Was für und gegen Rösler spricht
Soll es einen Neuanfang auf der Trainerbank geben? Oder mit dem aktuellen verlängert werden?
DÜSSELDORF Noch immer ist nicht geklärt, wer in der kommenden Saison Trainer von Fortuna wird. Verlängert der Klub mit Uwe Rösler? Oder entscheiden sich die Verantwortlichen für einen anderen Kandidaten? Eine Entscheidungshilfe.
Was für eine Verlängerung spricht Rösler ist ein sympathischer Kerl. Das darf freilich keine Auswirkung darauf haben, ob er eine berufliche Zukunft bei Fortuna hat. Natürlich muss man als Klub aber auch darauf achten, ob der Charakter des Trainers passt. Und der ist bei Rösler einwandfrei. Gegenüber Fortuna hat er sich immer loyal verhalten.
Es ist im Umfeld der Düsseldorfer schon länger ein offenes Geheimnis, dass Rösler nie wirklich zufrieden mit der Kaderzusammenstellung war. Der 52-Jährige wünschte sich Spieler, die seine bevorzugte Spielphilosophie auf den Platz bringen können. Das bedeutet: Dynamik, Handlungsschnelligkeit und Antizipation. Spieler wie Kaan Ayhan und
Valon Berisha, die wie gemacht waren, für sein intensives Pressingspiel hatte er nicht mehr zu Verfügung. Einen adäquaten Ersatz hat er nicht bekommen.
So musste Rösler sowohl den grundsätzlichen Ansatz als auch das System ändern. Funktioniert hat das bislang eher semioptimal. Das kann man ihm vorwerfen. Das würde aber wahrscheinlich auch bei Pep Guardiola oder Jürgen Klopp nicht einwandfrei funktionieren.
Was gegen eine Verlängerung spricht Relativ einfach: die sportliche Entwicklung. Rösler schaffte es in der vergangenen Saison nicht, Fortuna vor dem Abstieg zu bewahren. Die Ausrede, dass er die Mannschaft erst im Januar übernahm, zieht nur bedingt. Denn die Düsseldorfer hatten anschließend noch genügend Möglichkeiten, sich ans rettende Ufer zu begeben.
Auch in der bisherigen Saison läuft es eher durchwachsen. Was den Verantwortlichen negativ aufstößt: Rösler schafft es nicht, die Mannschaft in Topspielen zum Sieg zu führen. Die Big Points hat Fortuna in dieser Saison reihenweise liegen gelassen. Und auch gegen Teams wie Würzburg und Sandhausen, die im Tabellenkeller angesiedelt sind, lief es alles andere als rund. Hinzu kommen noch zwei peinliche Pleiten im DFB-Pokal gegen Saarbrücken und Essen. Uwe Rösler konnte bislang keine Kontinuität hineinbringen.
Außerdem hat er es bislang nicht geschafft hat, seine Spieler merklich weiterzuentwickeln. Einzig Shinta Appelkamp kann man nachsagen, dass er sich in den vergangenen eineinhalb Jahren verbessert hat. Vielleicht lag das tatsächlich an Rösler. Vielleicht aber auch einfach an Appelkamps unbestritten großem Talent. Andere stagnieren oder sind im Leistungstief. Beim Transfer von Leonardo Koutris war er lange skeptisch, dementsprechend lange dauerte es auch, bis er den Griechen ernsthaft in sein System integrierte.
Das vielleicht gewichtigste Argument ist aber, dass Rösler im Grunde nicht das verkörpert, nach dem man sich bei Fortuna sehnt. Das ist schrecklich unfair gegenüber ihm, weil er wenig daran ändern kann. Er ist so, wie er ist und das ist auch völlig in Ordnung so. Rösler ist einer, der nicht die große Bühne sucht. Er hat etwas zu sagen, aber er ist kein Verkäufer in eigener Sache. Aufbruchstimmung? Den Glauben daran vermitteln, dass man etwas Großes erreichen könne? Derzeit Fehlanzeige. Für welchen Spielstil steht der Verein? Derzeit nicht genau zu definieren. Freilich ist dasnicht sein Hauptverschulden, aber er ist mindestens Teil des Problems.