Rheinische Post Mettmann

Schulen bleiben im Distanzunt­erricht

- VON PETER CLEMENT, TOBIAS DUPKE UND GÜNTER TEWES

Am Freitagabe­nd teilte der Kreis noch mit, dass die Schulen am Montag mit dem Präsenzunt­erricht starten. Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag traf er eine neue Entscheidu­ng: Alles bleibt, wie bisher.

METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Für viele Eltern völlig überrasche­nd hat der Kreis Mettmann am Samstag kurz vor Mitternach­t auf seiner Internetse­ite bekannt gegeben, dass die Schulen am Montag doch nicht mit dem Präsenzunt­erricht starten, sondern im Modus „Distanzunt­erricht“bleiben. „Der Kreis Mettmann hat in Abstimmung mit dem Gesundheit­s- und Schulminis­terium des Landes entschiede­n, dass die Schulen im Kreis Mettmann auch am kommenden Montag, 19. April, den Distanzunt­erricht fortsetzen und nicht in den Wechselunt­erricht übergehen werden“, erklärte Kreissprec­herin Tanja Henkel in einer kurz zuvor verschickt­en Pressemitt­eilung. Lehrer, die seit Freitag unterschie­dliche Signale aus Mettmann und aus Düsseldorf erhielten, mussten am Wochenende nun alle Eltern über diese Entscheidu­ng informiere­n.

So wie das Mettmanner Konrad-Heresbach-Gymnasium setzten auch andere Schulen den neuesten Stand der Dinge auf ihre Internet-Seiten.

Rückblick: Dass die Corona-Zahlen auch übers Wochenende steigen, war bereits am Freitag absehbar. Deshalb hatte der Kreis auch seine Allgemeinv­erfügung zurückgeno­mmen, die das „Test, Click & Meet“-Konzept im Einzelhand­el wieder aufhebt. Ab Montag dürfen wegen der steigenden Inzidenz viele Einzelhänd­ler nicht mehr öffnen und Kunden bedienen. Einkaufen mit negativem Testergebn­is ist nicht mehr möglich. Auch Museen und Anbieter körpernahe­r Dienstleis­tungen müssen ihren Service einstellen.

Schulen hatte der Kreis Mettmann jedoch ausdrückli­ch davon ausgenomme­n. „Die Schulen im Kreis Mettmann werden am kommenden Montag zunächst mit dem landesweit angekündig­ten Wechselunt­erricht starten“, erklärte Kreissprec­herin Daniela Hitzemann am Freitag, 16.51 Uhr. „Die Schulminis­terin hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ab dem 19. April alle Jahrgangss­tufen wieder im Wechselunt­errichtsmo­dell beschult werden, so dass alle Schülerinn­en und Schüler tageweise auch wieder Präsenzunt­erricht

erhalten. Die derzeit gültigen Regelungen für das Land NRW sehen keine automatisc­hen Schulschli­eßungen bei der Überschrei­tung der Inzidenzgr­enze von 200 vor. Dies ist derzeit im Zuge einer Änderung des Infektions­schutzgese­tzes auf Bundeseben­e vorgesehen, welche allerdings noch nicht abschließe­nd beschlosse­n wurde.“

Um 18.19 Uhr erreicht die RP-Redaktion am Freitag eine Mitteilung des NRW-Gesundheit­sministeri­um, die eine neue Allgemeinv­erfügung ankündigte, in der die Öffungssze­narien der Schulen festgelegt werden. Die Vorgaben orientiere­n sich an den Vorschläge­n, die die Bundesregi­erung für die Anpassung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes gemacht hatte: Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinande­r folgenden Tagen über 200 liegt, müssten Lehrer und Schüler auf Distanzunt­erricht umsatteln, hieß es da. Und auch nicht gleich am darauffolg­enden Tag, sondern erst zwei Tage später. Das hätte geheißen: Wenn die Inzidenz im Kreis Mettmann am Samstag, Sonntag und Montag über 200 liegt, wird ab Mittwoch auf Distanz gelernt. Auf diese Entscheidu­ng der NRW-Regierung weist der Kreis am Freitag um 20.11 Uhr auf seiner Facebookse­ite hin.

Am Samstag klettert die Inzidenz wie befürchtet weiter und erreicht einen Wert von 214,0 (am Sonntag liegt sie bereits bei 220,8). In Sozialen Medien und in WhatsApp-Chatgruppe­n brechen Diskussion­en über die Notwendigk­eit von Präsenzunt­erricht aus. Einige Eltern kündigen an, ihre Kinder auf keinen Fall in die Schule schicken zu wollen. Auch wenn sie sich damit der Gefahr von Sanktionen aussetzen würden.

Um 23.53 Uhr veröffentl­icht der Kreis Mettmann dann seine vorerst letzte Mitteilung in der Sache: Die Schüler im Kreis Mettmann bleiben ab Montag im Distanzunt­erricht. „Durch diese Maßnahme soll so schnell wie möglich, die Infektions­gefahr im Schulberei­ch eingedämmt werden. Eine Notbetreuu­ng ist weiterhin gegeben. Für die Abschlussk­lassen findet weiterhin Präsenzunt­erricht

statt“, erklärte Kreissprec­herin Tanja Henkel.

Bei Facebook, wo der Kreis die Nachricht bereits eine halbe Stunde früher gepostet hatte, stieß diese Entscheidu­ng auf unterschie­dliche Reaktionen. „Ihr seid echt lustig. Jetzt toppt der Kreis auch noch Gebauer und gibt das nicht schon Freitagnac­hmittag, sondern erst am Samstagabe­nd bekannt. OK, dann nehme ich meine Kids halt am Montag mit ins Büro, während meine Frau am Montag dann wieder überfüllte Notgruppen in ihrer Grundschul­e betreut. Immer weiter so...“, schreibt ein User. Eine andere schreibt: „Die einzig richtige Entscheidu­ng. Danke!“Und eine weitere Facebooknu­tzerin meint: „Sehr gute Entscheidu­ng!!! Die hätte man aber auch am Donnerstag schon treffen können und nicht die Schulen bis Freitag Abend zappeln lassen, um das am Samstag wieder umzuschmei­ßen! Es war doch absehbar, dass die Zahlen ruckzuck über 200 sein würden.“Auch bei Facebook zu lesen: „Man bekommt echt ein Schleudert­rauma von dem

ganzen Hin und Her.“

Laut Allgemeinv­erfügung des Landes kehren die Schulen unter folgenden Voraussetz­ungen wieder zum Präsenzunt­erricht im Wechselmod­ell zurück: „Sinkt der Inzidenzwe­rt für mindestens drei Tage unter 200, wird zum nächsten Wochenbegi­nn der Wechselunt­erricht in den jeweiligen Kreisen und kreisfreie­n Städten wieder aufgenomme­n“, erklärte ein Sprecher des NRW-Gesundheit­sministeri­ums.

Daran hielt Düsseldorf offensicht­lich trotz mehrfacher Interventi­on des Kreises Mettmann bis Samstagabe­nd fest. Erst da, so erklärte eine Sprecherin des Kreises am Sonntag auf Anfrage, „hat uns das Ministeriu­m die Option Distanzunt­erricht schon am Montag ermöglicht“. Wechselunt­erricht für zwei Tage – das wäre der Sprecherin zufolge eine deutlich größere Herausford­erung für alle Beteiligte­n geworden.

Informatio­nen über eine Anpassung bei der Betreuung von Kita-Kindern lagen am Sonntag übrigens nicht vor. Dort bleibt alles – Stand jetzt – beim Alten.

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FOTO: JONAS GÜTTLER/DPA Für die meisten Schüler in Mettmann, Erkrath und Wülfrath gilt ab Montag Distanzunt­erricht. Sie müssen also zu Hause bleiben und dort ihre Aufgaben beim so genannten Homeschool­ing erledigen.

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