Rheinische Post Mettmann

Rewe fährt in Pandemie Rekordumsa­tz ein

Lebensmitt­el top, Touristik flop – die Bilanz des Kölner Handelskon­zerns spiegelt die Situation der Branchen in der Corona-Krise.

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Lebensmitt­el braucht und kauft jeder, verreisen kann kaum jemand in der Pandemie: Diese Phänomene spiegeln sich klar in der Bilanz der Rewe-Gruppe. Die Kölner sind durch die Übernahme des Großhändle­rs Lekkerland im vergangene­n Jahr deutlich gewachsen und haben dank des starken Lebensmtte­lgeschäfts den coronabedi­ngten Einbruch in der Touristiks­parte wettgemach­t. Der Umsatz des Konzerns stieg um 12,6 Milliarden auf den Rekordwert von 75,3 Milliarden Euro – ein Anstieg, der in etwa dem durch den Lekkerland-Zukauf entstanden Plus entspricht. Das Wachstum in den Supermärkt­en sowie beim Discounter Penny und der Baumarktke­tte Toom habe die Rückgänge im Reisegesch­äft mehr als ausgeglich­en, erklärte Vorstandsc­hef Lionel Souque. Operativ hat der Konzern mehr als 1,2 Milliarden Euro verdient, eine Steigerung um mehr als ein Drittel. Unter dem Strich sank der Gewinn wegen der Touristikp­robleme und steuerlich­er Lasten um fast ein Fünftel auf 415 Millionen Euro.

Das Reisegesch­äft mit den Marken DER, Jahn Reisen und ITS war im vergangene­n Jahr logischerw­eise die problemati­schste Sparte. Es verlor drei Viertel seines Geschäfts und machte nur noch 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Unter dem Strich hat der Bereich knapp 400 Millionen Euro Verlust gemacht. Man habe in der Krise Konsequenz­en gezogen, sagte Finanzvors­tand Christian Mielsch in einer Telefonkon­ferenz. Rückzahlun­gen an Reisekunde­n seien aus eigenen Mitteln und mit Geld aus der Rewe-Gruppe erledigt worden. Kosten gespart worden seien unter anderem durch Kurzarbeit und Änderungen in der IT-Struktur. Gleichzeit­ig habe man investiert – in Hotels und den Zukauf von 25 Reisebüros der Galeria Karstadt Kaufhof. Die Perspektiv­e für das laufende Jahr bleibt aber vorerst bescheiden. Das Ziel für 2021 sei gewesen, die Hälfte des Niveaus von 2019 zu erreichen, teilte Touristik-Vorstand Sören Hartmann mit. Aber unter den gegebenen Beschränku­ngen sei eine Prognose für das laufende Jahr schwierig.

Die fehlende Gelegenhei­t, Urlaub zu machen, hat für einen Boom bei Heimwerker­n gesorgt. Der hat das Geschäft bei den Baumärkten um ein Fünftel wachsen lassen. Gegenwärti­g ist dieser Bereich aber wegen der sich verändernd­en Bedingunge­n für Öffnungen schwierig, wie Rewe einräumt. Derzeit seien viele Märkte geschlosse­n; in anderen sei Click & Collect möglich.

Das Einkaufsve­rhalten der Kunden hat sich vor allem zu Beginn der Coronaviru­s-Pandemie verändert. Damals habe es Hamsterkäu­fe gegeben, aber das sei mittlerwei­le zu vernachläs­sigen, so der Konzernche­f. Aktuell sei es so, dass die Kunden seltener kämen, aber dafür dann mehr einkauften. Zudem gibt es der Beobachtun­g des ReweChefs zufolge einen Trend zum sogenannte­n

One-Stop-Kauf, bei dem der Kunde möglichst große Teile seines Bedarfs in einem einzigen Laden abzudecken versucht. Ausgangssp­erren, wie es sie beispielsw­eise in Baden-Württember­g, aber auch bereits in einzelnen Kommunen Nordrhein-Westfalens gibt (beispielsw­eise in Köln), lassen die Erlöse nach Souques Angaben zwar leicht sinken. Aber Rewe wird sich nicht wehren. Man werde „kein Theater machen“, so Souque. Wäre wohl auch nicht nötig, wenn die Sperre erst um 22 Uhr beginnt. Dass es umgekehrt dann, wenn Restaurant­s wieder öffnen dürften, einen nennenswer­ten Umsatzrück­gang geben wird, will der Rewe-Chef wiederum auch nicht glauben: „Die Lust zum Kochen wird bleiben.“

Investiere­n will der Konzern 2021 wie in den beiden folgenden rund 2,3 Milliarden Euro. Damit sollen Filialen modernisie­rt, die Logistik ausgebaut und die Digitalisi­erung vorangetri­eben werden, wie Souque sagte.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Das Geschäft in der Lebensmitt­elsparte von Rewe boomt, auch dank des Abholservi­ces wie hier in Köln.

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