Mehr Kunst raus aufs Land
Vor der Corona-Pandemie erstickte die Kultur in Florenz unter den Touristenmassen. Nun gibt es neue Pläne: Kunstwerke sollen raus in Dörfer und Städte und in Kirchen und Villen ausgestellt werden. So wird die Toskana zu einem gigantischen Museum.
und installierten Thermoscanner, um die Körpertemperatur der Gäste zu ermitteln. Es herrscht rigorose Maskenpflicht. „Und wir haben die Anzahl der Gäste, die wir einlassen, drastisch reduziert“, berichtet Schmidt. Maximal 450 Besucher gleichzeitig dürfen durch die vielen Gemäldesäle streifen, sobald die
Uffizien wieder öffnen. Die meisten sind Italiener.
Die Pandemie hat Italiens stolze Kulturszene brutal getroffen. Vor allem kleinere Museen leiden, die meisten zählten im vergangenen Jahr 85 bis 90 Prozent weniger Gäste. „Es gibt aber einzelne, hoch interessante Ausnahmen“, sagt Schmidt.
Zum Beispiel das Museum in Anghiari, das 2019 in Kooperation mit den Uffizien eine Kopie von Leonardo da Vincis verschollenem Gemälde der Schlacht von Anghiari ausstellte. Es konnte 2020 einen Besucherrekord aufstellen. „Das führt uns auch zu einer neuen Strategie, dass wir Kunstwerke aufs Land bringen werden und damit kleine Museen aktivieren“, sagt Schmidt. „Das ist eine Strategie, die weit über Corona hinaus reicht.“„Uffizi diffusi“lautet das Motto: verstreute Uffizien.
Kunstwerke aus dem Depot werden an insgesamt 60 bis 100 Orten im Land ausgestellt, viele kehren an ihre ursprünglichen Standorte zurück,
in Kirchen oder Villen. So sollen die Bewohner der Dörfer und Städte eine neue Verbindung zur Kunst ihrer Vorfahren aufbauen. Partnerstädte werden zum Beispiel Livorno, der Kurort Montecatini Terme oder das Pinocchio-Städtchen Pescia sein.
Der Wander- und Gastrotourismus in der Toskana soll so um die kulturelle Dimension erweitert werden. Die Vorteile der Strategie liegen auf der Hand: mehr Touristen für weniger bekannte Orte, Entlastung fürs überlaufene Florenz. Schmidt sieht die Zwangspause als Chance, über Fehlentwicklungen im Massen-Kulturtourismus nachzudenken: verstopfte Innenstädte, nächtliche Feiern mit Gegröle auf den Straßen, Müll am Morgen.
Bisher kamen Menschen aus aller Welt einmal in ihrem Leben nach Florenz, um den Dom und die Uffizien vor Ort zu bestaunen. Kreuzfahrt-Touristen wurden von den Häfen heran gekarrt. Manche Museen waren überfüllt. Andere – eigentlich ebenso bedeutend – wurden links liegen gelassen. Nun sollen sich die Gäste besser verteilen und häufiger kommen.