Schulen bleiben im Distanzunterricht
Am Freitagabend teilte der Kreis noch mit, dass die Schulen am Montag mit dem Präsenzunterricht starten. Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag traf er eine neue Entscheidung: Alles bleibt, wie bisher.
METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Für viele Eltern völlig überraschend hat der Kreis Mettmann am Samstag kurz vor Mitternacht auf seiner Internetseite bekannt gegeben, dass die Schulen am Montag doch nicht mit dem Präsenzunterricht starten, sondern im Modus „Distanzunterricht“bleiben. „Der Kreis Mettmann hat in Abstimmung mit dem Gesundheits- und Schulministerium des Landes entschieden, dass die Schulen im Kreis Mettmann auch am kommenden Montag, 19. April, den Distanzunterricht fortsetzen und nicht in den Wechselunterricht übergehen werden“, erklärte Kreissprecherin Tanja Henkel in einer kurz zuvor verschickten Pressemitteilung. Lehrer, die seit Freitag unterschiedliche Signale aus Mettmann und aus Düsseldorf erhielten, mussten am Wochenende nun alle Eltern über diese Entscheidung informieren.
So wie das Mettmanner Konrad-Heresbach-Gymnasium setzten auch andere Schulen den neuesten Stand der Dinge auf ihre Internet-Seiten.
Rückblick: Dass die Corona-Zahlen auch übers Wochenende steigen, war bereits am Freitag absehbar. Deshalb hatte der Kreis auch seine Allgemeinverfügung zurückgenommen, die das „Test, Click & Meet“-Konzept im Einzelhandel wieder aufhebt. Ab Montag dürfen wegen der steigenden Inzidenz viele Einzelhändler nicht mehr öffnen und Kunden bedienen. Einkaufen mit negativem Testergebnis ist nicht mehr möglich. Auch Museen und Anbieter körpernaher Dienstleistungen müssen ihren Service einstellen.
Schulen hatte der Kreis Mettmann jedoch ausdrücklich davon ausgenommen. „Die Schulen im Kreis Mettmann werden am kommenden Montag zunächst mit dem landesweit angekündigten Wechselunterricht starten“, erklärte Kreissprecherin Daniela Hitzemann am Freitag, 16.51 Uhr. „Die Schulministerin hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ab dem 19. April alle Jahrgangsstufen wieder im Wechselunterrichtsmodell beschult werden, so dass alle Schülerinnen und Schüler tageweise auch wieder Präsenzunterricht
erhalten. Die derzeit gültigen Regelungen für das Land NRW sehen keine automatischen Schulschließungen bei der Überschreitung der Inzidenzgrenze von 200 vor. Dies ist derzeit im Zuge einer Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf Bundesebene vorgesehen, welche allerdings noch nicht abschließend beschlossen wurde.“
Um 18.19 Uhr erreicht die RP-Redaktion am Freitag eine Mitteilung des NRW-Gesundheitsministerium, die eine neue Allgemeinverfügung ankündigte, in der die Öffungsszenarien der Schulen festgelegt werden. Die Vorgaben orientieren sich an den Vorschlägen, die die Bundesregierung für die Anpassung des Bundesinfektionsschutzgesetzes gemacht hatte: Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen über 200 liegt, müssten Lehrer und Schüler auf Distanzunterricht umsatteln, hieß es da. Und auch nicht gleich am darauffolgenden Tag, sondern erst zwei Tage später. Das hätte geheißen: Wenn die Inzidenz im Kreis Mettmann am Samstag, Sonntag und Montag über 200 liegt, wird ab Mittwoch auf Distanz gelernt. Auf diese Entscheidung der NRW-Regierung weist der Kreis am Freitag um 20.11 Uhr auf seiner Facebookseite hin.
Am Samstag klettert die Inzidenz wie befürchtet weiter und erreicht einen Wert von 214,0 (am Sonntag liegt sie bereits bei 220,8). In Sozialen Medien und in WhatsApp-Chatgruppen brechen Diskussionen über die Notwendigkeit von Präsenzunterricht aus. Einige Eltern kündigen an, ihre Kinder auf keinen Fall in die Schule schicken zu wollen. Auch wenn sie sich damit der Gefahr von Sanktionen aussetzen würden.
Um 23.53 Uhr veröffentlicht der Kreis Mettmann dann seine vorerst letzte Mitteilung in der Sache: Die Schüler im Kreis Mettmann bleiben ab Montag im Distanzunterricht. „Durch diese Maßnahme soll so schnell wie möglich, die Infektionsgefahr im Schulbereich eingedämmt werden. Eine Notbetreuung ist weiterhin gegeben. Für die Abschlussklassen findet weiterhin Präsenzunterricht
statt“, erklärte Kreissprecherin Tanja Henkel.
Bei Facebook, wo der Kreis die Nachricht bereits eine halbe Stunde früher gepostet hatte, stieß diese Entscheidung auf unterschiedliche Reaktionen. „Ihr seid echt lustig. Jetzt toppt der Kreis auch noch Gebauer und gibt das nicht schon Freitagnachmittag, sondern erst am Samstagabend bekannt. OK, dann nehme ich meine Kids halt am Montag mit ins Büro, während meine Frau am Montag dann wieder überfüllte Notgruppen in ihrer Grundschule betreut. Immer weiter so...“, schreibt ein User. Eine andere schreibt: „Die einzig richtige Entscheidung. Danke!“Und eine weitere Facebooknutzerin meint: „Sehr gute Entscheidung!!! Die hätte man aber auch am Donnerstag schon treffen können und nicht die Schulen bis Freitag Abend zappeln lassen, um das am Samstag wieder umzuschmeißen! Es war doch absehbar, dass die Zahlen ruckzuck über 200 sein würden.“Auch bei Facebook zu lesen: „Man bekommt echt ein Schleudertrauma von dem
ganzen Hin und Her.“
Laut Allgemeinverfügung des Landes kehren die Schulen unter folgenden Voraussetzungen wieder zum Präsenzunterricht im Wechselmodell zurück: „Sinkt der Inzidenzwert für mindestens drei Tage unter 200, wird zum nächsten Wochenbeginn der Wechselunterricht in den jeweiligen Kreisen und kreisfreien Städten wieder aufgenommen“, erklärte ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums.
Daran hielt Düsseldorf offensichtlich trotz mehrfacher Intervention des Kreises Mettmann bis Samstagabend fest. Erst da, so erklärte eine Sprecherin des Kreises am Sonntag auf Anfrage, „hat uns das Ministerium die Option Distanzunterricht schon am Montag ermöglicht“. Wechselunterricht für zwei Tage – das wäre der Sprecherin zufolge eine deutlich größere Herausforderung für alle Beteiligten geworden.
Informationen über eine Anpassung bei der Betreuung von Kita-Kindern lagen am Sonntag übrigens nicht vor. Dort bleibt alles – Stand jetzt – beim Alten.