Deutscher Fußball verurteilt die Super League
Bundesligavertreter nennen die Abspaltung zynisch und unsolidarisch. Die Uefa reformiert derweil die Champions League.
MONTREUX (dpa) Der größte Machtkampf in der Geschichte des europäischen Klub-Fußballs eskaliert und könnte bereits bei der EM Konsequenzen haben. Die Uefa konterte die Super-League-Pläne der zwölf Abtrünnigen mit ihrer weitreichenden Reform der Champions League und sprach eine beispiellose Drohung aus. „Die Spieler, die in diesen Teams spielen, die vielleicht in einer geschlossenen Liga spielen, werden von der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft ausgeschlossen“, sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin am Montag. Auch ein Ausschluss von Real Madrid, Manchester City und dem FC Chelsea aus dem Champions-League-Halbfinale nächste Woche scheint nicht ausgeschlossen. Mit Drohkulissen dieser Art ist auch in naher Zukunft zu rechnen. „Wir stehen alle gemeinsam gegen dieses Nonsens-Projekt. Alle 55 Verbände sind gegen die zynischen Pläne“, sagte Ceferin und griff die abtrünnigen Klubs scharf an. „Solidarität ist etwas, das für immer steht. Für manche ist Solidarität, Einheit etwas, was nicht existiert. Das einzige, was für sie zählt, ist ihre eigene Tasche.“
Die neue Liga soll jeweils in der Wochenmitte spielen und steht damit in direkter Konkurrenz zur Königsklasse der Uefa, die diese Pläne wie auch etliche nationale Ligen, Verbände und Vereine scharf kritisierte. „Eine geschlossene Gesellschaft ist ein Verbrechen am Fußball“, sagte Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler und kritisierte vor allem den von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool: „Für einen Club, bei dem die Fans „You’ll never walk alone“singen, ist das beschämend.“
Trotz der angekündigten Abspaltung von einem Dutzend Topclubs mit Real, dem FC Liverpool und Juventus Turin beschloss das Uefa-Exekutivkomitee die bei Fans umstrittene Reform der Champions League. Ab der Saison 2024/25 werden 36 statt bislang 32 Teams an der Gruppenphase teilnehmen, zudem wird es insgesamt 100 weitere Spiele geben.
„Mit großer Erschütterung“haben die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund auf die Gründung einer europäischen Super League reagiert. „Wir stehen in Solidarität zur Uefa und Präsident
Ceferin. Gleichzeitig unterstützen wir sämtliche angekündigten Gegen-Maßnahmen von Fifa und Uefa, aber auch der betroffenen nationalen Ligen und Verbände“, teilten DFL und DFB in einer gemeinsamen Erklärung mit und ergänzten: „Dass hiervon auch die Berufung deutscher, bei Super-League-Clubs unter Vertrag stehender Nationalspieler betroffen sein kann, ist uns bewusst.“
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge glaubt nicht an einen wirtschaftlichen Erfolg der Super League. „Ich glaube nicht, dass die
Super League die finanziellen Probleme der europäischen Klubs lösen wird, die durch Corona entstanden sind. Der FC Bayern hat sich an den Planungen einer Super League nicht beteiligt“, stellte Rummenigge vorsichtshalber klar.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verwies darauf, dass die Mitglieder der Europäischen Club-Vereinigung ECA die Super-League-Pläne abgelehnt hätten. Der BVB und Bayern München würden dabei die gleiche Auffassung vertreten. Der Beschluss der ECA besage, „dass die Klubs die Reform der Uefa Champions League umsetzen wollen“, sagte Watzke.
Klub-Chef Fernando Carro von Bayer Leverkusen sieht bei der Reform der Champions League eine akzeptable Lösung. Sie sei „ein tragfähiger und sinnvoller Kompromiss“. Die Super League sei aber „leider alleine von finanziellen Ansprüchen und gegebenenfalls auch finanziellen Nöten getrieben. Sie würde das Fundament des Fußballs an vielen Stellen konterkarieren. Diese Initiative zeigt leider das fehlende Gespür der daran beteiligten Menschen im Hinblick auf die
Konsumenten, die Fans.“Deshalb lehne der Verein „dieses alternative Format entschieden ab“.
Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer Max Eberl und Stephan Schippers erfüllt die geschlossene Ablehnung der Super League durch die deutschen Klubs nach eigener Aussage mit Stolz. „Es ist zynisch und heuchlerisch zu behaupten, dies sei ein Schritt zum Wohle des Fußballs, der den Wünschen der Fußballfans entspreche, wie dies die Betreiber dieser Liga nun tun“, teilten beide in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Dabei sollen in der Königsklasse zwei der vier neuen Plätze nicht mehr aufgrund von Leistungen aus der vorigen Saison vergeben werden. Stattdessen wären dafür die Platzierungen der Vereine in der Fünfjahreswertung der Uefa ausschlaggebend.
In der Champions League soll damit ab 2024 nicht mehr in acht Vorrundengruppen gespielt werden. Anstelle dessen soll es eine Liga geben, in der aber nicht jeder gegen jeden antritt. Dabei würde jedes Team zehn statt bislang sechs Vorrundenspiele bestreiten.