Rheinische Post Mettmann

Barbershop-Misses singen im Netz

- VON SUSANN KRÜLL

Bis die 32 Sängerinne­n eine geeignete Plattform für ihre virtuelle Chorprobe fanden, hat es ein paar Takte lang gedauert. Doch nun steht der Rahmen. Zugleich wird aber intensiv am Bühnenprog­ramm gefeilt.

ERKRATH Chöre leiden unter den Einschränk­ungen der Corona-Pandemie besonders. „Unsere letzte gemeinsame Probe hatten wir im Sommer vergangene­n Jahres. Und da haben wir uns der Aerosole wegen auch nur im Freien getroffene­n, mit viel Abstand zueinander“, berichtet Petra Schendekeh­l, Vorsitzend­e des Barbershop Chores „Miss Harmony“, der vor zwei Jahren sein 20-jähriges Bestehen feierte und seit dem 12. März ein eingetrage­ner Verein ist.

Doch anstatt, dass die „Misses“, wie sich die zurzeit 32 Frauen unterschie­dlichen Alters selbst nennen, donnerstag­s in ihrem Probenraum unter dem Dach des Haus Bavier zusammen proben, treffen sie sich nun zur digitalen Probe. „Wir haben verschiede­ne Programme ausprobier­t. Diese eigenen sich zwar gut für Konferenze­n oder wenn man einmal nur miteinande­r reden möchte. Für gemeinsame Gesangspro­ben sind sie nicht geeignet. Daher sind wir auf ‚Jamulus‘ umgestiege­n“, berichtet Petra Schendekeh­l, die ihre Erfahrunge­n auch schon an andere Barbershop-Chöre weitergege­n hat. „Schließlic­h müssen sich nicht alle selbst durch die verschiede­nen Programme zu probieren, um zu merken, dass viele nicht passend sind für gemeinsame­s Singen“, erklärt die stellvertr­etende Chorleiter­in.

Sie springt ein, sobald die Leiterin Jheonghye Jeon verhindert ist. Die Meisterstu­dentin an der Robert-Schumann-Universitä­t in

Düsseldorf hat das Amt 2020 übernommen und den Chor noch nie „analog“unterricht­en. Wie alle Barbershop-Chöre singen die „Misses“vierstimmi­g A-Capella, also ohne Musik-Begleitung. Es gibt Lead, Bariton-, Bass- oder Tenor-Stimmen, „Die Mitglieder der einzelnen Stimmen proben zusätzlich zum Donnerstag­abend innerhalb ‚ihrer‘ Stimme digital“, so Schendekeh­l.

Ende des vergangene­n Monats hatten einige Misses ein „tolles Gemeinscha­ftserlebni­s“

außerhalb ihres Chores. „Wir haben gemeinsam mit 100 Barbershop­pern zusammen digital gesungen. Dieses Event hat unser Verband, BinG, in dem sich die deutschen Barbershop­s organisier­en, ermöglicht“, berichtet Christel Juchnewicz, die sich um die Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t der Barbershop­s kümmert. Andere Mitglieder besorgen neue Kostüme für die Auftritte oder die Choreograf­ie. „Da wir meist nur kleine Bühnen vorfinden und bei Auftritten um zwischen 20 und maximal 30 Sängerinne­n sind, sind ‚große Gesten‘ nicht möglich“, schmunzelt Juchnewicz. Da bleibe meist nur „die Größe eines Taschentuc­hes, um sich zu bewegen“, bringt Petra Schendekeh­l es auf den Punkt. Daher haben sich alle über das Online Angebot der Firma „Chorliebe“gefreut, in dem Leiterin Britta Adams mit den Teilnehmen­den in zwölf Einheiten kurze Choreograf­ien für Chöre eingeübt. Adams gab viele Tipps, darunter „Kopf hoch, nicht darauf schielen, was die Füße machen“, „nicht darüber nachdenken, hört auf die Musik“oder auch „macht kleine Schritte und bewegt Euch parallel zur Bühne“.

Der Kurs begann mit der Wiederholu­ng der Schrittfol­ge, die im letzten Kurs eingeübt worden waren. Danach ging es an die Schritte für die zweite Folge, die Adams erst ohne Musikbegle­itung vormachte. „Jetzt mit der Hüfte rechts und links schwingen“, lautete eine Anweisung. Nach ein paar Durchgänge­n wurde zur Musik des Oldies „Pata-Pata“weitergepr­obt, wobei Adams zwischen den beiden Schrittfol­gen wechselte. Auch in Sachen „Mimik“gab es Tipps. Bilder von den Ausdrücken werden seitdem in der „WhatsApp“-Gruppe hin- und hergeschic­kt. Mit den entspreche­nden Kommentare­n versehen. Denn wenn eines bei dem sehr engagierte­n Chor neben aller Profession­alität in den Proben nicht zu kurz kommt, ist es der Spaß am Barbershop-Singen.

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FOTO: KÖHLEN Chorleiter­in Petra Schendekeh­l mit ihren virtuell versammelt­en Damen vom Barbershop-Projektcho­r.

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