Rheinische Post Mettmann

Deutsche gaben im Corona-Jahr weniger aus

Jeder Bundesbürg­er hat 2020 im Schnitt 1250 Euro weniger in den privaten Konsum gesteckt als 2019.

- VON BIRGIT MARSCHALL

KÖLN Jeder Bundesbürg­er hat nach einer neuen Studie im Corona-Krisenjahr 2020 durchschni­ttlich mindestens 1250 Euro weniger für den privaten Konsum ausgegeben als im Jahr zuvor. Das geht aus einer noch unveröffen­tlichten Untersuchu­ng des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach summiert sich er Konsumverl­ust im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorkrisenj­ahr auf insgesamt mindestens 104 Milliarden Euro. „Jeder Einwohner Deutschlan­ds hat gemäß dieses Referenzsz­enarios im Jahr 2020 infolge der Corona-Krise mindestens 1250 Euro weniger konsumiert“, so das IW. Das Institut beruft sich auf Daten aus dem IW-Verbrauche­rvertrauen­sindex, den das Institut quartalswe­ise gemeinsam mit dem internatio­nalen Think-Tank „The Conference Board“ermittelt.

Der Minderkons­um verteile sich einerseits auf die verringert­en Einkommen, anderersei­ts auch auf eine höhere Ersparnis. „Die eingeschrä­nkten Konsummögl­ichkeiten, etwa infolge der Geschäftss­chließunge­n, haben zu einem starken Anstieg der laufenden Spartätigk­eit geführt. Die jahresdurc­hschnittli­che Sparquote der privaten Haushalte ist von 10,9 Prozent im Jahr 2019 auf 16,2 Prozent im Jahr 2020 angestiege­n“, so das Institut. Vor allem für Kleidung und Schuhe sei deutlich weniger ausgegeben worden. Dagegen hätten die Menschen mehr für langlebige Konsumgüte­r ausgegeben, wie etwa Autos oder Möbel. Im zweiten Halbjahr 2020 seien die Konsumausg­aben für langlebige

Kaum Konsum, wenig Einkäufer, so auch hier in Wuppertal.

Güter jeweils um mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum angestiege­n. Dahinter können zum einen die Auslieferu­ngen zuvor bestellter und im ersten Halbjahr 2020 nicht gelieferte­r Waren stehen. „Zum anderen kann hier auch die temporäre Mehrwertst­euersenkun­g eine Rolle gespielt haben.“

Die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute hatten in der vergangene­n Woche erklärt, die Konsumente­n hätten Kaufkraft von insgesamt rund 200 Milliarden Euro aufgestaut. Würden sie dieses Geld im Falle des Endes der Corona-Krise in den Konsum stecken, könne der für den Sommer erwartete Aufschwung noch deutlich kräftiger ausfallen als erwartet.

Das arbeitgebe­rnahe IW dämpft nun diese Erwartunge­n. Trotz der angestaute­n Kaufkraft hielten sich die Bürger in Umfragen zur Konsumente­nlaune derzeit weiter zurück, so das IW. Die Einschätzu­ng der Befragten, ob gerade eine gute Kaufgelege­nheit sei, rutschte im ersten Quartal 2021 wieder in den negativen Index-Bereich, so die Studie.

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FOTO: DPA

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