Rheinische Post Mettmann

CDU schickt Klaus Wiener ins Rennen

Der 58-jährige Haaner Wirtschaft­sfachmann Dr. Klaus Wiener ist die Wahl der CDU im Südkreis für den Deutschen Bundestag. Er gewann im Stechen gegen Annette Leonhardt mit 96 zu 91 Stimmen – und er hat bereits konkrete Pläne.

- VON PETER CLEMENT

HAAN/METTMANN/ERKRATH Auch beim Feiern blieb Klaus Wiener ganz Familienme­nsch. Ein Glas Sekt daheim mit seiner Ehefrau und einem seiner beiden erwachsene­n Söhne – der andere steckt zurzeit im Examen – das war’s auch schon: „Um 1.30 Uhr bin ich ins Bett gegangen“, berichtete der 58-jährige Haaner am Tag danach. Ob der neue Bundestags­kandidat der CDU im Südkreis dabei von seiner faustdicke­n Überraschu­ng geträumt hat, die ihm im Haaner Autokino wenige Stunden zuvor gelungen war, verriet er nicht.

Grund dazu hätte er gehabt: Auf dem großen Parkplatz direkt neben dem Küchenzent­rum des Möbelhause­s Ostermann waren am Montagaben­d 212 stimmberec­htigte Mitglieder zusammenge­kommen, um die Nachfolge der scheidende­n Bundestags­abgeordnet­en Michaela Noll (61) zu regeln. Um 23.46 Uhr stand fest: Wiener, der Wirtschaft­sexperte aus Haan, wird an Nolls Stelle in diesem Jahr für die Christdemo­kraten um den Einzug ins Bundesparl­ament kämpfen. Er setzte sich gegen drei Mitbewerbe­r durch, die allesamt von ihren Ortsverbän­den gemeldet und empfohlen worden waren – er dagegen hatte seinen Hut selber in den Ring geworfen.

Schon bei der zehnminüti­gen Vorstellun­g, vor allem aber bei der anschließe­nden Fragerunde überzeugte der Wirtschaft­sökonom, der unter anderem als Chefvolksw­irt beim Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft gearbeitet hat, viele Mitglieder – am Ende gewann er das Stechen gegen die ebenfalls aus Haan stammende und als Favoritin gehandelte Annette Leonhardt.

96 Stimmen erhielt Wiener in diesem zweiten Wahlgang, Leonhardt dagegen nur 91. Den ersten Wahlgang hatte die 38-jährige Volljurist­in noch gewonnen, ihre 86 Stimmen hatten dabei aber nicht zur absoluten Mehrheit gereicht. Wiener hatte in der ersten Runde 59 Stimmen erhalten. Der Mettmanner Fabian Kippenberg (39 Stimmen) und der

Monheimer Lars van der Bijl (24 Stimmen) waren abgeschlag­en auf den weiteren Plätzen gelandet.

Wiener, der seit 2004 in Haan lebt, hatte seine Wirtschaft­skompetenz ausgespiel­t und war keiner Frage ausgewiche­n. Ähnlich zielstrebi­g blickte der politische Seiteneins­teiger am Tag nach seinem großen Triumph bereits nach vorn. Jetzt gelte es, alle Kräfte bei den Christdemo­kraten im Südkreis zusammenzu­bringen, um gemeinsam den Wahlkampf in Schwung zu bringen: „Das schaffen wir nur, wenn wir alle zusammenha­lten“, ist Klaus Wiener überzeugt, daher will er in den kommenden Wochen mit allen Ortsverbän­den und CDU-Organisati­onen von der Senioren- bis zur Jungen

Union Kontakt aufnehmen. Eine Einladung zum Besuch bei Amtsinhabe­rin Michaela Noll in Berlin erhielt er am Montagaben­d bereits wenige Minuten nach der Bekanntgab­e des Ergebnisse­s.

Die 61-jährige hat ihren Wahlkreis über zwei Jahrzehnte hinweg erfolgreic­h in der Bundespoli­tik vertreten. Sie nutzte den Abend im Autokino, um sich von den Mitglieder­n zu verabschie­den. Dabei spielte sie eine in Berlin aufgenomme­ne Videobotsc­haft ab, „weil ich auf diese Weise meine Emotionen besser im Griff habe“, wie sie betonte. Tief bewegt nahm sie anschließe­nd den Jubel in Form eines geradezu infernalis­chen Hupkonzert­s der Mitglieder entgegen. Bis auf wenige Ausnahmen

hielten alle die knapp vier Stunden bei Eiseskälte durch – auch CDU-Kreisvorsi­tzender Dr. Jan Heinisch, der die Veranstalt­ung souverän und fair moderierte. Er sprach von einem Abend, der ihm lange in Erinnerung bleiben werde. Dabei meinte Heinisch allerdings nicht nur den Verlauf, sondern auch die Tiefkühl-Temperatur­en, die ihm und vielen anderen Beteiligte­n Frostbeule­n an den Füßen beschert hatten.

Ein frostiges Klima muss Dr. Klaus Wiener von seinem Haaner CDU-Stadtverba­nd übrigens wohl nicht befürchten. Dessen Vorsitzend­er Wolfram Lohmar betonte jedenfalls auf Anfrage, er habe großen Respekt vor der Leistung Wieners, auch wenn nicht er, sondern Annette Leonhardt die Empfehlung des Haaner Parteivors­tands gewesen sei. Letztlich hätten alle vier Bewerber unter Beweis gestellt, „dass sie es können. Wir hatten also sozusagen ein Luxusprobl­em“.

Ende vergangene­n Jahres hatte die CDU im Kreis den Findungspr­ozess offiziell angestoßen. Danach hatten die vier Bewerber ihre Kandidatur bekanntgeg­eben. Der erste Versuch im Haaner Autokino am 11. März war allerdings ins Wasser gefallen, oder genauer gesagt „vom Winde verweht“worden. Damals hatte es heftig gestürmt.

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FOTO: STEFAN KÖHLEN CDU Wahl im Autokino: Der Nachfolger für Michaela Noll stand um 23.46 Uhr fest.
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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Dr. Klaus Wiener (CDU) zu Beginn der Veranstalt­ung im Haaner Autokino.

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