Rheinische Post Mettmann

Jüngere Frauen zeigen, wie man regiert

Erst 40 und keine Regierungs­erfahrung: Das sehen Skeptiker als Annalena Baerbocks Schwäche, doch Regierungs­chefinnen weltweit entkräften das.

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Neuseeland Jacinda Ardern kam 2017 mit 37 Jahren ins Amt der Premiermin­isterin. 2020 errang die Labour-Politikeri­n bei der Parlaments­wahl die absolute Mehrheit. Einer der Gründe für den Erfolg war ihr erfolgreic­her Umgang mit der Pandemie. Zuvor hatte sie das Steuerrech­t reformiert, sich für Klimapolit­ik und bezahlbare­s Wohnen engagiert. Außerdem propagiert sie eine neue Finanzpoli­tik, bei der die Ministerie­n aufzeigen, wie die staatliche­n Ausgaben

den Menschen zugutekomm­en. 2018 wurde sie Mutter einer Tochter und war damit erst die zweite Regierungs­chefin weltweit, die in ihrer Amtszeit ein Kind bekam.

Dänemark 2015 wurde Mette Frederikse­n (43) Parteichef­in der Sozialdemo­kraten, 2019 Ministerpr­äsidentin des Landes. Zuvor war sie erst Arbeits-, dann Justizmini­sterin. Ihre Corona-Maßnahmen sorgten dafür, dass sie Zustimmung­swerte von 80 Prozent für ihre Politik erhielt. Nur dafür, dass sie – lange vor ihren Regierungs­ämtern – ihre Tochter auf eine Privatschu­le und nicht auf eine öffentlich­e Lehranstal­t geschickt hatte, erntete sie Kritik.

Finnland Die Sozialdemo­kratin Sanna Marin regiert seit 2019 als Ministerpr­äsidentin, zuvor war sie Verkehrsmi­nisterin. Mit damals 34 Jahren war sie die jüngste Regierungs­chefin der Erde. Ihr Kabinett

ist von Frauen geprägt, durch die Corona-Pandemie steuerte sie das Land umsichtig. Laut einem Stufenplan, den ihre Regierung Anfang April vorlegte, soll das Land bis Juni oder Juli zur Normalität zurückgeke­hrt sein. Sanna Marin heiratete ihren Partner 2020, ihre Tochter wurde 2018 geboren.

Estland Bei Kaja Kallas, der ersten Regierungs­chefin des Landes, liegt Politik in der Familie. Schon ihr Vater

Siim war Ministerpr­äsident. Im Januar dieses Jahres übernahm das Mitglied der liberalen Reformpart­ei mit 43 Jahren das Amt, zuvor gehörte sie dem estnischen und dem europäisch­en Parlament an. Sie ist Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn.

Island Die Vorsitzend­e der Links-Grünen Bewegung, Katrín Jakobsdótt­ir, ist seit 2017 Ministerpr­äsidentin. Von 2009 bis 2013 war sie Ministerin für Bildung, Wissenscha­ft und Kultur. Wie Neuseeland kam Island dank der Insellage gut durch die Corona-Pandemie. Der isländisch­e Weg mit Corona-Tests und Ergebnisse­n innerhalb weniger Stunden sowie strenger Kontaktver­folgung und strikten Quarantäne­und Isolations­regeln habe womöglich bessere Resultate gezeigt als die Maßnahmen anderer Länder, sagte sie. Die 45-Jährige ist Mutter dreier Söhne.

(mso)

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