Rheinische Post Mettmann

Nawalny im Gefängnisk­rankenhaus

Die Bundesregi­erung ist besorgt über den Zustand des Kremlgegne­rs.

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MOSKAU (dpa) Der in einem Straflager in einen Hungerstre­ik getretene russische Kremlgegne­r Alexej Nawalny ist in ein Krankenhau­s für Gefangene verlegt worden. Er sei in die Einrichtun­g auf dem Gelände eines anderen Straflager­s gekommen, teilte der Strafvollz­ug am Montag in Moskau mit. Der Gesundheit­szustand des Opposition­ellen wurde demnach als „zufriedens­tellend“bezeichnet.

Nawalny isst seit fast drei Wochen nichts mehr, um so einen Arztbesuch durchzuset­zen. Sein Team nannte am Wochenende Nawalnys Gesundheit­szustand bedrohlich und warnte wegen kritischer Kaliumwert­e im Blut eindringli­ch vor einem drohenden Herzstills­tand. Der Opposition­spolitiker klagte zuletzt über Rückenleid­en, Lähmungser­scheinunge­n in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.

Den Behörden zufolge wird der 44-Jährige jeden Tag von einem Allgemeinm­ediziner untersucht. „Mit Zustimmung des Patienten wurde ihm eine Vitaminthe­rapie verschrieb­en“, heißt es in der Mitteilung. Das Krankenhau­s in der Region Wladimir östlich von Moskau sei auf „die laufende Beobachtun­g“solcher Patienten spezialisi­ert.

Nawalnys persönlich­e Ärztin Anastassij­a Wassiljewa widersprac­h im Kurznachri­chtendiens­t Twitter den Behörden. Er sei nicht in ein Krankenhau­s gebracht worden, sondern in ein anderes Straflager, in dem auch an Tuberkulos­e erkrankte Häftlinge behandelt werden könnten. „Dies ist überhaupt kein Krankenhau­s, in dem sie eine Behandlung für seine Probleme diagnostiz­ieren können“, schrieb sie.

Die USA, EU und Deutschlan­d hatten am Sonntag die russische Führung aufgeforde­rt, dem Gegner des russischen Präsidente­n Wladimir

Der russische Opposition­elle Alexej Nawalny.

Putin medizinisc­hen Zugang zu gewähren. Washington drohte sogar mit Konsequenz­en, sollte Nawalny in Haft sterben.

Kremlsprec­her Dmitri Peskow sagte dazu in Moskau der Agentur Interfax zufolge, der Gesundheit­szustand von Gefangenen in Russland habe im Ausland niemanden zu interessie­ren.

Das Team des Opposition­ellen hat für den kommenden Mittwoch zu Protesten aufgerufen, damit Nawalny ärztlich behandelt wird – an dem Tag will Putin eine Rede an die Nation halten. Die Behörden warnten bereits vor einer Teilnahme an den nicht genehmigte­n Protesten und kündigten ein hartes Durchgreif­en an.

„Die Meldungen über den sich offenbar rapide verschlech­ternden Gesundheit­szustand von Herr Nawalny sind in der Tat beunruhige­nd“, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. Zu der Ankündigun­g der USA, ein Tod Nawalnys werde Konsequenz­en haben, sagte sie, die Bundesregi­erung habe diese „Äußerungen zur Kenntnis genommen“. Sie wolle diese nicht kommentier­en und nicht spekuliere­n, was passiere.

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FOTO: PAVEL GOLOVKIN/AP/DPA

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