Pink Panther-Urteil geplatzt
Von einem mazedonischen Zeugen erhoffte man sich wichtige Aussagen zur Tat in Erkrath. Der aber tauchte nicht auf. Nun wird der Prozess bis Juni fortgesetzt.
ERKRATH/HAGEN Es sollte der letzte Tag im „Pink-Panther-Prozess“sein, das Ende war nach einem monatelangen Verhandlungsmarathon in greifbare Nähe gerückt. Stattdessen meldete sich just an diesem Tag und kurz vor der Urteilsverkündung das Bundeskriminalamt beim Landgericht in Hagen: Man habe endlich die Wohnanschrift eines Zeugen ausfindig machen können. Der könne nun geladen werden, um einen der beiden Angeklagten zu entlasten. Denen wirft die Staatsanwaltschaft diverse Einbruchsdiebstähle unter anderem in Erkrath vor, sie sollen Beute im Wert von 230.000 Euro aus Häusern und einer Boutique getragen haben.
Der Zeuge wohnt in Mazedonien und muss nun nicht nur offiziell geladen, sondern auch auch an der Wohnanschrift angetroffen werden. So etwas könne auch schon mal Wochen oder Monate dauern, war dazu von Gerichtssprecher Bernhard Kuchler zu hören. Hinzu käme, dass man dem Mann freies Geleit zusichern müsse. Im Klartext: Sollte er selbst „Dreck am Stecken haben“, darf er dafür hier nicht juristisch belangt werden. Um eine offizielle Ladung des Zeugen kommt das Gericht also nicht herum – es sei denn, die Angeklagten würden die Wartezeit nutzen, um das fehlende Geständnis nachzuliefern.
Davon kann bislang jedoch keine Rede sein, im Gegenteil: Vom mazedonischen Zeugen erhofft man sich eine entlastende Aussage zu der Tat in Erkrath mit der meisten Beute. Da soll das Auto der mutmaßlichen Diebe auf einer Überwachungskamera gefilmt worden sein. Aus Sicht der Angeklagten könne das nicht sein, sie hätten das Auto an diesem Tag verliehen – und das wiederum könne der mazedonische Zeuge bestätigen. Schaut man auf das mögliche Strafmaß von bis zu zehn Jahren, dann weiß man, warum die Verteidigung wohl nur ungern auf diese Aussage verzichten würde.
Warum das Verfahren als „Pink-Panther-Prozess“in die Annalen des Hagener Landgerichts eingehen wird? Das ist schnell erklärt: Einer der Angeklagten soll Mitbegründer der gefürchteten
„Pink Panther“-Bande gewesen sein. Die Bande, bestehend aus etwa 200 Mitgliedern, soll in den 1990er und 2000er Jahren unter anderem in Tokio, Dubai und Paris mit Juwelendiebstählen von sich Reden gemacht haben. Sie soll nach den gleichnamigen Inspektor-Clouseau-Kriminalkomödien benannt worden sein und die gestohlenen Diamanten – wie im Film – in einer Creme-Dose versteckt haben.
Rajko C. soll bereits in Deutschland, Österreich, Schweden, Luxemburg, Italien, Spanien und den Niederlanden inhaftiert gewesen sein. Vor einigen Jahren soll er an einer Reality-Show auf den Malediven teilgenommen und dort über die Beutezüge der „Pink Panthers“ausgepackt haben. Angeblich schreibt er an seinen Memoiren, aus denen er in dem seit September laufenden Prozess bereits mehrfach vorgelesen haben soll. Nun sucht er jemanden, der die Story verfilmt. Das letzte Kapitel lässt jedoch vorerst auf sich warten. Das Gericht hat Termine bis in den Juni festgesetzt in der Hoffnung, den mazedonischen Zeugen bis dahin anhören zu können.