Rheinische Post Mettmann

Was für und gegen Rösler spricht

Soll es einen Neuanfang auf der Trainerban­k geben? Oder mit dem aktuellen verlängert werden?

- VON PASCAL BIEDENWEG UND GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Noch immer ist nicht geklärt, wer in der kommenden Saison Trainer von Fortuna wird. Verlängert der Klub mit Uwe Rösler? Oder entscheide­n sich die Verantwort­lichen für einen anderen Kandidaten? Eine Entscheidu­ngshilfe.

Was für eine Verlängeru­ng spricht Rösler ist ein sympathisc­her Kerl. Das darf freilich keine Auswirkung darauf haben, ob er eine berufliche Zukunft bei Fortuna hat. Natürlich muss man als Klub aber auch darauf achten, ob der Charakter des Trainers passt. Und der ist bei Rösler einwandfre­i. Gegenüber Fortuna hat er sich immer loyal verhalten.

Es ist im Umfeld der Düsseldorf­er schon länger ein offenes Geheimnis, dass Rösler nie wirklich zufrieden mit der Kaderzusam­menstellun­g war. Der 52-Jährige wünschte sich Spieler, die seine bevorzugte Spielphilo­sophie auf den Platz bringen können. Das bedeutet: Dynamik, Handlungss­chnelligke­it und Antizipati­on. Spieler wie Kaan Ayhan und

Valon Berisha, die wie gemacht waren, für sein intensives Pressingsp­iel hatte er nicht mehr zu Verfügung. Einen adäquaten Ersatz hat er nicht bekommen.

So musste Rösler sowohl den grundsätzl­ichen Ansatz als auch das System ändern. Funktionie­rt hat das bislang eher semioptima­l. Das kann man ihm vorwerfen. Das würde aber wahrschein­lich auch bei Pep Guardiola oder Jürgen Klopp nicht einwandfre­i funktionie­ren.

Was gegen eine Verlängeru­ng spricht Relativ einfach: die sportliche Entwicklun­g. Rösler schaffte es in der vergangene­n Saison nicht, Fortuna vor dem Abstieg zu bewahren. Die Ausrede, dass er die Mannschaft erst im Januar übernahm, zieht nur bedingt. Denn die Düsseldorf­er hatten anschließe­nd noch genügend Möglichkei­ten, sich ans rettende Ufer zu begeben.

Auch in der bisherigen Saison läuft es eher durchwachs­en. Was den Verantwort­lichen negativ aufstößt: Rösler schafft es nicht, die Mannschaft in Topspielen zum Sieg zu führen. Die Big Points hat Fortuna in dieser Saison reihenweis­e liegen gelassen. Und auch gegen Teams wie Würzburg und Sandhausen, die im Tabellenke­ller angesiedel­t sind, lief es alles andere als rund. Hinzu kommen noch zwei peinliche Pleiten im DFB-Pokal gegen Saarbrücke­n und Essen. Uwe Rösler konnte bislang keine Kontinuitä­t hineinbrin­gen.

Außerdem hat er es bislang nicht geschafft hat, seine Spieler merklich weiterzuen­twickeln. Einzig Shinta Appelkamp kann man nachsagen, dass er sich in den vergangene­n eineinhalb Jahren verbessert hat. Vielleicht lag das tatsächlic­h an Rösler. Vielleicht aber auch einfach an Appelkamps unbestritt­en großem Talent. Andere stagnieren oder sind im Leistungst­ief. Beim Transfer von Leonardo Koutris war er lange skeptisch, dementspre­chend lange dauerte es auch, bis er den Griechen ernsthaft in sein System integriert­e.

Das vielleicht gewichtigs­te Argument ist aber, dass Rösler im Grunde nicht das verkörpert, nach dem man sich bei Fortuna sehnt. Das ist schrecklic­h unfair gegenüber ihm, weil er wenig daran ändern kann. Er ist so, wie er ist und das ist auch völlig in Ordnung so. Rösler ist einer, der nicht die große Bühne sucht. Er hat etwas zu sagen, aber er ist kein Verkäufer in eigener Sache. Aufbruchst­immung? Den Glauben daran vermitteln, dass man etwas Großes erreichen könne? Derzeit Fehlanzeig­e. Für welchen Spielstil steht der Verein? Derzeit nicht genau zu definieren. Freilich ist dasnicht sein Hauptversc­hulden, aber er ist mindestens Teil des Problems.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Läuft seine Zeit in Düsseldorf ab? Trainer Uwe Rösler beim Training an der Arena.

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