibt es in Meerbusch und Moers. Der Großheyerhof der Familie befindet sich in Tönisvorst, auf einer Anbaufläche von rund 40 Hektar werden dort neben Äpfeln auch Birnen, Süßkirschen und Pflaumen angebaut. Und Aprikosen, um die sich Gärtnermeister Bernd Schumacher gerade besonders kümmert.
„Wir dürfen neben Corona unser alltägliches Geschäft nicht vergessen“, sagt er – und das besteht momentan auch darin, sein Obst angesichts des unsicheren Wetters bestmöglich zu schützen. „Um Ostern
herum war es auch in früheren Jahren oft ein bisschen gefährlich.“Die Äpfel etwa könnten momentan noch Temperaturen bis etwa vier Grad unter Null vertragen; die gerade verblühten Aprikosen hingegen mögen Minustemperaturen an diesen Punkt nicht mehr. „Ich lege meinen Fokus deshalb gerade auf unser Steinobst“, sagt Schumacher. Um Schäden zu vermeiden, ist neben
Wachsamkeit auch Technik sinnvoll: Frostwächter sind installiert, um bei nächtlichen Minustemperaturen zu warnen; bei Bedarf können beispielsweise Windräder oder Mikrosprinkler eingeschaltet werden.
Die Aprikosen liegen Bernd Schumacher ohnehin besonders am Herzen. Mehr als 3000 Aprikosenbäume gibt es inzwischen auf dem Hof. Begonnen hat er mit dem schmackhaften Obst, nachdem er in rasantem Tempo einige Aprikosen eines anderen Anbauers in seinem Hofladen verkauft hatte: „Da dachte ich, dass ich das auch ausprobieren muss.“In einer österreichischen Baumschule kaufte er verschiedene Bäume, probierte aus, welche Sorten mit den hiesigen Klimabedingungen gut zurechtkommen. „Und natürlich auch, welche gut schmecken. Von rund 35 Sorten sind inzwischen zehn übriggeblieben, auf die beides zutrifft.“So wurde das Obst auch zu seinem persönlichen Favoriten, „nachdem ich vorher gesagt habe, es gibt nichts Besseres als die Süßkirschen“.
Auch bei den Äpfeln will sich das Team des Apfelparadieses nicht mit dem jetzigen Stand zufrieden geben. „In einer schnelllebigen Zeit wie unserer kann man das auch gar nicht machen, sich einfach nur auf das verlassen, was bisher gut gelaufen ist.“Etwa acht bis zehn Apfelsorten sind normalerweise gleichzeitig im Verkauf, rund 20 verschiedene Sorten gibt es insgesamt auf dem Hof. Immer wieder verschwinden einzelne, beispielsweise wenn sie über längere Zeit nicht mehr gut gekauft werden, dafür kommen neue Sorten
hinzu.
Schumacher findet es wichtig, dabei neben dem Geschmack („Unsere Äpfel sollen besser schmecken als die Standardäpfel aus dem Supermarkt.“) auch das immer wichtiger werdende Thema Nachhaltigkeit im Blick zu haben. Denn je robuster ein Apfelbaum ist, desto weniger Pflanzenschutz wird für ihn benötigt. Als Musterbeispiel hierfür nennt der Obst-Experte den Apfel Suri – den findet er nicht nur geschmacklich top, sondern auch unempfindlich und gut lagerfähig. „Und er kommt bei unseren Kunden wirklich hervorragend an.“Momentan wird an einer Kreuzung zwischen Suri und Honeycrunch gearbeitet.
Nachhaltig wird auf dem Hof inzwischen übrigens auch Wärme erzeugt: Denn wenn einmal Apfeloder Birnbäume weichen müssen, dann wird das Holz anschließend zum Heizen genutzt.