Barbershop-Misses singen im Netz
Bis die 32 Sängerinnen eine geeignete Plattform für ihre virtuelle Chorprobe fanden, hat es ein paar Takte lang gedauert. Doch nun steht der Rahmen. Zugleich wird aber intensiv am Bühnenprogramm gefeilt.
ERKRATH Chöre leiden unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie besonders. „Unsere letzte gemeinsame Probe hatten wir im Sommer vergangenen Jahres. Und da haben wir uns der Aerosole wegen auch nur im Freien getroffenen, mit viel Abstand zueinander“, berichtet Petra Schendekehl, Vorsitzende des Barbershop Chores „Miss Harmony“, der vor zwei Jahren sein 20-jähriges Bestehen feierte und seit dem 12. März ein eingetragener Verein ist.
Doch anstatt, dass die „Misses“, wie sich die zurzeit 32 Frauen unterschiedlichen Alters selbst nennen, donnerstags in ihrem Probenraum unter dem Dach des Haus Bavier zusammen proben, treffen sie sich nun zur digitalen Probe. „Wir haben verschiedene Programme ausprobiert. Diese eigenen sich zwar gut für Konferenzen oder wenn man einmal nur miteinander reden möchte. Für gemeinsame Gesangsproben sind sie nicht geeignet. Daher sind wir auf ‚Jamulus‘ umgestiegen“, berichtet Petra Schendekehl, die ihre Erfahrungen auch schon an andere Barbershop-Chöre weitergegen hat. „Schließlich müssen sich nicht alle selbst durch die verschiedenen Programme zu probieren, um zu merken, dass viele nicht passend sind für gemeinsames Singen“, erklärt die stellvertretende Chorleiterin.
Sie springt ein, sobald die Leiterin Jheonghye Jeon verhindert ist. Die Meisterstudentin an der Robert-Schumann-Universität in
Düsseldorf hat das Amt 2020 übernommen und den Chor noch nie „analog“unterrichten. Wie alle Barbershop-Chöre singen die „Misses“vierstimmig A-Capella, also ohne Musik-Begleitung. Es gibt Lead, Bariton-, Bass- oder Tenor-Stimmen, „Die Mitglieder der einzelnen Stimmen proben zusätzlich zum Donnerstagabend innerhalb ‚ihrer‘ Stimme digital“, so Schendekehl.
Ende des vergangenen Monats hatten einige Misses ein „tolles Gemeinschaftserlebnis“
außerhalb ihres Chores. „Wir haben gemeinsam mit 100 Barbershoppern zusammen digital gesungen. Dieses Event hat unser Verband, BinG, in dem sich die deutschen Barbershops organisieren, ermöglicht“, berichtet Christel Juchnewicz, die sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Barbershops kümmert. Andere Mitglieder besorgen neue Kostüme für die Auftritte oder die Choreografie. „Da wir meist nur kleine Bühnen vorfinden und bei Auftritten um zwischen 20 und maximal 30 Sängerinnen sind, sind ‚große Gesten‘ nicht möglich“, schmunzelt Juchnewicz. Da bleibe meist nur „die Größe eines Taschentuches, um sich zu bewegen“, bringt Petra Schendekehl es auf den Punkt. Daher haben sich alle über das Online Angebot der Firma „Chorliebe“gefreut, in dem Leiterin Britta Adams mit den Teilnehmenden in zwölf Einheiten kurze Choreografien für Chöre eingeübt. Adams gab viele Tipps, darunter „Kopf hoch, nicht darauf schielen, was die Füße machen“, „nicht darüber nachdenken, hört auf die Musik“oder auch „macht kleine Schritte und bewegt Euch parallel zur Bühne“.
Der Kurs begann mit der Wiederholung der Schrittfolge, die im letzten Kurs eingeübt worden waren. Danach ging es an die Schritte für die zweite Folge, die Adams erst ohne Musikbegleitung vormachte. „Jetzt mit der Hüfte rechts und links schwingen“, lautete eine Anweisung. Nach ein paar Durchgängen wurde zur Musik des Oldies „Pata-Pata“weitergeprobt, wobei Adams zwischen den beiden Schrittfolgen wechselte. Auch in Sachen „Mimik“gab es Tipps. Bilder von den Ausdrücken werden seitdem in der „WhatsApp“-Gruppe hin- und hergeschickt. Mit den entsprechenden Kommentaren versehen. Denn wenn eines bei dem sehr engagierten Chor neben aller Professionalität in den Proben nicht zu kurz kommt, ist es der Spaß am Barbershop-Singen.