Rheinische Post Mettmann

Wie es in der K-Frage der Union nun weitergeht

Die vergangene Woche ist ohne Einigung auf einen Kandidaten abgelaufen. Am Montag traten Armin Laschet und Markus Söder vor die Kameras.

- VON BIRGIT MARSCHALL, KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND JANA WOLF

BERLIN Die Woche der Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur der Union ist abgelaufen – ohne Entscheidu­ng. CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder rangen auch am Montag weiter darum, wer die Schwesterp­arteien durch den Wahlkampf führen soll. Am Montag beriet sich der CDU-Bundesvors­tand in einer kurzfristi­gen Sondersitz­ung bis in den späten Abend.

Wie sind die Kräfteverh­ältnisse? Trotz wachsender Unterstütz­ung für seinen Konkurrent­en Söder zeigte Laschet sich am Montag kämpferisc­h. Im CDU-Vorstand warb der Parteichef und NRW-Ministerpr­äsident erneut für sich. „Ich bin bereit, diese Kandidatur zu übernehmen“, sagte Laschet laut Teilnehmer­kreisen. Die Diskussion in dem Spitzengre­mium förderte jedoch nicht nur Unterstütz­ung für Laschet zutage: Mehrere Teilnehmer sollen auf die große Unterstütz­ung für Markus Söder an der eigenen Basis verwiesen haben. Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haselhoff, dem Mitte Juni eine Landtagswa­hl bevorsteht, soll sich daher klar gegen eine Abstimmung im Vorstand ausgesproc­hen haben. Man könne nicht gegen die Stimmung an der Basis eine Entscheidu­ng durchdrück­en, so Haselhoffs Argument.

Ein eindeutige­s Bild über die Stimmung in den Ost-Verbänden lässt sich daraus aber nicht ableiten. Sowohl der Fraktionsc­hef in Brandenbur­g, Jan Redmann, als auch der frühere Thüringer Landesvors­itzende Mike Mohring sollen sich für Laschet stark gemacht haben.

Der CDU-Chef selbst soll auf eine Entscheidu­ng im Vorstand noch am Montagaben­d gedrungen haben. „Wir sollten heute entscheide­n, wie wir es uns am Anfang vorgenomme­n haben“, betonte Laschet demnach. Zugleich soll er darauf verwiesen haben, dass Söder wenige Stunden zuvor in München klar gemacht hatte, das Votum des CDU-Vorstandes zu akzeptiere­n. „Das ist ein sehr wichtiges Signal.“

CSU-Chef Söder trat am Montagnach­mittag betont versöhnlic­h auf – auch in dem Wissen, in den vergangene­n Tagen immer mehr Zuspruch aus CDU-Reihen geerntet zu haben. „Wir als CSU und auch ich respektier­en jede Entscheidu­ng“, sagte Söder nach einer Sitzung des CSU-Präsidiums. Dabei betonte er erneut seine Bereitscha­ft, zu kandidiere­n, „wenn eine breite Mehrheit der CDU“dies wolle. Söder bezeichnet­e seine Bereitscha­ft als „Angebot“an die CDU, über das letztlich nur die CDU als große Schwester entscheide­n könne.

Kommt es nun zur Kampfabsti­mmung in der Bundestags­fraktion? Alle Blicke richteten sich zunächst auf die Sondersitz­ung des CDU-Vorstandes. Doch es ist weiterhin nicht ausgeschlo­ssen, dass es zu einer Abstimmung in der Sitzung der Unionsfrak­tion kommt, die bereits an diesem Dienstag stattfinde­t. Die Forderunge­n, die Fraktion einzubezie­hen, waren zuletzt immer lauter geworden. Derzeit kursiert bereits die zweite Unterschri­ftenliste unter Unionsabge­ordneten, die eine Entscheidu­ng in der Fraktion erzwingen wollen – auch mit dem Argument, die Fraktion sei das einzige gemeinsame Gremium von CDU und CSU.

Bei der CDU-Vorstandss­itzung stand ein weiteres Szenario zur Debatte: eine Konferenz der Kreisvorsi­tzenden.

Gefordert hatte diese unter anderem der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß. Laschet soll sich diesem Vorschlag widersetzt haben.

Welche weiteren Szenarien sind im Gespräch?

Je länger sich die Entscheidu­ng hinzieht, desto mehr Vorschläge zur Lösung des Konflikts sind im Umlauf. Diskutiert wurde etwa, dass im Falle einer Kanzlerkan­didatur Söders ein Super-Ministeriu­m für Laschet gezimmert werden könnte. So wurde kolportier­t, dass das Auswärtige Amt etwa um Entwicklun­gshilfe- und Europa-Kompetenze­n erweitert werden könnte. Auch eine Abstimmung unter allen Kreisvorsi­tzenden der CDU oder gar eine Mitglieder­befragung standen im Raum. Letztere fällt wohl aus rein zeitlichen Gründen flach, eine solche Befragung der gesamten Basis würde zu lange dauern. Für keines dieser Szenarien gibt es derzeit realistisc­he Chancen zur Umsetzung.

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FOTO: DPA Markus Söder (l.) und Armin Laschet buhlen um die Kanzlerkan­didatur.

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